"Sind gespannt auf Ergebnisse" USA: Ukraine hat noch "Überraschungen auf Lager"
06.03.2024, 13:29 Uhr
Was Artilleriemunition angeht, verwalten ukrainische Truppen aktuell den Mangel.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Die ukrainischen Streitkräfte stehen seit Wochen unter massivem Druck und kämpfen mit vielerlei Problemen. Dennoch gelingen Kiews Truppen auch immer wieder Erfolge - und die USA trauen ihnen noch mehr davon zu. Der Sprecher des Außenministeriums sagt, man sei gespannt auf die Ergebnisse.
Die USA, der derzeit engste Verbündete der Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland, zeigen sich trotz des stockenden Milliarden-Hilfspaketes, massiven Munitionsproblemen und langsam vorrückenden russischen Truppen überraschend optimistisch für den weiteren Kriegsverlauf in diesem Jahr. Das geht aus Aussagen auf einer Pressekonferenz von Matthew Miller, dem Sprecher des US-Außenministeriums, hervor.
Miller sagte: "Wir glauben, dass die Ukraine einen Plan hat, den sie ausführen kann, um Siege auf dem Schlachtfeld zu erringen. Wir haben gesehen, wie sie Siege auf dem Schlachtfeld errungen haben, zuletzt im Schwarzen Meer, wo sie ein weiteres russisches Schiff versenkt haben. Wir glauben also, dass sie einige Überraschungen auf Lager haben. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse." Die Ukraine hatte kürzlich mit Seedrohnen ein neuwertiges russisches Patrouillenboot getroffen und die Schwarzmeer-Flotte damit weiter dezimiert.
Zuversichtlich äußerte sich auch der Leiter des ukrainischen Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Oleksiy Danilov, in einem Statement auf X: "Die Lage an der Front ist schwierig, aber im Krieg gibt es keinen Stillstand, und alles entwickelt sich schnell. Ein Schritt zurück mag gemacht werden, aber dann werden zwei Schritte nach vorne gemacht." Mit dem Schritt zurück könnte der kürzliche Rückzug aus Orten wie Awdijiwka gemeint sein.
Die Ukraine werde Lösungen für Herausforderungen finden, teilte Danilov mit - sowohl für die "Granaten-Hungersnot" als auch die "Auffüllung der Reserven" und den "russischen Raketenterror". Eine klare Absage erteilte er zugleich an Gebietsabtretungen: "Die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine ist eine unabänderliche Voraussetzung der ukrainischen Position für den Beginn jeglicher Vorschläge zur Beilegung des Krieges. In der Ukraine teilen wir unser Land nicht. Wir begraben diejenigen, die es wagen, es infrage zu stellen."
Kiews Truppen unter massivem Druck
Gleichwohl stehen die ukrainischen Truppen an der Front weiterhin massiv unter Druck - können diesem aktuell aber weitestgehend standhalten. Die russischen Streitkräfte waren laut Angaben vom Institut für Kriegsstudien (ISW) kürzlich südwestlich der Stadt Donezk auf den Feldern südlich von Nowomychajliwka vorgerückt. Entlang der gesamten Kontaktlinie soll es weitere Gefechte gegeben haben - allerdings wohl ohne nennenswerten Erfolg für die Kreml-Truppen.
"Die russischen Streitkräfte griffen weiterhin ukrainische Stellungen um Awdijiwka an, unternahmen jedoch keine bestätigten Vorstöße", hieß es vom ISW. "An der Linie Kupjansk-Swatowe-Kreminna, nordwestlich, westlich und südwestlich von Bachmut sowie im Grenzgebiet der Oblast Donezk-Saporischschja wurden Stellungskämpfe fortgesetzt, doch gab es in diesen Gebieten keine bestätigten Veränderungen an der Frontlinie."
"Russen gehen all in"
Militärexperte Oberst Reisner sagte gegenüber ntv.de: "Man kann erkennen, dass die Russen all in gehen. Sie versuchen mit aller Vehemenz, Geländegewinne zu erzielen und nehmen dabei ohne Rücksicht auch hohe Verluste in Kauf." Er hält die Gefahr eines russischen Durchbruchs für sehr hoch. "Im schlimmsten Fall könnte ein Einbruch einen Domino-Effekt zur Folge haben. Dann würde der russische Vormarsch womöglich erst am Dnipro gestoppt, also dem Fluss, der die Ukraine in der Mitte teilt."
Noch immer ist zudem ungewiss, ob die Ukraine mit Munitionsnachschub rechnen kann. Ein Milliarden-Hilfspaket der USA hat das Repräsentantenhaus noch nicht passiert. Es wird dort von Teilen der Republikaner blockiert. Ukrainische Soldaten erzählen, "wie bedrohlich und blutig die Kämpfe durch diesen Munitionsmangel werden", berichtete ntv-Reporterin Sharma aus Kiew. Große Hoffnungen ruhen derzeit auf einer tschechischen Initiative, die 800.000 Schuss Artilleriemunition besorgen könnte. Vor Kurzem sicherte Frankreich seine Unterstützung zu.
Quelle: ntv.de, rog