Ratgeber

Trotz gestiegener Inflation Zinsen weiter runter - was das für Sie bedeutet

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Geld wird noch mal günstiger.

Geld wird noch mal günstiger.

(Foto: imago images/Kirchner-Media)

Mit der Senkung des Einlagensatzes durch die EZB um 0,25 auf nunmehr 2,75 Prozentpunkte verschlechtern sich die Aussichten für Sparer. Kreditnehmer hingegen dürfte die Entscheidung erfreuen. Ob auch Immobilienfinanzierungen günstiger werden, lesen Sie hier.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagensatz trotz zuletzt gestiegener Inflationsraten erneut gesenkt. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig einen viertel Prozentpunkt weniger - nämlich 2,75 Prozent Zinsen.

Darauf, was die Zinssenkung für Verbraucher bedeutet, haben Vergleichsportale einen kritischen Blick geworfen. Betrachtet wurden die Bereiche Baufinanzierung, Geldanlage, Girokonto und Ratenkredite.

Festgeldkonten

Die EZB-Entscheidungen von Juli, September, Oktober und Dezember 2022 sowie Februar, März, Mai und Juli 2023 hatten für steigende Zinsen auf Festgeldkonten gesorgt. Damit ist es vorbei. Im November 2024 brachten Termingelder mit zwei Jahren Laufzeit im Schnitt noch 3,39 Prozent Zinsen, aktuell liegen sie bei 2,24 Prozent, wie eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt. Allerdings ist die Inflationsrate zuletzt in Deutschland mit 2,6 Prozent wieder gestiegen. Infolgedessen ist der Realzins einer durchschnittlich verzinsten zweijährigen Festgeldanlage nun negativ.

Für ein einjähriges Festgeld mit deutscher Einlagensicherung sind laut FMH derzeit 2,75 Prozent Zinsen zu holen (BMW Bank). Die niederländische DHB Bank hat 2,85 Prozent Zinsen zu bieten. Und die European Merchant Bank bietet via Weltsparen 2,80 Prozent mit einer gesetzlichen Einlagensicherung bis 100.000 Euro durch den litauischen Einlagensicherungsfonds.

Bei Laufzeiten von drei Jahren bietet die Haitong Bank aus Portugal via Weltsparen mit 3,00 Prozent derzeit am meisten Zinsen. Ohne Vermittler bietet die deutsche Hanseatic Bank 2,55 Prozent für drei Jahre. Und wer sein Geld aktuell für 10 Jahre entbehren kann, bekommt in Deutschland bei der Deutschen Kreditbank (DKB) 2,5 Prozent Zinsen.

Festgeldkonten im Vergleich

Tagesgeld

Bereits mit der ersten Leitzinssenkung im Juni, September und Oktober und Dezember haben die Geldinstitute beim Tagesgeld schnell reagiert. Mit durchschnittlich 1,56 Prozent haben die Zinsen bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote den tiefsten Stand seit Oktober 2023. Bei den meisten regionalen Kreditinstituten müssen sich Sparer aber noch mit wesentlich niedrigeren Tagesgeldzinsen begnügen. Der Durchschnittszins der Sparkassen steht laut Verivox aktuell bei 0,54 Prozent, regionale Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken, PSD-Banken und Sparda-Banken zahlen im Schnitt 0,55 Prozent Zinsen. Nur rund ein Sechstel (16 Prozent) aller Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken bieten einen Tagesgeldzins von 1 Prozent oder mehr.

Den höchsten Zinssatz bietet derzeit laut FMH die XTB mit 4,00 Prozent (geschützt durch das deutsche Einlagensicherungssystem, begrenzt auf drei Monate ). Bei der luxemburgischen Advanzia Bank sind 3,5 Prozent fix für drei Monate zu holen. Die genannten Angebote richten sich nur an Neukunden.

Tagesgeldkonten im Vergleich

Ratenkredite

Mit den noch immer vergleichsweise hohen Zinsen für Sparer bleiben auch Verbraucherkredite teuer. Unerfreulich aus Sicht der Verbraucher, denn die Banken nutzen die Festgeld- und Tagesgeldanlagen zur Refinanzierung von Konsumentenkrediten. Lagen die Zinsen für ein solches Darlehen mit 60 Monaten Laufzeit im Januar 2022 noch bei mittleren 3,7 Prozent, waren es zum Jahresende 2022 bereits 5,95 Prozent. Derzeit liegen sie laut FMH im Schnitt bei 7,17 Prozent für den genannten Zeitraum.

Ein Vergleich der Konditionen lohnt sich aber. Denn die Spanne der Angebote liegt aktuell zwischen 4,99 und 12,67 Prozent.

Ratenkredite im Vergleich

Bauzinsen

Die Bauzinsen haben sich seit Jahresbeginn 2022 nahezu vervierfacht. Laut FMH liegt der Durchschnittszinssatz für ein Zehn-Jahres-Darlehen bei derzeit 3,49 Prozent. Je nach Anbieter schwankten diese zwischen 2,95 und 4,72 Prozent pro Jahr.

Dabei beeinflusst die EZB-Entscheidung die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmen maßgeblich die Renditen für Pfandbriefe, die wiederum von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden.

Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung, gibt zu bedenken: " Solange die EZB nicht konsequent gegen die steigende Inflation ankämpft, so lange werden Investoren, die bereit sind, der Bundesrepublik Geld zu leihen, einen gewissen Inflationsaufschlag verlangen. Und da die Renditen der Bundesanleihe und die Bauzinsen eng gekoppelt sind, sollten Immobilieninteressenten erst einmal nicht auf positive Effekte des EZB-Entscheids hoffen."

Wer vor der Entscheidung für eine längere oder kürzere Zinsbindung steht, sollte sich überlegen, welche Zinsentwicklung er erwartet. Geht man davon aus, dass die Zinsen in fünf Jahren deutlich niedriger sein werden als heute, empfiehlt sich eine kurze Laufzeit. Geht man hingegen davon aus, dass sich die Zinsen eher nach oben bewegen, wäre eine langfristige Absicherung von 20 Jahren sinnvoll. Sicherheit kostet Geld, schafft aber langfristige Gewissheit über die eigene Belastung.

Baugeldzinsen im Vergleich

Dispozinsen beim Girokonto

Mehr zum Thema

Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist. Abgesehen davon bleiben auch die Dispozinsen trotz der jüngsten Zinssenkung hoch, da sich die Geldinstitute am EZB-Leitzins orientieren. So liegt der Durchschnittszins eines Dispokredits derzeit laut FMH bei 11,45 Prozent. Der Zins für die Überziehung des Disporahmens beträgt demnach 12,76 Prozent. Abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahmsweise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.

Girokonto-Vergleich

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen