Wissen

Überraschende Zahlen aus Kanada Ältere vergiften sich häufig mit Cannabis

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Cannabis wird von älteren Personen gern in Cookies oder ähnlichem gegessen.

Cannabis wird von älteren Personen gern in Cookies oder ähnlichem gegessen.

(Foto: IMAGO/Panthermedia)

In Kanada wird im Oktober 2018 Cannabis als Rauschmittel für Erwachsene legalisiert. Das bemerken die Mitarbeitenden in Notaufnahmen. Vor allem eine Personengruppe muss besonders häufig wegen einer Cannabisintoxikation behandelt werden.

Die Legalisierung von Cannabis hat in Kanada zu einer Verdreifachung der Fälle von behandlungsbedürftigen Vergiftungen bei Menschen ab 65 Jahren geführt. Das fand das Forschungsteam um Nathan Stall, der am Mount Sinai Hospital in Toronto arbeitet, heraus. Der Untersuchung zufolge, die im Fachblatt JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurden, bevorzugte die Personengruppe ab 65 Jahren die orale Aufnahme von Cannabis und unterschätzte dabei oft die Wirkung der THC-Droge.

Die Forschenden werteten die Daten der Notaufnahme des Gesundheitsministeriums von Ontario im Zeitraum von acht Jahren aus. Sie sahen sich die Daten von älteren Erwachsenen an, die wegen einer Cannabisvergiftung in die Notaufnahme kamen und teilten den Studienzeitraum in drei verschiedene Untersuchungszeiträume ein. Der erste reichte von vor der Legalisierung im Januar 2015 bis zum September 2018. Es folgte die Zeit des ersten Legalisierungszeitraums, in dem nur der Verkauf getrockneter Cannabisblüten erlaubt war und der von Oktober 2018 bis Dezember 2019 reichte. Danach kam der zweite Legalisierungszeitraum, in dem auch der Verkauf von essbarem Cannabisprodukten erlaubt war und von Januar 2020 bis Dezember 2022 dauerte.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich im achtjährigen Untersuchungszeitraum insgesamt 2322 Personen im Alter zwischen 67 und 73 Jahren wegen einer Vergiftung mit Cannabis in einer Notaufnahme melden mussten. 1041 davon sind Frauen, 1281 Männer. 385 litten gleichzeitig an einer Alkoholvergiftung, 985 an Krebs und 151 an Demenz.

Kam es im Zeitraum vor der ersten Legalisierung von essbarem Cannabis in Ontario auf 100.000 Personenjahre zu 5,8 Notfällen wegen Cannabisintoxikationen bei Personen im Alter von über 65 Jahren, erhöhte sich die Inzidenz auf 15,4 Notfälle pro 100.000 Personenjahre. Auch der Beginn des Verkaufs von essbaren Cannabisprodukten führte dazu, dass sich die Zahl der Fälle in der Notaufnahme noch einmal erhöhte. Sie stieg auf 21,1 pro 100.000 Personenjahre.

Cannabis gegen Schmerzen oder aus Versehen

Denkbar ist, dass die Droge von den Senioren und Seniorinnen hauptsächlich zur Selbstmedikation verspeist wurde. Die Forschenden geben als mögliche Erklärungen auch die Zunahme der versehentlichen Einnahme, den einfachen Zugang, fehlende altersspezifische Dosierungsanweisungen und das Fehlen sicherer und wirksamer Behandlungsmöglichkeiten für chronische Schmerzen, Schlafstörungen und psychische Symptome von Demenz an. Ältere Erwachsene seien aufgrund altersbedingter physiologischer Veränderungen, Polypharmazie, Arzneimittelwechselwirkungen und Multimorbidität einem besonders hohen Risiko für Nebenwirkungen von Cannabis ausgesetzt.

Mehr zum Thema

Wahrscheinlich sei zudem, dass das wahre Ausmaß an Cannabisvergiftungen bei älteren Personen noch viel größer ist, schreibt das Forschungsteam. Ältere Erwachsene hätten möglicherweise anderswo oder überhaupt keine Behandlung gesucht, insbesondere da die Legalisierung von essbarem Cannabis unmittelbar vor der COVID-19-Pandemie erfolgte.

Da die Daten der aktuellen Studie vergleichbar mit Daten aus den USA sind, fordern die Forschenden mehr Schutz dieser Personengruppe. So sollten Maßnahmen zur Verringerung der unbeabsichtigten Einnahme sowie altersspezifische Dosierungsrichtlinien in Betracht gezogen werden.

Quelle: ntv.de, jaz

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen