So läuft der 19. Spieltag Bayerns breite Brust trotzt Borussen-Angst
25.01.2019, 15:10 Uhr
Breite Brust voraus: Joshua Kimmich heizt seinem FC Bayern ein.
(Foto: imago/Jan Huebner)
Borussia Dortmund lässt die Fußball-Bundesliga verzweifeln: Der FC Bayern beruft sich schon auf das Bayern-Gefühl und in Hannover verliert Trainer Breitenreiter womöglich nach dem Duell mit dem BVB seinen Job. Währenddessen jagt Gladbach einen Rekord.
Was macht der Tabellenführer aus Dortmund?
Borussia Dortmund sorgt derzeit für Verzweiflung. Beim FC Bayern, der die anvisierte und groß herausposaunte Aufholjagd zur siebten Meisterschaft in Folge nur vollziehen kann, wenn der Tabellenführer mal ein Spiel nicht gewinnt. Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagt nun schon, sein Klub müsse geduldig sein. "Wir sollten mit dem Thema entspannt umgehen. Wir sind nicht der Gejagte, sondern der Jäger." Während das für vermutlich 16 andere Klubs der Fußball-Bundesliga ein Luxusproblem ist, könnte der BVB die Hannoveraner an diesem Samstag (15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) ganz schön in die Bredouille bringen. Denn dort bangt Trainer André Breitenreiter um seinen Job. Öffentlich angezählt ist er schon - das musste er aus den Medien erfahren. "Ich bin enttäuscht", sagt Breitenreiter. "Ich hätte mir gewünscht, dass man mit mir offen darüber redet." Völlig klar, dass elf Punkte aus 18 Spielen nicht dazu veranlassen, dem Trainer volle Rückendeckung zuzusichern. Doch für einen Rausschmiss hätte die Winterpause eigentlich genug Zeit geboten - und die Mannschaft hätte sich zudem in Ruhe an einen neuen Coach gewöhnen können. Offenbar war sich die Klubführung da aber noch sicher, dass Breitenreiter der richtige Mann an der Seitenlinie ist. Was eine 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen zum Rückrundenstart so alles ändern kann …

Der vizeweltmeisterliche Lockenkopf ist in Dortmund voll eingeschlagen.
(Foto: imago/Picture Point LE)
Aber zurück zum Ligaanführer: Dort bringen sie die ultimative Lobhudelei auf Axel Witsel. Der 30-jährige Belgier spielte bislang 25 Pflichtpartien für den BVB, stand 2053 Minuten auf dem Platz und erzielte vier Tore. Neben Kapitän Marco Reus ist er der Spieler der Saison. "Er kontrolliert unser Spiel", sagt Christian Pulisic. Er gebe der Mannschaft Selbstvertrauen, urteilt Sportdirektor Michael Zorc. Witsels Nationaltrainer Roberto Martinez nennt den Wechsel vom chinesischen Klub Tianjin Quanjian zum BVB gar "den besten Transfer der Welt". Und was sagt Witsel selbst? "Ich denke, dass ich eine ganz ordentliche erste Saisonhälfte gespielt habe", gibt er den Kollegen der "Sport Bild" ganz bescheiden zu Protokoll. Tipp: Der Tabellenführer treibt Breitenreiter Sorgenfalten auf die Stirn. In Dortmund holte er noch nie einen Punkt - dabei bleibt's. 4:0
Wie geht's dem FC Bayern?
Der FC Bayern kann den BVB aktuell nicht einholen, weil der das Jagd-Spiel einfach torpediert. Doch das Selbstbewusstsein der Münchener Akteure schmälert das nicht. Ganz entgegen Rummenigges Anweisung, Gelassenheit zu wahren (siehe oben), lassen sich die Spieler weitere Spitzen gegen den BVB entlocken. Kapitän Manuel Neuer glaubt an eine kommende schwarz-gelbe Schwächephase. "Ich denke schon, dass wir auch in der Hinserie Schwächen gesehen haben. Sie haben nicht viele Punkte liegen gelassen, aber das eine oder andere Mal ist es sehr eng gewesen", sagte er: "Dass Dortmund nicht unschlagbar ist, weiß man." Und Joshua Kimmich bittet seine Teamkollegen um mehr Gefühl - "Mia-san-Mia"-Gefühl um genau zu sein. Er will daran anknüpfen, "unsere Spiele zu gewinnen, und das auf eine Art und Weise, bei der man sagen kann, das ist der FC Bayern".
