Ratgeber

Hypothekenkredite billig wie nie Wie aussagekräftig sind Baugeld-Vergleiche?

Das Bessere ist der Feind des Guten. Das gilt auch für Zinsvergleiche im Internet. Viele Anbieter arbeiten leider mit einer fragwürdigen Datenbasis. Für die Nutzer kann das unschöne Folge haben.

Einem Immobilienkredit sollte ein Anbieter-Vergleich vorausgehen.

Einem Immobilienkredit sollte ein Anbieter-Vergleich vorausgehen.

(Foto: dpa)

Wer einen Vergleichsrechner im Internet verwendet, hat ein klares Ziel: Er will klare Informationen zu den Konditionen und Preisen unterschiedlicher Angebote bekommen. Das gilt für Versicherungsvergleiche ebenso wie bei Handytarife, Pauschalreisen, Ratenkrediten – und natürlich bei der Baufinanzierung. Gerade was die Vergleiche von Hypothekenzinsen anbelangt dürften die Ansprüche der Kunden – schon angesichts der Summen, um die es geht – sogar besonders hoch sein.

Grund genug, sich den Markt einmal genauer anzusehen und die kleinen aber wichtigen Unterschiede zu benennen. Theoretisch sollte das Verfahren ja überall dasselbe sein. Der Nutzer gibt seine persönlichen Angaben in die Maske ein und der Rechner spuckt aus, welche Bank oder welcher Vermittler die besten Zinsen bietet. In der Praxis liegen die Dinge leider anders.

Transparenz geht anders

Ein sehr bekannter Anbieter etwa rühmt sich zwar damit, dass er die Konditionen von 300 Banken vergleicht. Wer diese Banken sind und welche Konditionen sie bieten, erfährt der Kunde aber nicht. Ihm wird lediglich ein anonymes Angebot unterbreitet. Die Hintergründe bleiben im Dunkeln.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.

Das alleine wäre schon nicht besonders kundenfreundlich, selbst wenn die Werbeaussagen zu 100 Prozent zuträfen. Die aber sind ausgesprochen unsauber formuliert. Die Behauptung, man könne die Konditionen von 300 Banken vergleichen, ist in dieser Form schon einmal nicht zu halten. Selbst, wenn man Banken und Versicherungen zusammenrechnet, gibt es in Deutschland maximal 50 Institute, die aktiv Hypothekendarlehen für Kunden im gesamten Bundesgebiet vergeben. Hinzu kommen zwar noch einige regional tätige Banken. Aber nützt es einem Kunden, wenn er weiß, dass es in Nürnberg die billigsten Hypothekenzinsen gibt, er selbst aber in Ingolstadt wohnt und dieses Angebot nicht bekommen kann?

Anders, aber nicht besser geht ein anderer Vergleich mit dem Problem um: Er zeigt seinen Nutzern zwar verschiedene Angebote an; einen umfassenden Marktüberblick erhalten Interessierte aber trotzdem nicht: Selbst, wenn sie auf den Button „alle Baugeldanbieter“ klicken – mehr als acht unterschiedliche Offerten bekommen sie nicht zu sehen.

Interessant ist auch die Variante eines weiteren Online-Vergleichs. Hier erhalten Kunden in der Ergebnisliste noch nicht einmal fixe Zinssätze genannt, sondern bekommen Wert angezeigt, die mit dem Wörtchen „ab“ versehen sind. Solche Angaben machen bei einem Ratenkredit durchaus Sinn –hier können die Konditionen je nach Bonität des Kunden variieren. Bei einem Baugeldvergleich ist eine „ab“-Angabe hingegen ziemlich unsinnig – eine schlechte Bonität führt hier nicht zu schlechteren Konditionen, sondern zur Ablehnung des Kunden.

Der Vollständigkeit halber sei noch auf den vierten großen Anbieter hingewiesen, der seinen Kunden in der Ergebnisliste immerhin alle Bankpartner anzeigt, allerdings nur sehr wenige Varianten der Zinsnennung bezogen auf die Beleihung des Objektes zur Verfügung stellt – nämlich 60 und 80 Prozent. Das heißt im Umkehrschluss: Wird der Beleihungswert der Immobilie bei 50, 70, 85 oder sonst einem Wert festgesetzt, ist dieser Vergleich für den Kunden wenig hilfreich.

Schwierige Recherchen

Zur Ehrenrettung der diversen Anbieter sei angemerkt: Es ist keineswegs einfach, eine valide Datenbasis für einen solchen Baugeldvergleich zu schaffen und zu erhalten. Wie schwierig es ist, gerade von regionalen Banken verwertbare Angaben zum Einspeisen in die Datenbank zu erhalten, bekommt auch die FMH-Finanzberatung regelmäßig zu spüren. Gerade Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken haben selten standardisierte Bedingungen, sondern entscheiden noch individuell, wer einen Kredit bekommt – und zu welchen Bedingungen. Vor 20 Jahren war das ein ganz normales Prozedere – inzwischen ist diese Vergabe nach Gutsherrenart aber eigentlich aus der Mode. Zudem lässt sich ein solches Geschäftsgebaren nicht in einem datenbasierten Vergleich einstellen, weil keine klaren Beleihungsvorgaben oder Rabatte festgelegt sind. Wir wissen überdies, dass viele regionale Banken eine Zinsmeldung an die FMH-Finanzberatung genau deshalb vermeiden, weil sie dann nicht mehr entscheiden können, wie sie gerade wollen.

Trotz dieser Probleme setzen wir alles daran, unsere Datenbank so umfassend und aktuell wie möglich zu halten. Vor allem legen wir Wert darauf, dass die gemeldeten Bedingungen, Aufschläge, Rabatte und Besonderheiten regelmäßig und umfassend gemeldet werden.

Aus diesem Grund freuen wir uns auch sehr über Feedback unserer Nutzer: Wer einen über unsere Vergleichsrechner ermittelten Zins nicht erhalten hat, ist herzlich eingeladen, uns das zu melden. Wir werden dann sofort aktiv und fragen bei der Bank nach, warum es zu Abweichungen gekommen ist. Seit einiger Zeit fragen wir unsere Nutzer zudem aktiv, wie sie mit der Dienstleistung der Banken und Vermittler zufrieden sind. Wenn wir eine markante Größe von Rückmeldungen haben, werden wir diese ebenfalls veröffentlichen, natürlich ohne den Kundennamen zu nennen.

Das komplexe Thema Baufinanzierung ist nicht nur für Kunden eine Herausforderung. Es scheint auch viele Vergleichsanbieter zu überfordern. Tatsächlich erfordert es sehr viel Fachwissen, Erfahrung und Bereitschaft, einen echten Mehrwert an unabhängigen Informationen und Zahlen zu liefern – auch wenn das mit Arbeit verbunden ist.

Quelle: ntv.de

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