Richtig netzwerken Tipps für die berufliche Kontaktpflege
29.08.2021, 06:33 Uhr
Netzwerken lässt sich genauso lernen wie andere Softskills.
(Foto: imago/Westend61)
Netzwerken on- und offline gehört zu den wichtigsten Softskills im Beruf. Wie Networking ohne Stress gelingt, auch als introvertierter Mensch, dazu ein paar Anregungen.
Eine gut ausgebaute berufliche Community hilft in vielen Bereichen: sei es der Wunsch nach fachlichem Austausch, die Suche nach einem Job oder dringender Bedarf an Kooperationspartnern mit spezifischen Kenntnissen oder Fähigkeiten. Auch wenn Sie im Laufe Ihres Arbeitslebens viele hilfreiche Bekanntschaften schließen, können Sie fruchtbare geschäftliche Kontakte zielgerichteter und schneller über aktives Netzwerken erarbeiten.

Prof. Dr. Norbert Rohleder ist Professor für Human Resource Management und Soziale Interaktion an der Hochschule Mainz.
Netzwerken lässt sich zwar auch als eine Form der Selbstvermarktung begreifen, aber die Selbstpräsentation steht nicht im Vordergrund. Netzwerken bedeutet Geben und Nehmen - und eine kontinuierliche Kontaktpflege dort, wo es sich für Sie lohnt. Auch wenn das nach einigem Aufwand klingt, ist der Nutzen weitaus größer. Mit den folgenden Tipps können Sie Ihre eigene effiziente und effektive Netzwerk-Strategie entwickeln. Dann werden Sie mit Ihrer beruflichen Expertise und professioneller Kompetenz sichtbar und kommen mit anderen aus Ihrer Branche und darüber hinaus in Kontakt.
1. Welcher Networking-Typ sind Sie?
Eines vorab: Netzwerken lässt sich genauso lernen wie andere Softskills - auch wenn es Sie zunächst vielleicht Überwindung kostet. Machen Sie sich vorab konkrete Gedanken über Ihre liebste Art des Netzwerkens: Blühen Sie im Gewimmel einer Messe oder auf Kongressen auf und fühlen sich beim Small Talk wohl? Bevorzugen Sie den Business Lunch im kleinen Kreis, um geschäftliche Bekanntschaften zu vertiefen? Oder bewegen Sie sich am sichersten auf Social-Media-Plattformen? Ob offline oder online, extrovertiert oder introvertiert: Wenn Sie wissen, welche Kommunikationsweise Ihnen am besten liegt, können Sie dort Ihre Energien bündeln: Aktualisieren Sie regelmäßig online Ihr Karrierenetzwerk-Profil oder investieren Sie in hochwertige Visitenkarten. Eins sei jedoch gesagt: Meist reicht es auf Dauer nicht, nur online zu netzwerken. Irgendwann werden Sie Ihre Netzwerkpartner auch im realen Leben treffen müssen. Ebenso ist es notwendig, online aktiv zu werden, denn Kontakte wollen auch zwischen Tagungen und anderen Events gepflegt werden.
2. Gute Vorbereitung ist entscheidend
Um sich beim Netzwerken nicht zu verzetteln, formulieren Sie vorab Ihre Ziele und Erwartungen: Was möchten Sie durch das Netzwerken erreichen? Welche Kontakte haben Sie bereits, welche hätten Sie gerne oder benötigen Sie? Netzwerken bedeutet Aufwand, und unbedachter Aktionismus ist verschenkte Zeit. Fragen Sie sich außerdem, was Sie selbst bieten können: Inwiefern ist das, was Sie beruflich tun, für andere interessant? Bringen Sie Ihre berufliche Expertise auf den Punkt, damit Sie im "Ernstfall" Ihre Gesprächspartner nicht mit ermüdenden Monologen langweilen.
Schauen Sie sich beispielsweise vor einem konkreten Event die Teilnehmerliste an und suchen Sie sich einige wenige interessante Personen heraus. Erkundigen Sie sich im Vorfeld über diese Menschen und ihre aktuellen Projekte und Tätigkeitsfelder, so können Sie später leichter ein Gespräch beginnen. Setzen Sie sich ein konkretes Ziel, z. B. drei Personen kennenlernen oder mit einem wichtigen Branchenvertreter eine Verabredung zum Businesslunch oder zu einem Videokonferenztermin vereinbaren.
3. Zielgerichtete Kommunikation
Passen Sie Ihr Auftreten an Ihren Netzwerk-Typus an. Konkret bedeutet das: Bleiben Sie Sie selbst und konzentrieren Sie sich auf Ihre kommunikativen Stärken! Wenn Sie lieber in kleiner Runde netzwerken, verabreden Sie sich zum Business Lunch. Oder nehmen Sie einen Freund oder Kollegen mit zum Großevent. Das gibt Sicherheit und bietet kurze Rückzugsmomente. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie sich weder "kannibalisieren" - zum Beispiel gerade im gleichen Bereich ein neues Projekt suchen - noch aneinanderkleben und so neue Kontakte erschweren.
