So läuft der 15. Spieltag Diese Woche sind die Bayern fällig - oder?
04.12.2015, 13:41 Uhr
Ein ungewohntes Bild: Die Bayern nach einer Niederlage. In dieser Saison gab's lediglich in der Champions League bei Arsenal Grund, Trübsal zu blasen.
(Foto: imago/MIS)
Verlieren die Bayern endlich eine Liga-Partie? Die Ansetzung des 15. Spieltags darf dem Rest der Liga Hoffnung machen. Zwei Klubs haben ein Stürmerproblem und zwei angezählte Trainer beschwören die Qualität.
Was machen Guardiola und der FC Bayern?
Da ist sie wieder, die Frage, die sich jedes Mal genau dann stellt, wenn der FC Bayern in der Fußball-Bundesliga auf einen Gegner trifft, der einigermaßen gut beieinander ist. An diesem 15. Spieltag ist es wieder so weit: Die Münchner spielen am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) vor 54.010 Zuschauern im ausverkauften Stadion bei der Mönchengladbacher Borussia. Das ist die Mannschaft, die mit Trainer Lucien Favre und fünf Niederlagen in die Saison gestartet ist. Und danach mit André Schubert sieben Mal gewonnen und zweimal unentschieden gespielt hat. Also: Geht da was?
Zunächst einmal sagt Schubert das, was viele seiner Kollegen vor einer Partie gegen den Branchenführer gesagt haben. "Wir wollen defensiv gut stehen, Torchancen kreieren und dann müssen wir sehen, was die Bayern zulassen." Okay, guter Plan - aber eben nur ein Plan. Wir vermuten, dass Josep Guardiola für seine Münchner auch einen hat, den er allerdings vermutlich nach ein paar Minuten in gewohnter Manier updatet. Und sonst? "Der FC Bayern ist im Moment wohl die beste Mannschaft der Welt, auf Augenhöhe mit dem FC Barcelona". Haben wir auch schon nicht nur einmal gehört. Daher gelte: "Wir müssen an unserem Leistungslimit spielen und einen sehr guten Tag erwischen." Was soll er auch sagen? Er könnte sich mit einer Statistik behelfen: Beim bisher letzten Duell sprang im März ein 2:0 der Borussia in München heraus. Rafael erzielte beide Tore. Und verspricht nun im Gespräch mit dem "Kicker": "Wir werden ohne Angst antreten und mutig nach vorne spielen." Denn: "Man muss die Bayern beschäftigen, sonst kann man ganz schnell untergehen."
Wie läuft's bei Borussia Dortmund?
Als ernsthafter Verfolger des FC Bayern geht auch der BVB bei acht Punkten Rückstand nur bei großzügiger Lesart durch. Andererseits stehen die Dortmunder als Tabellenzweiter sieben Zähler vor dem VfL Wolfsburg - und just dort, im Stadion am Mittellandkanal, treten sie am frühen Samstagabend ab, um diesen Abstand zu vergrößern. Umgekehrt geht es für die Gastgeber darum, den BVB ein wenig einzufangen. Und wer sich den FC Bayern wegdenkt, kann sogar von einem Topspiel sprechen. Zuletzt trafen sich beide Mannschaften im Mai beim Pokalfinale im Berliner Olympiastadion - das die Wolfsburger mit 3:1 gewannen. Daher vermutet Dieter Hecking, der alte Trainerfuchs: "Die Dortmunder werden motiviert sein." Weniger kümmert ihn da, dass er vor seinem 100. Spiel auf der Bank des VfL steht. Denn auch er weiß: Die Zeiten haben sich zugunsten der Dortmunder geändert. Während die Wolfsburger ihren überragenden Akteur Kevin De Bruyne an Manchester City verloren haben und im Pokal gegen den FC Bayern ausschieden sind, hat der BVB unter Trainer Thomas Tuchel zu alter Stärke zurückgefunden. Oder besser: zu neuer Stärke, denn sie Dortmunder wirken nun flexibler als zuletzt mit Jürgen Klopp. Wie dem auch sei, Hecking lässt sich nicht Bange machen: "Spiele gegen den BVB waren immer eng und auf hohem Niveau. Wir haben keinen Grund, uns kleiner zu machen. Es gibt keinen Favoriten. Nuancen werden entscheiden. Das sind diese 50:50-Spiele."
Was machen des Verfolgers Verfolger?
Auch in dieser Kategorie treffen an diesem Samstag zwei Konkurrenten aufeinander: Die Berliner Hertha, die sich darüber freut, auf Platz fünf zu stehen, und die Werkssportler aus Leverkusen, die damit hadern, dass sie nur Sechste sind. Was beide Vereine indes eint, ist ein Stürmerproblem. Sie mögen jetzt aufschreien und sagen: Stimmt doch gar nicht! Wir antworten: Und ob! Sie fordern Beweise? Wir liefern! Fangen wir bei der Hertha an. Die haben zwar Salomon Kalou, der gut spielt wie nie in Berlin, aber sie haben auch Vedad Ibisevic. Der spielt zwar auch gut. Aber er langt auch gerne mal zu. Nach abgesessener Rotsperre aus dem Spiel gegen Schalke lief der Angreifer gegen Bayern wieder in der Startelf auf. Doch nach 60 Minuten war schon wieder Schluss. Warum? Weil sich Ibisevic auf der Toleranzskala des Schiedsrichters fleißig an den, Achtung Wortspiel, roten Bereich herangearbeitet hatte. Coach Pal Dardai zog die Bremse, wechselte seinen Angreifer aus und erklärte ihm: "Vedad, du musst aufpassen." Vedad hörte zu und sagte dann: "Ich werde mein Spiel nicht ändern." Aber, immerhin: "Ich kenne meine Grenzen."
