

Ich habe mir jetzt seit einer Woche nicht die Hände gewaschen, Sie werden verzeihen.
Ich habe nämlich den "sexiest man alive" getroffen.
Und gesprochen.
Und gesehen.
Und angefasst!
Naja, und jetzt bin ich eben verliebt.
Also, so weit man in einen Schauspieler verliebt sein kann, der der "sexiest man alive" ist, ...
... von Millionen von Frauen verehrt und begehrt wird, ...
... der mehr als glücklich verheiratet ist, ...
... zwei Kinder hat ...
.... und nur zu Promotion-Zwecken mit Tausenden von JournalistInnen redet, ...
... seufz.
"Mr Jackman, es ist eine große Freude, Sie zu treffen!"
"Danke, gleichfalls, Sabine." (Journalistin errötet)
"Ähm, wie fühlt der sexiest man alive sich eigentlich, wenn er den Müll rausbringen muss?" (Journalistin errötet gleich noch einmal ob dieser bescheuerten Frage)
"Och, ganz okay, das gehört dazu. Und ich denke nun wirklich nicht den ganzen Tag daran, was andere von mir halten."
"Und - ich habe eine Erziehung genossen, die es mir nicht erlaubt, überheblich zu sein." (Er lächelt, Journalistin versucht, zurückzulächeln, errötet selbstverständlich wieder)
"Und wie lebt Ihre Frau damit, dass sie permanent dieses Prachtexemplar von Mann neben sich hat?" ("Prachtexemplar" hatte Journalistin vorher im Dictionary nachgeschlagen ...)
Er lacht und schmeißt den Kopf in den Nacken: "Meine Frau kennt mich noch aus ganz anderen Zeiten, als ich weit davon entfernt war, mit dem Wort 'sexy' in Verbindung gebracht zu werden."
Ach ja, seine Frau: Das ist Deborra-Lee Furness, ebenfalls Schauspielerin, und er lernte sie bei Dreharbeiten zu "Corelli" kennen.
Sie ist ein paar Jahre älter als er und am Anfang ihrer Beziehung war eindeutig SIE der Star.
Hugh Jackman lässt jeden Fragensteller, sei es in der Pressekonferenz oder im Einzelgespräch, deutlich spüren, wie wichtig seine Frau in seinem Leben ist, ...
... welchen Stellenwert sie hat. Nie vergisst er einzuflechten: "My wife said, that ...", "My wife thinks, that ..." oder "I think, my wife is the sexiest person under the sun" ... und so weiter und so weiter.
Sollte man ein Lächeln von ihm zu ernst genommen haben, wird man durch seine "My Wife"-Storys auf jeden Fall wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht.
Also, alles Quatsch, natürlich bin ich nicht in Hugh Jackman verliebt, ...
... ich habe natürlich auch kein Poster über'm Bett in meinem Jung-Mädchen-Zimmer an der Wand, ...
... aber er ist toll.
Er ist charming!
Sexy.
Und "so generous" ...
... und wenn Sie jetzt an George Clooney denken, dann sehen Sie einfach zu viel Werbung!
Hugh Jackman ist anders.
Ungewöhnlich groß für einen Schauspieler.
Mit festem, trockenem Händedruck, ...
... einem Lächeln, das nach regelmäßiger Anwendung von Zahnseide aussieht.
In einem schwarzen Hemd, angenehm zum Bersten gespannt an den richtigen Stellen (Brust, Oberarme).
Mit dichtem Haar (auch an den richtigen Stellen).
Und funkelnden Augen.
Einem Lächeln, das das Gegenüber sprachlos macht.
Blöd, wenn man nur sieben Minuten und ungefähr 200 Fragen auf dem Zettel hat.
Die gnadenlose Pressefrau, die hinter Hugh Jackman sitzt, zählt die Minuten ja auch bereits von hinten runter.
Also: Auf die Plätze, fertig, los!
"Mr Jackman, Hugh, I am still wondering: Are you real? You seem to be too good to be true!" Muss ich nicht übersetzen, oder? Und auch nicht erwähnen, dass die Journalistin nicht mehr rot wird, weil sie einfach dauerhaft glüht.
"Sie sind witzig, ...
... intelligent, ...
... gutaussehend, ...
... eindeutig stark, ...
... ein Tänzer UND ...
... ein Action-Held!
Wie schaffen Sie das?" (Selbstverständlich ist die Journalistin wieder knallrot im Gesicht, denn immer noch denkt sie darüber nach, dass sie seine Frau insgeheim viel zu alt für ihn findet und sich fragt, wie sie ihm das ELEGANT unterbuttern könnte.)