In der Gesprächssituation gelten die allgemeinen Kommunikationsregeln: Mit Zugewandtheit, einem Lächeln, aktivem Zuhören und kontrollierter Körpersprache gewinnen Sie am meisten. Vermeiden Sie übertriebene Selbstinszenierung genauso wie zu devotes Understatement - beides kann potenzielle Bekanntschaften irritieren. Dem Gegenüber Fragen stellen und sich ehrlich interessiert zeigen an dessen professionellem Kontext und Arbeitsinhalten, aber auch etwas von sich preisgeben und dabei nicht ausschließlich die Arbeit thematisieren - das sind die Feintuning-Werkzeuge produktiven Netzwerkens.
4. Kontakte priorisieren
Bereiten Sie Netzwerktreffen nach: Wen haben Sie getroffen? Notieren Sie Stichworte zur Person, Ort, Zeit und Anlass des Treffens. Beachten Sie bei Ihren Aufzeichnungen aber selbstverständlich auch die DSGVO, nach deren Grundsatz u. a. auch das Speichern von personenbezogenen Daten verboten ist. Finden Sie heraus, welche Verbindungen wirklich wichtig sind, damit Sie sich nicht in einem Kontaktedschungel verlieren Vergleichen Sie dazu die geknüpften Kontakte mit Ihren Erwartungen an das Networking. Das bedeutet nicht, dass Sie die weniger wichtigen Bekanntschaften ganz vernachlässigen. Wer weiß schon, wozu sie noch einmal gut sein können? Gehen Sie bei der Vertiefung beruflicher Kontakte der unmittelbaren Konkurrenz aus dem Weg. Integrieren Sie aber "Andersdenkende" und abweichende Perspektiven. Bevorzugen Sie diejenigen Kontakte, die Ihre Skills sinnvoll ergänzen. Hier wird sich häufiger die Gelegenheit zur Kooperation ergeben. Sich im Netzwerk als Spezialist zu etablieren, steigert Ihre Attraktivität und damit die Wahrscheinlichkeit, bei Gelegenheit zurate gezogen zu werden.
5. Kontakte pflegen
Über einen Kontakt zu "verfügen", ist heutzutage keine Kunst mehr. Um aber an einem Netzwerk - online wie offline - zu partizipieren, das heißt, für die anderen eine realistische zukünftige Option darzustellen, müssen Sie mit Ihrer Expertise präsent sein. Wollen Sie die Qualität einer geschäftlichen Verbindung gewinnbringend nutzen, müssen Sie etwas investieren - regelmäßig, langfristig und mit Substanz. Am einfachsten lässt sich dies natürlich auf der fachlichen Ebene realisieren, in-dem Sie Ihre beruflichen Bekanntschaften bei eigenen Anliegen berücksichtigen, sie auch ohne eigenen Bedarf, aber zum Nutzen anderer zusammenbringen und sie weiterempfehlen, wenn es sich anbietet. Das wird Ihnen auf Ihrem "Netzwerkkonto" gutgeschrieben. Kontaktpflege bedeutet darüber hinaus in einem angemessenen Rahmen auch private Aufmerksamkeit, wie Glückwünsche zum Geburtstag oder Grüße zu anderen persönlichen Anlässen.
Ganz wichtig: Lassen Sie nicht zu viel Zeit zwischen dem Kennenlernen und dem Folgekontakt verstreichen. Wenige Tage nach einem Netzwerk-Event sind die Erinnerungen noch frisch und Sie müssen bei einer Vertiefung der Bekanntschaft nicht lange erklären, wer Sie sind und woher Sie sich kennen.
Fazit
Begreifen Sie Ihr berufliches Netzwerk als Hort der Ideen und Impulse. Hier warten vielleicht die entscheidenden Antworten, wenn Sie bei einem Problem im Job nicht weiterkommen oder sich gar neu orientieren möchten. Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind bedeutende Kriterien für seriöses Netzwerken: Kommunizieren und handeln Sie zuverlässig und ehrlich!
Als Networking-Einsteiger werden Sie zwar Zeit brauchen, um souverän zu agieren. Geben Sie dem Netzwerken aber einen festen Platz in Ihrem Arbeitsleben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Faires Geben und Nehmen bringt alle Beteiligten weiter. Und Übung macht auch den Networking-Meister: Erwarten Sie nicht zu schnell zu viel von anderen und bleiben Sie selbst realistisch, wenn Sie anderen eine Beteiligung an zukünftigen Projekten oder Ihre Unterstützung bei der Jobsuche in Aussicht stellen. Erfolgreiche Netzwerkarbeit bedeutet insbesondere Kontakte anzubahnen, die sich zwar langfristig, dann aber nachhaltig auszahlen.
Prof. Dr. Norbert Rohleder ist Professor für Human Resource Management und Soziale Interaktion an der Hochschule Mainz.
Quelle: ntv.de