Fall von "Rapunzel-Syndrom" Ärzte finden großes Haarknäuel im Magen eines Mädchens
21.08.2024, 16:42 Uhr Artikel anhören
Menschen können Haare nicht verdauen. Wenn diese sich im Magen sammeln, hilft nur noch eine Operation. (Archivbild)
(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Xinhua)
Eine Zehnjährige in Indien leidet wochenlang unter quälenden Bauchschmerzen. Die Eltern bringen das Mädchen schließlich in ein Krankenhaus. Dort stoßen die Ärzte auf einen 50 Zentimeter großen Haarballen - die Folge des selten "Rapunzel-Syndroms".
Wenn Kinder Bauchschmerzen haben, kann das verschiedene Ursachen haben. Vielleicht haben sie zu viele Süßigkeiten gegessen oder sie haben sich eine Magendarminfektion eingefangen. Doch der Grund für die Bauchschmerzen eines zehnjährigen Mädchens aus der westindischen Stadt Vasai-Virar war das sogenannte "Rapunzel-Syndrom".
Mehrere Tage lang klagte die Zehnjährige über Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, berichtet die "Times of India". Demnach gingen die Eltern mit ihrer Tochter zwar zum Arzt, doch die Schmerzen und das Erbrechen verschwanden nicht. Nach fast drei Wochen anhaltender Schmerzen seien die Eltern mit der Zehnjährigen in das mehr als 50 Kilometer entfernte Bai Jerbai Wadia Kinderkrankenhaus in Mumbai gefahren, heißt es weiter.
Als das Mädchen dort eingeliefert wurde, habe sie bereits über fünf Tage an Verstopfungen gelitten, sagte eine Kinderchirurgin der Zeitung. Das Kind sei unterernährt gewesen, habe akute Schmerzen im unteren Bauch gehabt und an starkem Gewichtsverlust gelitten. Bei der Untersuchung habe die Ärztin eine feste bis harte Masse im Unterleib ertasten können.
Mit einer Ultraschalluntersuchung konnte die Kinderchirurgin laut dem Bericht schließlich die Ursache für die Symptome des Mädchens finden: Ein Haarknäuel, das im Magen festzuhängen schien und sich sogar bis in den Dünndarm ausgedehnt hatte. Die Zehnjährige hatte offenbar ihre eigenen Haare gegessen. Die Ärzte im Kinderkrankenhaus entfernten dem Bericht zufolge schließlich einen 50 Zentimeter langen Haarknoten aus dem Bauch des Kindes.
Vor und nach der Operation habe das Kind psychologische Betreuung erhalten. Die Mutter sei über die Diagnose verblüfft gewesen, schreibt die "Times of India". Ihre Tochter habe sich jedoch gut erholt und freue sich, bald wieder in die Schule gehen zu können, sagte die Mutter der Zeitung.
Diagnose: Zwanghaftes Haare-Essen
Das zwanghafte Essen und Verschlucken von Haaren, auch Haar-Fraß genannt, bezeichnen Mediziner als Trichophagie. Vor allem heranwachsende Mädchen und junge Frauen im Alter von unter 30 Jahren leiden daran. Als Folge können sich die Haare zu einem sogenannten "Trichobezoar" im Magen zusammenballen, wie auch im Fall des indischen Mädchens. Dies verursacht starke Schmerzen, denn der Mensch kann Haare nicht verdauen. Diese seltene Komplikation des Haar-Fraßes nennen Mediziner "Rapunzel-Syndrom".
Über das "Rapunzel-Syndrom" wurde 1968 erstmals berichtet, weltweit sind nur einige Dutzend Fälle dokumentiert. Es ist benannt nach der gleichnamigen, langhaarigen Märchenfigur der Brüder Grimm. Bei Betroffenen schlängeln sich die Haarknäuel durch Magen und Darm. Neben Bauchschmerzen und Übelkeit kann das "Rapunzel-Syndrom" Depressionen sowie Persönlichkeitsstörungen hervorrufen und kann im Extremfall sogar tödlich enden.
Quelle: ntv.de, rwe