In diese Gedanken vertieft verpasst sie glatt die Antwort auf ihre Frage und schießt schnell nach: "Mit welcher Kollegin möchten Sie demnächst gerne zusammen arbeiten?"
"Oh, that's easy. Mit Anne Hathaway, denn es war toll mit ihr bei den Oscars, ...
... und natürlich mit Beyonce Knowles."
Beyonce ist in seinen Augen eine begnadete Künstlerin, sie kann singen und tanzen ...
... aber wurde nicht gerade festgestellt, dass nur Menschen mit geringerem IQ auf die Musik von Beyone Knowles stehen? (Journalistin ist irritiert.)
"Und hat sie nicht ganz schön stramme Oberschenkel?", rutscht es ihr heraus.
"Pardon, Oberschänkl, ähm, schtramm, what do you mean?" Er lächelt. Er hat zum Glück kein Wort verstanden, obwohl er ein paar Brocken Deutsch kann (ein Jahr in der Schule), aber "Oberschenkel" und "stramm" eben nicht.
Dafür kann er "Alle Vögel sind schon da" singen, wie ein Kollege berichtet. Äh, halt mal, wieso hat er für diesen Kollegen gesungen und für mich nicht?
"Hello Sabine, do you have any more questions?"
"Oh, ja, Hugh, habe ich: Was hast du heute Abend vor? Freunde von mir machen ein Spargelessen und ich soll jemanden mitbringen (ich glaube, sie meinten meinen Freund), willst du mitkommen?"
Oh Gott, ich muss unbedingt aus dieser Trance aufwachen und frage deshalb unverfänglich: "Wer wäre denn Ihr nächster männlicher Lieblingskollege?"
"Woody Harrelson", kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. "Woody Harrelson ist der unterschätzteste Schauspieler, den es gibt," betont Jackman. "Mit ihm würde ich alles machen!"
Schade. Ich würde auch sofort alles mit ihm machen. Alles! Leider - also zumindest in diesem Moment - sehe ich so gar kein bisschen aus wie Woody Harrelson.
Und ich habe weder die vornehme Blässe von Anne Hathaway, ...
... noch die strammen Tanz-Schenkel von Beyonce, ...
... und auch die ultimative Coolness von Mrs Jackman ist nicht meins. Denn wie anders ist es sonst zu erklären, dass Mrs Hugh Jackman nie eine rote Birne hat, wenn sie neben ihrem Mann steht?
Sie kann nur cool sein!
Mit keiner Frau wird ihm eine Affäre angedichtet, nicht einmal mit Halle Berry (die in einer früheren Folge "X-Men" mitgespielt hat). Da sagt er nur: "Oh ja, ich habe Halle sehr vermisst während der Dreharbeiten, schade, dass wir keine Rolle für sie hatten."
Die Pressefrau grätscht wieder erbarmungslos in meine Überlegungen und bedeutet mir, dass ich noch eine Minute mit ihrem Schützling habe.
"Ja, äh, Mr Jackman, was sagen denn Ihre Kinder dazu, dass Sie so einen Action-Hero verkörpern?"
"Oh, sie finden das lustig, aber sie haben den Film natürlich nicht gesehen, dafür sind sie noch zu klein ..." (ja, und er ist bestimmt ein ganz süßer Vater, der sie auf Händen trägt, ...
... und mit ihnen kleine Staudämme baut und sie zur Schule bringt und wieder abholt, und der sie am Strand eincremt und, und, und ...
"Sabine, is everything okay with you? Do you need a glass of water?"
"Water, yes, no," das ist ein sehr gutes Stichwort, ich schwitze wie ein Wasserfall, aber "no thanks, everything is fine!"
Die Journalistin wird wieder rot, denn sie lügt. Ihre Nase wird auch schon ganz lang, da, fast berührt sie schon den Herrn Jackmann!
Ach nein, er hat sich nur zu ihr herübergebeugt, denn er ist besorgt: "Sie sind plötzlich so blass geworden."
Alles fein, noch eine Minute: Eigentlich wollte die Journalistin ganz keck fragen: "Mr Jackman, was ist Ihnen lieber? 'Sex and the City' oder 'Sex on the Beach'"? Da sie sich im letzten Moment aber noch ein Stück Selbstachtung erhalten will, fragt sie: ...
... "Zwei Wochen Urlaub - lieber auf einer einsamen Insel oder eine Rundreise?" "Oh, ich bin zwar gerade auf einer Rundreise für meinen neuen Film, aber eine einsame Insel ist gar nichts für mich. ...
... "Ich möchte als nächstes nach Indien reisen. Da war ich noch nie."
Und ach ja, der Film, jetzt bloß nicht abschweifen, die Pressefrau signalisiert auch schon: "Noch drei Minuten!".
Was spielt er denn lieber? Den bösen oder den guten Jungen?
