Ratgeber

Tenhagens Tipps Wer hat Angst vorm Grexit?

Bleibt in jedem Fall ein Teil der EU - Griechenland.

Bleibt in jedem Fall ein Teil der EU - Griechenland.

(Foto: Axel Witte)

Das kleine Griechenland sorgt weiter für erhebliche Unruhe in Europa. Ob eine Pleite wahrscheinlich ist, was dies für Urlauber und Sparer bedeuten würde und wieso Erdbeeren Gold vorzuziehen sind, verrät Finanztip-Chefredakteur Tenhagen.

n-tv.de: Muss Griechenland die Eurozone verlassen?

Hermann-Josef Tenhagen: Das weiß man im Augenblick noch nicht. Der Punkt ist aber, dass die Griechen nach wie vor unter einer extrem hohen Verschuldung leiden und sich gleichzeitig unglaublich schwer tun, mit der Euro-Gruppe eine Einigung über den Umgang mit diesen Schulden und die fälligen Zahlungen zu finden, obwohl die nächsten Rückzahlungen in den nächsten Wochen und Monaten anstehen. Erschwerend kommt hinzu, dass in Griechenland die Steuereinnahmen weggebröselt sind, so dass das Land tatsächlich zusätzliche Kassenprobleme hat.

Kommt also der Grexit?

Die Diskussionen mit den Gläubigern scheinen nicht besonders konstruktiv zu sein. Das geht immer vorwärts, rückwärts, vorwärts, rückwärts. Und jetzt am Wochenende scheint es mal wieder rückwärtsgegangen zu sein. Insofern ist eine Pleite Griechenlands nicht so unwahrscheinlich. Obwohl dies von den Beteiligten niemand anstrebt. Aber wenn ein solches politische Pingpong weitergeht, kann das passieren, auch wenn es gar keiner anstrebt.

Der Showdown findet ja ziemlich genau zu den Sommerferien statt. Müssen sich Griechenland-Urlauber Sorgen machen?

Nein, müssen sie nicht, selbst wenn es zum Grexit käme. Die Griechen bewältigen ja auch jetzt schon zahlreiche Urlauber, die von außerhalb der Eurozone kommen, Briten und US-Amerikaner etwa. Für Urlauber aus den Euroländern würde der Hellas-Urlaub jedenfalls deutlich preiswerter werden, da die neue Währung, welche Hellas dann einführen müsste, im Vergleich zum Euro signifikant abwerten würde.

Besteht auch kein Problem für Urlauber, die just zum Grexit vor Ort sind? In Zypern waren ja zur Pleite eine Woche lang die Banken geschlossen – auch Urlauber kamen nicht an Geld.

Ich erwarte hier keine größeren Probleme. Der Tourismus spielt für Griechenland eine zu große Rolle – die werden alles Mögliche machen, damit Urlauber an Geld kommen. Etwas mehr Bares hat man in Griechenland schon immer gebraucht, das haben die Wirte lieber genommen.

Größere Bargeldreserven müssen Reisende also nicht mitnehmen?

Nicht mehr als sonst, nein. Ich würde aber unterschiedliche Karten mitnehmen. Also eine EC-Karte und noch eine günstige Kreditkarte. Und vielleicht noch eine. Etwas Bargeld schadet nie, aber Bargeld in größeren Mengen sollte niemand mit sich rumschleppen.

Was würde eine Pleite Griechenlands für den deutschen Sparer bedeuten?

Für Sparer, die ihr Geld in Festgeld gesteckt haben, tut sich gar nichts. Beim Tagesgeld, wo ja ohnehin nur eine kleine Reserve geparkt sein sollte, auch nicht sofort. Wer im Aktienmarkt investiert ist und das Geld in den nächsten Wochen oder Monaten benötigt, muss vorsichtiger sein und auch mal Kasse machen. Hier sind kurzfristige Turbulenzen zumindest nicht auszuschließen. Für deutsche Anleihen würde ein möglicher Grexit wohl für sinkende Renditen sorgen. Zuletzt sind diese ja etwas gestiegen. Wer also einen entsprechenden Rentenfonds besitzt, könnte dann auf eine kurzfristige Kurserholung hoffen und hätte noch eine Chance die Kursgewinne der vergangenen Jahre nach Hause zu fahren.

Und wer dem Braten dennoch nicht traut und größere Verwerfungen erwartet?

Wer sein Geld mittelfristig gut diversifiziert angelegt hat, muss keine Angst haben. Natürlich kann auch ein kleiner Teil des Vermögens als Absicherung in Gold oder US-Staatsanleihen angelegt werden. Aber bitte nur als Beimischung. Wer an die ganz große Krise glaubt, sollte besser in einen Schrebergarten als in Gold anlegen. Denn Erdbeeren kann man essen.

Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Axel Witte

Quelle: ntv.de, awi

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