Politik

Bierzelt-Auftritt beim Gillamoos Söder startet Frontalangriff ohne Laschet

Im Bierzelt auf dem Gillamoos ist die CSU ganz bei sich - mehr Heimspiel ging für Söder kaum.

Im Bierzelt auf dem Gillamoos ist die CSU ganz bei sich - mehr Heimspiel ging für Söder kaum.

(Foto: dpa)

Bayerns Ministerpräsident Söder fordert, dass der Union diese Woche die Trendwende in den Umfragen gelingen muss. Sein erster Beitrag dazu ist ein Auftritt auf dem Jahrmarkt Gillamoos in Niederbayern. Er attackiert herzhaft SPD, Grüne und Linke. Und für Laschet bleiben nur dürre Worte.

Dass Markus Söder Lobeshymnen auf Armin Laschet anstimmt, erwartet wohl niemand mehr. Zu sehr schien der bayerische Ministerpräsident in den vergangenen Monaten an der Niederlage gegen den Mann aus Nordrhein-Westfalen zu leiden. Doch wiegt die Krone der Kandidatur schwer auf dem Haupte Laschets, drückt ihn in Umfragen immer tiefer. Söders Sticheleien gegen den CDU-Chef dürften ihren Teil dazu beigetragen haben. Nun hat er gerade erst wieder für Unruhe gesorgt. Am Wochenende forderte er, dass die Union diese Woche die Trendwende in den Umfragen schaffen müsse.

Damit klang Söder wie der Präsident eines Fußballvereins, der sagt, dass nächste Woche drei Punkte her müssen. Und wenn nicht? Das ließ Söder offen. Aber im Fußball wird dann gemeinhin der Trainer entlassen. Und das wäre dann Laschet. Oder wäre er der Stürmer, der das Tor nicht trifft? Und ausgewechselt werden müsste? So oder so hat Söder damit neue Unruhe in die Schwesterparteien gebracht und ihr unnötig Druck gemacht. Was das sollte? Vielleicht ein Weckruf an die Partei, jetzt noch einmal alles zu geben. Das würde Söder vermutlich sagen.

In jedem Fall aber hatte der CSU-Chef wieder einmal gekonnt das Scheinwerferlicht eingefangen und sichergestellt, dass an diesem Montag ganz genau zugehört und hingeschaut wurde, als er beim traditionsreichen Jahrmarkt Gillamoos auftrat. Und da ließ er sich dann eine halbe Stunde Zeit, bis er auf Armin Laschet zu sprechen kam. "Für alle Journalisten, ja, ich unterstütze Armin Laschet. Ich lobe ihn mehrfach, mehr als manche, die es könnten." Das sagte er so süffisant, dass man als einfaches CSU-Mitglied nur den Kopf schütteln und die Augen rollen konnte über die Leidenschaft, mit der die Presse das Verhältnis Söders und Laschets unters Mikroskop legt.

Kein "Larifari" mehr

Dass er der Partei einmal ein Angebot gemacht habe, gemeint war die Kanzlerkandidatur, das sei Schnee von gestern, sagte Söder. "Es ist wurscht". Es gehe jetzt auch gar nicht um Laschet, ihn und auch nicht um SPD-Kandidat Olaf Scholz. Es gehe nun darum, den "Larifari-Wahlkampf" hinter sich zu lassen und eine Koalition unter Beteiligung der Linken zu verhindern. Söder griff die Partei scharf an, mit altbekannten Argumenten: Sie habe sich nicht ausreichend von der DDR distanziert, sie werde in Teilen vom Verfassungsschutz beobachtet, sie sei gegen die NATO, wolle bloß enteignen und Schulden machen. Das nahm große Teile in Söders Rede ein und da er ein geschickter Redner ist, gelang es ihm, diese Koalitionsoption der SPD als schicksalhafte Richtungsentscheidung für Deutschland zu stilisieren. "Es geht im Kern um eine einzige Frage", sagte Söder. "Wollen wir wirklich ein bürgerliches Land bleiben oder nach links rutschen?"

Diese Strategie ist spätestens zu beobachten seit die SPD die Führung in den Umfragen übernommen hat und Scholz eine Koalition mit der Linken nicht ausschloss. Dass im Wahlkampf auch mal der grobe Hammer herausgeholt wird, müssen alle Beteiligten aushalten. Zum Beispiel Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter, der sich seit Jahren dem "hervorragenden, bayerischen Friseurhandwerk" verweigere, wie Söder kalauerte. Aber diese Strategie ist einen Griff ins Regal mit der Aufschrift "Geht immer".

Und was ist mit den Unionsantworten auf aktuelle Themen wie Klimawandel, Digitalisierung, steigende Mieten oder auch Afghanistan? Söder lieferte ein paar: Mittelstand entlasten, keine EU-weiten Schulden machen, volle Mütterrente einführen, Polizei und Bundeswehr besser ausstatten. Das blieb alles holzschnittartig, aber für feinziselierte Erörterungen ist das Bierzelt von Gillamoos auch nicht da. Mehr Heimspiel als auf dem Jahrmarkt im niederbayerischen Abensberg geht für einen bayerischen Ministerpräsidenten kaum. Was der Grund gewesen sein mag, dass sich Söder dort einfand, obwohl der Gillamoos auch in diesem Jahr coronabedingt abgesagt worden war.

Söder wechselt die Krüge

Aber die Bilder aus dem Bierzelt kommen im Wahlkampf gut rüber. Da ist die Partei bei sich, da schmettert eine Blaskapelle ein Prosit auf die Gemütlichkeit, da prostet man sich mit randvollen Maßkrügen zu - was auch Söder tat, der während seiner Rede allerdings aus einem undurchsichtigen Steinkrug trank. Darin war vermutlich kein Bier, was es am Montagmorgen auch nicht sein muss.

So wie die vollen Bierkrüge in die Kameras gehalten wurden, ohne getrunken zu werden, so wirkten auch Söders Bekenntnisse zu Laschet. Sie waren wichtig für das Gesamtbild, sie waren da, aber mehr auch nicht. Mit direkten Sticheleien hielt er sich zwar zurück, anders als beim CDU-Parteitag im vergangenen Monat. Bei Umfragewerten für die Union knapp über 20 Prozent wäre das wohl auch nicht einmal mehr den treuesten Wählern vermittelbar. Aber Leidenschaft für Laschet entfachte er mit seinen dürren Worten auch nicht gerade. Das fiel auf, zumal er sich ausgiebig Zeit nahm, Kanzlerin Angela Merkels 16-jährige Amtszeit zu würdigen und ihr herzlich für ihre Leistungen dankte, auch weil sie Deutschland in der Corona-Zeit gut geschützt habe.

Zu der von ihm geforderten Trendwende in den Umfragen sagte Söder nicht mehr viel - außer, dass er nicht glaube, dass Umfragen bloß Momentaufnahmen seien, sondern einen Trend widerspiegelten. Und den gelte es zu brechen. Wie er dazu beitragen will, machte er deutlich: Mit Attacken auf die Linken und weitgehendem Ausblenden des Kandidaten. Schluss mit Larifari, jetzt müssen drei Punkte her. Das dürfte nicht nur der christsoziale Teil der Union vernommen haben.

Quelle: ntv.de

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