Die kennt auch Stefan Kießling. Und damit wären wir beim zweiten Problemstürmer. Denn der Gelegenheits-Nationalspieler hat ein Problem mit seinen Einsatzzeiten. Die sind nämlich deutlich gesunken, weil die kleine Erbse, besser bekannt als Chicharito, jetzt Platzhirsch in der Bayer-Spitze ist. Und was macht der Kießling? Der überlegt, den Verein zu verlassen, schon im Winter. Und was macht Bayer? Die finden diese Überlegung, vorsichtig formuliert, gar nicht sooo schlimm: "Wir wissen, wie ehrgeizig Stefan ist, er will unbedingt spielen. Er hätte das Recht dazu, im Winter das Gespräch mit uns zu suchen, obwohl sein Vertrag noch eineinhalb Jahre läuft. Das hat er sich erarbeitet", sagte Bayers Sportmanager Jonas Boldt dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Wer das Stürmerproblem besser wegsteckt? Wir vermuten Bayer und setzen auf Auswärtssieg.
Brisanz oder Langeweile - was passiert sonst noch?
"Darmstadt vernichten", "Lilienschweine jagen" - klingt ziemlich brisant, oder? Und ist es natürlich auch. Am Sonntagabend treffen Eintracht Frankfurt und der SV Darmstadt 98 aufeinander. Nach 33 Jahren und ein bisschen mehr als sieben Monaten treffen die Hessen-Rivalen endlich wieder aufeinander. Und die "Vorfreude" der Fans ist offenbar groß. Da stört es den einen oder anderen auch nicht, dass die Staatsanwaltschaft derzeit versucht, die Urheber der schäbigen Plakatkampagne ausfindig zu machen. Ob der von der "Bild" einberufene Fan-Friedensgipfel (natürlich ohne die Urheber) nun zu Streicheleinheiten, Umarmung und Verbrüderungen führt? Nun, wir bleiben skeptisch. Schauen wir noch kurz aufs Sportliche: Darmstadt ist laut Coach Dirk Schuster nicht in der Krise, erinnert sich aber nur noch dunkel an den letzten Liga-Dreier, den gab's am 17. Oktober in Augsburg. Etwas präsenter ist dagegen der letzte Sieg der Frankfurter. Den gab's nämliche eine Woche später, am 24. Oktober in Hannover.
Was passiert sonst noch? Schalke spielt gegen Hannover. Dabei setzen die Knappen auf die Rückkehr von Rotsünder Johannes Geis. Denn mit dem 22-Jährigen gab's im Schnitt 1,9 Punkte, ohne ihn dagegen nur maue 0,5 Zähler. Auch in Augsburg steht ein Mann im Fokus: Alexander Esswein. Denn der bislang nur gegen zwei Mannschaften in der Bundesliga mehr als ein Tor erzielt. Gegen seinen aktuellen Arbeitgeber Augsburg und gegen Köln. Und wie heißt der nächste Gegner der Schwaben? Sie ahnen es, natürlich: Köln!
So richtig doof läuft's bislang für den "Knurrer von Kerkrade" bei Schlusslicht Hoffenheim. Seit vier Spielen ist Huub Stevens für 1899 verantwortlich. Seine klägliche Bilanz vor dem Auswärtsspiel bei den stocksoliden Ingolstädtern: drei Niederlage, ein Remis. Trainerwechsel? Bisher nicht ausgezahlt. Also bleibt die Frage: Taugt der Kader für Liga eins? Na klar, sagt der Huub! "Die Mannschaft hat Qualität. Glauben Sie mir", rief der Coach den Medienvertretern fast schon flehentlich zu: "Das habe ich am ersten Tag gesagt - und das sage ich immer noch." Bleibt noch der Hamburger SV. Die haben zwar in dieser Woche bekannt gegeben, dass es finanziell so richtig mies aussieht. Aber wen interessiert's? Gläubiger und Wirtschaftsprüfer vielleicht. Ansonsten ist nämlich alles in Butter beim HSV. Ein Sieg gegen Mainz und schwuppdiwupp mischt der Klub von Elbe wieder da mit, wo er dem eigenen Anspruch zufolge hingehört: auf einen Europapokalplatz!
Für welchen Trainer wird's eng?
Stuttgarts Coach Jürgen Kramny kann durchatmen. Er ist ja sowieso erstmal nur eine Interimslösung. Außerdem hat sich seine Mannschaft letzte Woche in Dortmund ja gewehrt. Was beim VfB derzeit schon reicht, um zufrieden zu sein. Nun kommt allerdings der SV Werder Bremen und die spielen in der Regel nicht so gut wie der BVB. Die spielen, sind wir ehrlich, im Moment ziemlich schlecht. Trainer Viktor Skripnik bekommt zwar die branchenübliche Rückendeckung. Was aber bei intensiver Betonung eigentlich ein klares Indiz dafür ist, dass es im Falle einer Niederlage ganz schnell zu Ende gehen kann. Der Skripniker lässt sich davon nicht beirren und sagt: "Wir haben Qualität". Und er sagt, es kommen jetzt "machbare Gegner". In Namen bedeutet das Stuttgart, Köln, Frankfurt. Klare Ansage, hohe Messlatte. Wir sind gespannt und freuen uns auf viele Tore, schließlich spielen die beiden schlechtesten Abwehrreihen gegeneinander!
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Wer redet denn da noch? Die sind doch alle im Gefängnis." Horst Heldt, Sportvorstand von Schalke 04, ist mächtig überrascht vom Beschlussvorschlag des Fifa-Exekutivkomitees, die WM auf 40 Teilnehmer aufzustocken.
Quelle: ntv.de