Schwere Unfälle Aus diesen Gründen kracht es häufig
19.07.2016, 10:02 Uhr
Dank moderner Sicherheitstechnik enden heute viel weniger Unfälle tödlich.
(Foto: imago/7aktuell)
Fast 3500 Menschen sind im letzten Jahr auf deutschen Straßen ums Leben gekommen. Das sind mehr als im Vorjahr und schon damals war der Trend wieder steigend. Welche Fehler kosten am häufigsten Leben?
Über 21.000 Verkehrstote auf Deutschlands Straßen, diesen traurigen Höhepunkt erreichte die Unfallstatistik im Jahr 1970. Seitdem hat sich einiges getan: Auf Landstraßen gilt ein Tempolimit, Anschnallen ist Pflicht und die Promillegrenze wurde erst auf 0,8 gesetzt und später dann auf 0,5 gesenkt. Airbags und angepasstes Karosseriedesign lassen Unfälle glimpflicher verlaufen; elektronische Sicherheitssysteme vermeiden, dass es überhaupt zu ihnen kommt. Die Folge: Heute gibt es zwar fast dreimal so viele Kraftfahrzeuge wie vor 45 Jahren, aber nur noch einen Bruchteil der tödlichen Unfälle. Allerdings – das zeigen die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts – setzt sich der Abwärtstrend nicht ewig fort. Im letzten Jahr hat es nicht nur mehr Unfälle gegeben als im Jahr zuvor, nämlich 2,5 Millionen, sondern auch mehr Verkehrstote.
3459 Menschen sind 2015 bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, das sind 82 mehr als im Vorjahr. Rund 67.700 wurden schwer verletzt. Das "Versicherungsjournal" hat sich die Statistik genauer angesehen und aufgeschlüsselt, wie es zu Unfällen mit Personenschäden gekommen ist. Kaum überraschend: In den meisten Fällen war menschliches Versagen im Spiel. 88 Prozent der Unfälle mit Verletzten oder Toten waren demnach auf ein Fehlverhalten von motorisierten Verkehrsteilnehmern oder Radfahrern zurückzuführen. Fußgänger sind zwar häufig Unfallopfer, tragen aber nur in drei Prozent der Fälle Schuld.
Vor Wildtieren, die auf die Straße laufen, sind auch vorsichtige Autofahrer nicht gefeit. Das gleiche gilt für schwierige Witterungsverhältnisse wie Glätte, Starkregen oder dichten Nebel. Solche Widrigkeiten waren für acht Prozent der schweren Unfälle verantwortlich. Ein Prozent ließ sich auf technische Defekte oder Wartungsmängel zurückführen.
Rasen tötet
Am häufigsten krachte es 2015 allerdings beim Abbiegen, beim Wenden und beim Rückwärtsfahren. Auch Unachtsamkeiten beim Ein- und Anfahren enden oft im Krankenhaus. 16 Prozent der Unfälle mit Personenschaden wurden auf diese Weise verursacht. Tödlich verlaufen solche Fehler aber eher selten. Das Gleiche gilt für missachtete Vorfahrt und zu geringen Abstand: Diese Arten von Fehlverhalten führen zwar oft zu Unfällen, aber selten zu so schweren, dass jemand dabei stirbt.
Die schwersten Folgen haben nach wie vor Unfälle durch nicht angepasste Geschwindigkeit. Mehr als ein Drittel aller Todesfälle im Straßenverkehr ist auf zu schnelles Fahren zurückzuführen. Fast 1200 Menschen kamen durch Rasen ums Leben, mehr als 63.000 wurden verletzt. Ebenfalls sehr unfallträchtig sind riskantes Überholen und falsche Straßenbenutzung. Unter diesem Punkt werden auch Geisterfahrten gewertet. Zudem haben Alkoholfahrten im letzten Jahr über 250 Menschen das Leben gekostet. Fast 4600 wurden dabei schwer verletzt.
Autobahnen sind ziemlich sicher
Und wo ist der Straßenverkehr am riskantesten? Jedenfalls nicht auf der Autobahn. Hier sind Auto- und Motorradfahrer vergleichsweise sicher unterwegs. Viel größeren Gefahren setzt man sich auf den Landstraßen aus. Hier gibt es mit Abstand die meisten Unfälle mit tödlichem Verlauf. Fast 60 Prozent der Verkehrstoten kamen 2015 auf Landstraßen ums Leben – und das trotz des generellen Tempolimits. Als risikoerhöhende Faktoren nennt das Statistische Bundesamt die fehlende Trennung des Gegenverkehrs, schlechte Überholmöglichkeiten, Kreuzungen oder Hindernisse wie Bäume neben der Fahrbahn.
Innerorts laufen Unfälle zwar seltener tödlich ab, dafür kracht es umso öfter. Rund drei Viertel aller polizeilich erfassten Unfälle und zwei Drittel aller Unfälle mit Personenschäden ereigneten sich 2015 in Städten und Dörfern. Autofahrer kommen meist mit Blechschäden davon. Für Fußgänger und Radfahrer ist das Risiko, hier getötet zu werden, hier aber mit Abstand am größten.
Quelle: ntv.de, ino