So läuft der 20. Spieltag BVB trickst und stürmt, S04 hofft auf Turbo-Rabbi
01.02.2019, 14:59 Uhr
Schlitzohr Jadon Sancho (r.) will mit dem BVB auch gegen Eintracht Frankfurt groß aufspielen.
(Foto: imago/Eibner)
Zum Sturmgipfel der Fußball-Bundesliga reist Borussia Dortmund mit einem Schlitzohr an, der FC Bayern setzt bei seiner Aufholjagd auf einen Alleinunterhalter. In Hannover will Neu-Coach Doll "wachrütteln", während sie auf Schalke schwelgen.
Was macht der Tabellenführer aus Dortmund?
Dem scheint derzeit alles zu gelingen. Zwei Fernattacken des Jägers FC Bayern haben die Dortmunder in diesem Jahr bereits erfolgreich abgewehrt, dazu noch beim locker-flockigen 5:1 gegen Hannover am vergangenen Spieltag der Liga eindrucksvoll gezeigt, wo der schwarz-gelbe Hammer hängt. Nämlich ganz oben. Der Vorsprung auf den Meister aus München beträgt weiterhin sechs Punkte. Läuft beim BVB.
Und bei Jadon Sancho ganz besonders. Sein Tor gegen Hannover lässt ihn offenbar übermütig werden. Belege gefällig? Unter der Woche postete das englische Sturmtalent auf Instagram zwei Videos, die die Borussia beim Training zeigen. Darin ist zu sehen, wie der 18-jährige Sancho seinen gleichaltrigen Teamkollegen Sergio Gómez mit einem irren Trick düpiert und davonrauscht. Mehr noch: Sancho verlinkte den jungen Spanier in dem Video, das nun schon Hunderttausendfach angesehen wurde. Offenbar auch von Gómez. Der Mittelfeldmann schrieb unter den Post: "Reines Glück, Bruder!"
Apropos "Bruda": Am Samstagnachmittag ist wieder Schluss mit lustig, denn die Borussia muss beim Tabellenfünften Eintracht Frankfurt antreten (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de). Und diese Begegnung hat es in sich - von den fünf besten Scorern der Liga werden in den Frankfurtern Sebastien Haller und Luka Jovic sowie den Dortmundern Marco Reus und besagtem Sancho gleich vier auf dem Rasen des Frankfurter Stadions auflaufen.
BVB-Trainer Lucien Favre jedenfalls ist vor dem Sturmgipfel gewarnt: "Sie sind brandgefährlich. Sie können kontern, sie können spielen, sie sind sehr geschickt vor dem Tor", sagte er mit Blick auf die Frankfurter Tormaschinen Jovic, Haller und Ante Rebic. Das Trio erzielte 31 der insgesamt 39 Saisontore ihres Klubs. Kein Wunder also, dass Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc mahnte, "die Zulieferdienste" der SGE zu bekämpfen. Das wird schwerer als sonst, denn das Favre-Team muss in der Partie auf die wertvollen, aber verletzten Innenverteidiger Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou verzichten. Dann muss es eben der Sturm rausreißen - und mit Reus, Sancho und Paco Alcacér verfügt der BVB über ein ebenso vorzeigbares wie treffsicheres Offensivtrio wie die hessischen Gastgeber. 30 Tore gehen auf das Konto der drei. Es deutet also vieles auf ein Offensivfeuerwerk im Frankfurter Stadtwald hin. Möglicherweise postet der kecke Sancho danach wieder ein Video von trickreichen Spielzügen. Tipp: Im Kampf der Tormaschinen jubelt am Ende der BVB und baut nach einem furiosen 3:2-Auswärtssieg sein Punktekonto auf 51 Zähler aus.
Wie geht's dem FC Bayern?
Die Frage, wie die Münchner ohne Sandro Wagner ihre Aufholjagd gestalten wollen, scheint erst einmal nicht von besonderer Relevanz. Schließlich saß der 31 Jahre alte Angreifer zuletzt nur auf der Tribüne. Deshalb hat er sich auch in dieser Woche spontan nach China verabschiedet. In Leverkusen zum Beispiel wird, ebenfalls am Samstagnachmittag, wieder Robert Lewandowski ganz vorne im Sturm spielen - so, wie er das immer macht. Es ist ein Glück für den FC Bayern, dass der polnische Nationalspieler selten bis nie verletzt ist. Dennoch stellt sich die Frage, was geschieht, wenn er doch einmal ausfallen sollte. Und damit sind wir wieder bei Wagner. Er war nämlich neben Lewandowski der einzige Mittelstürmer im Kader.