Ob das gegen den VfB Stuttgart (Sonntag, 15.30 Uhr) klappen wird? Wie hoch muss man gegen die Schwaben denn gewinnen, damit es standesgemäß ist? Leon Goretzka ordnet Kimmichs Worte mal ein: "Um bei Bayern zu spielen, brauchst du eine breite Brust", sagt er dem "Kicker". Eine kleine Spitze kann sich angesichts der Selbstsicherheit VfB-Trainer Markus Weinzierl nicht verkneifen. Meister wird der BVB, sagt er vor dem Duell in München. Obwohl er auch zugeben muss, dass seine Mannschaft die Bayern nicht von der Jagd abhalten können wird. Oder? "Natürlich sind wir Außenseiter, aber es ist möglich, auch wenn da sehr viel Qualität auf dem Platz steht und sie gut in Form sind. Man kann in München punkten, Düsseldorf und andere Mannschaften haben es vorgemacht. Man muss sich wehren." Dabei kommt den Stuttgartern in die Quere, dass Benjamin Pavard, der im Sommer die Seite wechseln wird, nach seinem Muskelbündelriss definitiv noch ausfällt und auch der Einsatz von Verteidiger Timo Baumgartl fraglich ist. Tipp: Standesgemäß ist mehr als zwei Tore Abstand, 3:0
Wie steht's um die Borussia aus Mönchengladbach?
Die Fohlen sind nicht nur BVB-Verfolger Nummer zwei, sie stehen auch vor der Einstellung eines Rekords: Zwölf Heimsiege gab es zuletzt vom 24. August 1983 bis zum 24. März 1984 unter Trainer Jupp Heynckes. Damals standen bereits ein paar geile Typen im Kader der Gladbacher, die frisurentechnisch ganz weit vorne waren. Frank Mill, Lothar Matthäus, Winfried Schäfer und der heutige Trainer - Dieter Hecking. Nun könnte er das historische Kunststück als Trainer der Elf vom Niederrhein wiederholen.
Gegen Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr) stehen die Chancen nicht schlecht, allerdings haben die Fohlen regelmäßig Probleme mit dem FCA. Das weiß auch Manuel Baum, Trainer bei der Pupppenkisten-Truppe. "Sensationell" sei das Spiel der Gladbacher, "aber wir haben im Hinspiel bewiesen, wie man ihnen den Zahn ziehen kann". Beim 1:1-Remis in Augsburg sah es lange nach einem Heimsieg aus, ehe Franzosen-Knipser Alassane Plea einen Punkt für den aktuellen Tabellendritten klarmachte. Tipp: Jede Serie endet irgendwann und die Augsburger werden einen Punkt aus Gladbach entführen, 1:1.
Was wird sonst noch wichtig?
Hertha BSC - FC Schalke 04 (Freitag, 20.30 Uhr): Bei Hertha BSC herrscht Kontinuität: Unter der Woche wird bekannt, dass Pal Dardai Cheftrainer der Berliner bleiben wird. Auch sein Sohn Palko spielt weiter für den Hauptstadtklub. Dardai Senior ist schon seit 1997 im Verein, erst als Spieler, seit 2012 als Trainer in der Jugend und schließlich bei den Profis. Sein Junge spielt auch schon seit mehr als sieben Jahren für die Hertha. So viel Klub-Identität kann auch der kommende Gegner im Kader aufbieten: Torhüter Ralf Fährmann spielt seit 2003 für die Knappen. Doch den dienstältesten Profi hat Trainer Domenico Tedesco bekanntlich gerade zum Ersatz degradiert - sehr zum Ärger der Fans. Nun gut, der Erfolg beim 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg am vergangenen Wochenende gibt ihm recht. Im 70. Bundesliga-Aufeinandertreffen der beiden Klubs bekommen es die Schalker allerdings mit Herthas Leihspieler Marko Grujic zu tun - und mit dem haben die Berliner noch gar nicht verloren. Tipp: 2:1