Den bösen natürlich, die Rolle gibt meist mehr her.
Apropos Rolle: In "Wolverine" spielt er ja den Guten, aber darf zu "bösen" Mitteln greifen. Wie hat er sich seiner Rolle denn angenähert?
"Das sind zum einen die Kollegen, die einem die Arbeit leicht machen", erzählt er bescheiden.
Liv Schreiber, ...
.... Will.I.Am, ...
... Ryan Reynolds, ...
... Dominic Monaghan (l), ...
... Lynn Collins.
Aber vor allem Regisseur Gavin Hood war wichtig.
Außerdem natürlich das Essen und das richtige Training.
Zu jeder Tages- und auch Nachtzeit (genauer gesagt alle drei Stunden!!) hat Jackman gegessen, um sich diesen unglaublichen Körper anzutrainieren.
13 Monate vor Drehstart begann er mit dem Workout, ...
... und selbst wenn man ihn auf diesen unglaublichen Körper, seinen Körper, anspricht, sagt er: "Ach, der ist doch nur dazu da, meine Frau an meiner Seite noch besser aussehen zu lassen."
Okay, es hat keinen Zweck, der Mann ist sowas von verheiratet, auch noch nach über 10 Jahren Ehe.
Sie hatte ihm allerdings von der Rolle des "Wolverine" abgeraten - zum Glück hat er einmal nicht auf sie gehört!
Also - worum geht's in "Wolverine"? Was macht der Krieger mit den dicken Koteletten?
Hugh Jackman schlüpft wieder in die Rolle, die ihn zum Superstar gemacht hat. Als Logan/Wolverine ist er eine furchterregende Kampfmaschine (mit dennoch sanften Zügen!!), ...
... mit unglaublichen Selbstheilungskräften, Klingen aus Adamantium und unberechenbarem Temperament, wenn er seinen Kopf durchsetzen will.
Wir lernen die Liebe seines Lebens kennen, ...
... wie es dazu kam, dass er unverwundbar wurde, ...
... und wie aus seinem Freund sein Erzfeind wurde.
Wir erfahren, was in Wolverines Jugend geschah, wie er der wurde, der er ist.
Der Film führt auch ein neues Team von Mutanten ein, darunter einige, auf die die Fans lange gewartet haben.
Die Zuschauer lernen das "Team X" kennen, eine geheime Militäreinheit, die ausschließlich aus Mutanten besteht. Zu ihren Mitgliedern gehören außer Wolverine, der Teleporter John Wraith (r), ... ..
.... sein Bruder Victor Creed alias Sabretooth, ein wildes Geschöpf mit schier unglaublichen Kräften; ....
... Wade Wilson (ja, das ist Scarlett Johanssons Gatte Ryan Reynolds), der als Söldner Deadpool bestens mit dem Schwert umzugehen versteht, Agent Zero, ein ausgezeichneter Spurenleser und Scharfschütze, ...
... Fred J. Dukes, ein extrem starker, monströser Koloss, auch bekannt als The Blob, und Bradley, der Strom manipulieren kann. Angeführt wird die Truppe von William Stryker (r), der bereits in X2 dabei war.
Diesmal werden seine Ursprünge und Motivationen vollständig offengelegt und auch seine komplexe Beziehung zu Wolverine, die mit Logans Vergangenheit - und auch dessen Zukunft - zu tun hat.
"Wolverine" zeigt außerdem seine tragische Romanze mit Kayla Silverfox. Kaylas Schicksal trägt maßgeblich dazu bei, dass Logan mit dem ominösen, höchst geheimen und sündhaft teuren "Weapon X"-Programm in Berührung kommt.
"Wir wollten alle Erwartungen in jeder erdenklichen Art übertreffen", sagt Hauptdarsteller Jackman, der auch als Produzent fungiert: "Wir wollten nicht nur einen sehr guten Film machen, er sollte noch viel besser sein!"
Entsprechend dieser Vorgabe ist der Film eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle geworden, mit spektakulärer Action und jeder Menge Abenteuer.
"Im Kern erzählen wir von jemandem, der nicht damit zufrieden ist, wer er ist und der gegen seine eigene Natur ankämpft. ...
... So eine Figur zu erforschen, ist interessant. Das Thema des 'im inneren Kampf mit sich selbst Seins' gibt dem Film eine zusätzliche Komponente und die Action passiert nicht nur um ihrer selbst Willen."
Wir waren dann übrigens noch Spargel essen ... Er im Hotel de Rome und ich bei meinen Freunden. Ich freu' mich schon auf das nächste Interview mit ihm. Und Beyonce, Anne und seiner Frau. (Fotos: AP/ dpa/ rts/ 20th Century Fox; Text: S. Oelmann)