Niko Kovac ist ein Mann, der im Fall der Fälle diese Frage beantworten muss. Vielleicht weiß er das selbst noch nicht, neues Personal hat der Klub nicht verpflichtet. "Wir haben mit Thomas Müller und Serge Gnabry zwei Spieler, die die Position auch ausfüllen können. Sonst hätten wir dem Wechsel nicht zugestimmt", sagte der Trainer. Ob er von diesen Optionen ernsthaft überzeugt ist, sagte er nicht. Es sei doch so: "Sie müssen erstmal einen Backup für Lewy finden. Es gibt auf der Welt vielleicht zwei Spieler, die ihn ersetzen könnten. Alles andere ist eben dann eine Verschlechterung." Daher gelte: "Wir müssen weiterhin hoffen, dass Lewy so fit bleibt, wie er ist. Und wenn er mal eine Pause braucht, habe ich keine Probleme damit, dort den Serge oder Thomas spielen zu lassen."
Was soll er auch sonst machen? Die Bayern sind ein Risiko eingegangen, jetzt müssen sie damit leben. Ob sie die sechs Punkte Rückstand auf den BVB in den restlichen 16 15 Partien noch aufholen, hängt ja nicht allein davon ab. Aber vielleicht am Ende dann doch auch. Tipp: In Leverkusen gewinnen die Münchner schmucklos, aber souverän mit 2:0. Und vielleicht kommt ja dann im Sommer Timo Werner aus Leipzig zum FC Bayern.
Wie steht's um die Borussia aus Mönchengladbach?
Die hat sich wie der FC Bayern vom winterlichen Transfergewusel unbeirrt gezeigt und sich personell nicht verstärkt. Moment, da war ja doch was. Eugen Polanski ist nun Praktikant bei U23-Trainer Arie van Lent. "Dass ich diese Chance erhalte, ist für mich besonders schön", sagte der Ex-Profi. Schön ist für alle Borussia-Fans auch der Blick auf die Tabelle. Dort grüßt die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking von Platz drei. Warum also nicht dem Team vertrauen, das sich diese Ausgangslage erarbeitet hat? Eine der Säulen des Erfolgs ist Yann Sommer. Der Torhüter musste in dieser Saison gemeinsam mit seinem Leipziger Péter Gulácsi am seltensten hinter sich greifen - nur 18 Gegentreffer kassierte der Schweizer bislang. "Im Moment finden wir eine sehr gute, ausgewogene Balance zwischen Offensive und Defensive", erklärte Sommer vor seinem 150. Bundesligaspiel für die Borussen. Soll heißen: Der FC Schalke 04 wird's im Samstagabendspiel gegen die Gladbacher (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) schwer haben.
Immerhin haben die Gelsenkirchener ein Heimspiel - und etwas gegen die personelle Misere in der Offensive getan. Kurz vor Ende der Transferperiode hat der Klub den Waliser Rabbi Matondo für wohl neun Millionen Euro vom englischen Meister Manchester City verpflichtet. Das tut auch Not, schließlich sind die S04-Stürmer Breel Embolo, Guido Burgstaller und Steven Skrzybski immer noch verletzt und Franco Di Santo versucht sein Glück lieber beim spanischen Erstliga-Aufsteiger Rayo Vallecano. "Er ist sehr fokussiert, sehr zielstrebig. Er ist im Saft", sagte Tedesco über seinen erst 18-jährigen Hoffnungsträger Matondo. Ob das für ein erstes Spiel vor krisengeplagtem Schalker Publikum reicht, ist allerdings noch unklar. Wenn, dann dürfen sich Sommer und Co. aber auf etwas gefasst machen: Beim Leistungscheck benötigte Matondo nur 2,62 Sekunden für einen 20-Meter-Sprint. Nun sprechen und träumen fast alle auf Schalke von einem zweiten Leroy Sané. Glück auf! Tipp: Die Fohlen-Elf rechtfertigt die Untätigkeit von Sportdirektor Max Eberl und verpasst den Schalkern die zehnte Saisonniederlage - 1:2.
Was wird sonst noch wichtig?
Hannover 96 - RB Leipzig (Freitag, 20.30 Uhr): Thomas Doll ist zurück in der Bundesliga. Nicht als Spieler, die Zeiten sind lange vorbei, aber als Motivator und Trainer bei Hannover 96, dem seit acht Partien sieglosen Tabellenvorletzten der Liga. Doll geht die Sache, dafür ist er da, angemessen optimistisch an, nennt seine Spieler "Jungs" und sagt: "Fußball spielen können sie." Das ist im Grunde nicht die schlechteste Voraussetzung, um gegen die Leipziger zu bestehen, die auf Platz vier in ganz anderen Gefilden unterwegs sind. Dolls Ansage: "Die Jungs haben genug auf die Tabelle geschaut." Er wolle 96 "wachrütteln", aber erst einmal nicht viel verändern, das Team "nicht überfrachten" mit zu vielen Informationen, sondern "klare Sachen" mit auf den Weg geben. Wir sind gespannt. Tipp: 0:2.