SC Freiburg - TSG 1899 Hoffenheim: Die Ansprüche gehen beim Duell zwischen dem SC Freiburg und der TSG 1899 Hoffenheim offenbar auseinander. Freiburgs Christian Günter sagt "11 Freunde" über seine Kumpels in der Bezirksliga: "Wenn sie verlieren, steht kurz danach ein Kasten in der Mitte, jeder schnappt sich ein Bier und damit ist die Niederlage abgehakt. Ich glaube, das ist schön: Fußball ohne Druck." Aber gut, PROFIfußball ohne Druck funktioniert nicht. Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann nimmt es da ganz genau - und macht sich den Druck selbst. Und zwar mittels Spielanalyse. "Es gibt auch eine Einzelkritik vom Trainer über den Trainer", sagt der 31-Jährige. Was da wohl nach der Partie im Breisgau stehen wird? Tipp: "War solide", Ergebnis: 1:3
VfL Wolfsburg - Bayer 04 Leverkusen: Das Duell zwischen den beiden Werksmannschaften von VW und Bayer wird gerne als "El Plastico" abgetan. Dabei sind beide Teams in dieser Saison Überraschungsmannschaften - Wolfsburg gibt das positive Beispiel und Leverkuen das negative. Was unter dem Bayerkreuz an Potenzial liegengelassen wird, ist schon erstaunlich. Dagegen scheint Bruno Labbadia die Möglichkeiten in der Autostadt gut auszuschöpfen. In jedem Fall stehen beide Teams für Offensivpower und Angriffsfußball. Noch nie trennten sich beide Klubs in 46 Spielen gegeneinander torlos und in den letzten elf Aufeinandertreffen bekamen die Zuschauer stets drei oder mehr Treffer zu sehen. 'Feuer frei', kann man da nur sagen. Tipp: Eine faire aber unterhaltsame Punkteteilung, 2:2.
1. FSV Mainz 05 - 1. FC Nürnberg (alle Samstag, 15.30 Uhr): Nach dem 3:2-Sieg in Stuttgart wartet auf Mainz 05 das nächste Kellerkind. Der 1. FC Nürnberg gastiert bei den Rheinhessen. Erstligatauglichkeit haben die Franken in dieser Saison nur selten unter Beweis gestellt, dazu droht mit Lukas Mühl eine Stammkraft in der Innenverteidigung auszufallen. Für die Mainzer war die Zitterpartie in Stuttgart nach zwischenzeitlicher 3:0-Führung ein kleiner Warnschuss. Trainer Sandro Schwarz wird daher wieder die Defensive stärken. Highlight der Partie wird sicher die Vorstellung des neuen Stadionsprechers bei 05 werden. Tipp: Mainz feiert einen ereignisarmen 1:0-Heimsieg.
Werder Bremen - Eintracht Frankfurt (Samstag, 18.30 Uhr): "Es wird sich richtig lohnen, ins Stadion zu kommen", macht Werder Bremens Coach Florian Kohfeldt das Spiel gegen Eintracht Frankfurt schmackhaft. "Auch ein 7:6 nehme ich", deutet er an, wo es mit Offensiv-Spektakel hingehen soll. Vor dem Team der "drei Verrückten", wie er Eintrachts Sturmtrio Ante Rebic, Luka Jovic und Sebastien Haller am vergangenen Wochenende nannte, hat Kohfeldt aber auch großen Respekt: "Man kann sie nicht nur auf die drei Angreifer reduzieren. Dies würde Frankfurt nicht gerecht werden." Recht hat er, der Tabellenfünfte mit Trainer Adi Hütter hat bereits 30 Punkte auf dem Konto, fünf mehr als Werder. Dass Torhüter Kevin Trapp gleich sieben Tore kassieren wird, bleibt wohl Kohfeldts Wunschtraum. In den vorangegangenen 18 Partien waren es 24. Tipp: 1:3
Fortuna Düsseldorf - RB Leipzig (Sonntag, 18 Uhr): Bei den Spielern von Fortuna Düsseldorf kann man derzeit das Funkel(n) in den Augen sehen. Denn die Kicker zerreißen sich nicht nur für einander, sondern auch für den Trainer Friedhelm Funkel. Nach der Posse um seine Vertragsverlängerung gab er noch zu Protokoll, dass etwas Vertrauen in die Vereinsführung verloren gegangen sei. Der Grund dann doch weiterzumachen, lag woanders: "Was mich auch dazu veranlasst hat, die Gespräche wieder aufzunehmen, ist das unglaubliche Verhältnis zur Mannschaft und zu den Fans hier in Düsseldorf. Denen bin ich einfach schuldig weiterzumachen." Mit Leipzig kommt zwar ein bärenstarker Gegner in die Esprit-Arena, doch bereits in der Hinrunde punktete die Funkel-Elf. Tipp: Düsseldorf wiederholt den Coup und überrascht den Favoriten, 2:1 für die Fortuna.
Quelle: ntv.de