Trotz hartnäckiger Inflation Zinsen weiter gesenkt - was das für Sie bedeutet
06.03.2025, 15:00 Uhr Artikel anhören
Geld wird noch mal günstiger.
(Foto: imago images/Kirchner-Media)
Mit der Senkung des Einlagensatzes durch die EZB um neuerlich 0,25 auf nunmehr 2,50 Prozentpunkte verschlechtern sich die Aussichten für Sparer. Kreditnehmer dürfte die Entscheidung etwas entlasten. Immobilienfinanzierungen dürften dagegen nicht deutlich günstiger werden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagensatz trotz zuletzt gestiegener Inflationsraten erneut gesenkt. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig einen viertel Prozentpunkt weniger - nämlich 2,50 Prozent Zinsen.
Darauf, was die Zinssenkung für Verbraucher bedeutet, haben Vergleichsportale einen kritischen Blick geworfen. Betrachtet wurden die Bereiche Baufinanzierung, Geldanlage, Girokonto und Ratenkredite.
Festgeldkonten
Die EZB-Entscheidungen von Juli, September, Oktober und Dezember 2022 sowie Februar, März, Mai und Juli 2023 hatten für steigende Zinsen auf Festgeldkonten gesorgt. Damit ist es seit Längerem vorbei. Im November 2024 brachten Termingelder mit zwei Jahren Laufzeit im Schnitt noch 3,39 Prozent Zinsen, aktuell liegen sie bei 1,97 Prozent, wie eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt. Allerdings lag die Inflationsrate zuletzt in Deutschland bei 2,3 Prozent. Infolgedessen ist der Realzins einer durchschnittlich verzinsten zweijährigen Festgeldanlage erneut negativ.
Für ein einjähriges Festgeld mit deutscher Einlagensicherung sind laut FMH-Finanzberatung derzeit 2,70 Prozent Zinsen zu holen (Isbank). Die schwedische Klarnabank hat 2,55 Prozent Zinsen zu bieten. Und die AB Mano Bankas bietet via Weltsparen 2,65 Prozent mit einer gesetzlichen Einlagensicherung bis 100.000 Euro durch den litauischen Einlagensicherungsfonds.
Bei Laufzeiten von drei Jahren ohne Vermittler bietet erneut die Klarnabank mit 2,74 Prozent derzeit am meisten Zinsen. Bei der deutschen PBB direkt sind es 2,55 Prozent. Und wer sein Geld aktuell für 10 Jahre entbehren kann, bekommt in Deutschland bei der PBB direkt 2,6 Prozent Zinsen.
Laut Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, ist die Phase der sogenannten inversen Zinsstruktur vorerst zu Ende. "Während die Zinsen kurzfristiger Festgeldanlagen weiter sinken, haben sie sich bei Anlagen mit langen Laufzeiten zuletzt deutlich stabilisiert." Infolgedessen bringen langfristige Termineinlagen zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder höhere Zinsen als Anlagen mit kürzeren Laufzeiten.
Tagesgeld
Bereits mit der ersten Leitzinssenkung im Juni, September und Oktober und Dezember haben die Geldinstitute beim Tagesgeld schnell reagiert. Mit durchschnittlich 1,48 Prozent haben die Zinsen bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote den tiefsten Stand seit Oktober 2023. Bei den meisten regionalen Kreditinstituten müssen sich Sparer aber noch mit wesentlich niedrigeren Tagesgeldzinsen begnügen. Der Durchschnittszins der Sparkassen steht laut Verivox aktuell bei 0,51 Prozent, regionale Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken, PSD-Banken und Sparda-Banken zahlen im Schnitt 0,53 Prozent Zinsen.
Den höchsten Zinssatz bietet derzeit laut FMH die XTB mit 3,50 Prozent (geschützt durch das deutsche Einlagensicherungssystem, begrenzt auf drei Monate). Bei der französischen Consorsbank sind 3,15 Prozent fix für drei Monate zu holen. Die genannten Angebote richten sich nur an Neukunden.
Ratenkredite
Mit den noch immer vergleichsweise hohen Zinsen für Sparer bleiben auch Verbraucherkredite teuer. Unerfreulich aus Sicht der Verbraucher, denn die Banken nutzen die Festgeld- und Tagesgeldanlagen zur Refinanzierung von Konsumentenkrediten. Lagen die Zinsen für ein solches Darlehen mit 60 Monaten Laufzeit im Januar 2022 noch bei mittleren 3,7 Prozent, waren es zum Jahresende 2022 bereits 5,95 Prozent. Derzeit liegen sie laut FMH im Schnitt weiterhin bei 7,17 Prozent für den genannten Zeitraum. Ein Vergleich der Konditionen lohnt sich aber. Denn die Spanne der Angebote liegt aktuell zwischen 4,99 und 12,67 Prozent.
Bauzinsen
Die Bauzinsen haben sich seit Jahresbeginn 2022 nahezu vervierfacht. Laut FMH liegt der Durchschnittszinssatz für ein Zehn-Jahres-Darlehen bei derzeit 3,42 Prozent. Je nach Anbieter schwankten diese zwischen 2,95 und 4,72 Prozent pro Jahr.
Dabei beeinflusst die EZB-Entscheidung die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmen maßgeblich die Renditen für Pfandbriefe, die wiederum von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden.
Doch solange die EZB nicht konsequent gegen die steigende Inflation ankämpft, so lange werden Investoren, die bereit sind, der Bundesrepublik Geld zu leihen, einen gewissen Inflationsaufschlag verlangen. Und da die Renditen der Bundesanleihe und die Bauzinsen eng gekoppelt sind, sollten Immobilieninteressenten erst einmal nicht auf positive Effekte des EZB-Entscheids hoffen. Zudem gibt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung, zu bedenken, das sich der deutsche Staat extrem verschulden will. Die Bundesanleihe steigt und die Bauzinsen steigen damit auch. Herbst hält einen Durchschnittszinssatz für ein Zehn-Jahres-Darlehen von 4 Prozent für sehr wahrscheinlich.
Wer vor der Entscheidung für eine längere oder kürzere Zinsbindung steht, sollte sich überlegen, welche Zinsentwicklung er erwartet. Geht man davon aus, dass die Zinsen in fünf Jahren deutlich niedriger sein werden als heute, empfiehlt sich eine kurze Laufzeit. Geht man hingegen davon aus, dass sich die Zinsen eher nach oben bewegen, wäre eine langfristige Absicherung von 20 Jahren sinnvoll. Sicherheit kostet Geld, schafft aber langfristige Gewissheit über die eigene Belastung.
Dispozinsen beim Girokonto
Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist. Abgesehen davon bleiben auch die Dispozinsen trotz der jüngsten Zinssenkung hoch, da sich die Geldinstitute am EZB-Leitzins orientieren. So liegt der Durchschnittszins eines Dispokredits derzeit laut FMH bei 11,30 Prozent. Der Zins für die Überziehung des Disporahmens beträgt demnach 12,60 Prozent. Abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahmsweise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 06. März 2025 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de