TSG Hoffenheim - Fortuna Düsseldorf: In der Champions League war für Hoffenheim in dieser Saison nach der Gruppenphase Schluss, nicht mal für die Europaliga hat es gereicht. Aber irgendetwas muss ihnen an der europäischen Königsklasse gefallen haben, jedenfalls wollen sie in der kommenden Spielzeit wieder mitmachen. Da die Mannschaft von Julian Nagelsmann aber bisher in der Liga genauso oft gewonnen wie unentschieden gespielt hat, ist der vierte Tabellenplatz sechs Punkte entfernt. Deshalb gibt der Trainer vor dem Spiel gegen die Fortuna den wichtigen Hinweis: "Wir müssen gewinnen, wenn wir unsere Ambitionen bedienen wollen." Zudem ist er auf Revanche aus: "Wir haben etwas gutzumachen." In der Hinrunde gewann Düsseldorf mit 2:1. Tipp: 3:1.
Hertha BSC - VfL Wolfsburg: Die Champions League ist eher nicht so das Thema dieser Partie, obwohl die Berliner und Wolfsburger punktgleich mit den Hoffenheimern auf den Plätzen sieben und acht der Tabelle stehen. Aber zumindest bei der Hertha können sie sich das mit der Europaliga durchaus vorstellen. Trainer Pal Dardai sagt: "Gegen Wolfsburg musst du normalerweise zu Hause gewinnen. Aber ehrlich: Beide Mannschaften sind gleichstark." Also komme es auf die Tagesform an. Seine große Sorge ist eher, dass sich sein Team zu sehr mit dem FC Bayern beschäftigt, der am kommenden Mittwoch zum Achtelfinale des DFB-Pokals ins Olympiastadion kommt. "Ich habe den Spielern gesagt, ich will gar nichts hören, was mit den Bayern zu tun hat." Tipp: 1:1.
1. FC Nürnberg - SV Werder Bremen (alle Samstag, 15.30 Uhr): Dass es in der Liga noch eine Mannschaft gibt, die hinter Hannover 96 steht, dürfte mutmaßlich auch Thomas Doll wissen. Doch anders als die Niedersachsen halten sie in Nürnberg an ihrem Trainer fest und hoffen mit Michael Köllner auf der Bank darauf, dass sie möglichst bald an einen Punkt kommen, von dem sie hinterher sagen können, er habe die Wende eingeleitet. Sechs Spiele nacheinander hat der Club nun verloren, doch Köllner sagt trotzig: "Ich bin nicht der Typ aufzugeben, im Gegenteil, das macht mich sogar noch ein bisschen schärfer." Neu an Bord ist Ivo Ilicevic, Angreifer, 32 Jahre alt und zuletzt ohne festen Job. Er sagt: "Für mich gilt es jetzt, meine neuen Kollegen so schnell wie möglich kennenzulernen und alles dafür zu tun, dass wir den Klassenerhalt schaffen." Tipp: 0:1.
FC Augsburg - 1. FSV Mainz 05 (Sonntag, 15.30 Uhr): Wir wollen den Augsburgern ja nichts unterstellen, aber souverän zeigt sich der Klub nicht. Erst schmeißen sie ihren brasilianischen Angreifer Caiuby raus, weil der ohne zu fragen den Weihnachtsurlaub verlängert hat. Dann verpflichten sie den ehemaligen Nationaltorhüter Jens Lehmann als Assistenztrainer, was eine, sagen wir es so, interessante Personalie ist. Und den österreichischen Nationalspieler Martin Hinteregger leihen sie an die Frankfurter Eintracht aus, weil der nach der jüngsten Niederlage in Mönchengladbach über Manuel Baum gesagt hatte: "Ich kann nichts Positives, aber auch nichts Negatives über den Trainer sagen." Und jetzt geht es für die vom Abstieg bedrohten Augsburger auch noch gegen den FSV Mainz, der überraschend auf Rang sechs der Tabelle steht und für sich reklamieren kann, so etwas wie die Mannschaft der Stunde zu stellen. Tipp: 0:2.
VfB Stuttgart - SC Freiburg (Sonntag, 18 Uhr): Noch einen Punkt weniger als Augsburg haben die Stuttgarter bisher gesammelt. Und spontan drängen sich nicht viele Gründe auf, warum in naher Zukunft alles besser werden sollte. Trainer Markus Weinzierl sagt: "Wir haben am Sonntag die Chance, drei Punkte zu holen und damit den Abstand auf den SC Freiburg zu verringern. Das gleiche nächste Woche wieder gegen Düsseldorf. Dass das zwei wichtige Spiele sind, da brauchen wir nicht drumrumreden." Nein, brauchen sie nicht. Und selbst wenn sie es täten, würde es ihnen nichts bringen. Tipp: 1:1.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Ich finde es natürlich auch mutig, dass man jemanden wie mich dazu nimmt, der eben diesen großen Namen hat, viel mehr aber auch nicht, wenn man ehrlich ist." Der ehemalige Nationaltorwart Jens Lehmann assistiert nun beim FC Augsburg.
Quelle: ntv.de