So läuft der 16. Bundesliga-Spieltag Für den FC Bayern spricht ... nichts!
20.12.2016, 12:39 Uhr
Ohje, RB Leipzig?
(Foto: imago/Eibner)
Uli Hoeneß erwartet, dass der FC Bayern gegen RB Leipzig die "Herrschaftsverhältnisse im deutschen Fußball wieder geraderückt." Dabei spricht alles gegen die Münchener. Für den BVB wird's wieder hart und André Schubert hat Glück.
Was macht der FC Bayern?
Er stümpert, staunt, siegt, tanzt, mahnt, respektiert (alles während und nach dem 1:0-Sieg in Darmstadt), hilft der Konkurrenz dabei, den Kader zu verschlanken und baggert zart an RB-Coach Ralph Hasenhüttl. Puh, ganz schön viele Informationen in einem Satz. Aber so ist es halt. Beim FC Bayern - nun, das ist jetzt kein Erkenntnisgewinn mit Oha-Effekt - rotiert das Nachrichtenwerk deutlich schneller als beim Rest der Liga. Aber Zeit zur Besinnung bleibt nicht, zumindest noch nicht, schließlich kommt am Mittwoch (20 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) zum Jahresabschluss noch RB Leipzig nach München. Und da geht es ja laut Präsident Uli Hoeneß vor allem und grundsätzlich darum, "die Herrschaftsverhältnisse im deutschen Fußball wieder geradezurücken." Ins Kurvendeutsch übersetzt, heißt das: RB Leipzig fängt sich 'ne krachende Ohrlasche und die Bayern beenden das Jahr 2016 als Tabellenführer.
Nun, dass es genauso kommt, dafür gibt's indes aktuell nicht ein Anzeichen. Die Bayern haben auch Mitte Dezember immer noch nicht so ganz verstanden, wie man unter Trainer Carlo Ancelotti erfolgreich und gleichzeitig schön spielen kann und RB Leipzig zweifelt nach dem peinlichen Ausrutscher beim FC Ingolstadt (0:1) vor anderthalb Wochen nicht im Ansatz an der eigenen Kompetenz und Kraft. Nach Lasche, Geraderücken und Bayern-Dominanz klingt das nicht. Aber wer wären die Mia-san-mia-Riesen von der Isar, wenn sie vor einem Aufsteiger aus Sachsen den feigen Bückling machen würden? Richtig, nicht der große FCB. Und so verkündet Karl-Heinz Rummenigge mit aller Selbstverständlichkeit: "Wer gegen den FC Barcelona, Real Madrid, Manchester United und was weiß ich wen noch alles gespielt hat, der ist auch für Rasenballsport bereit." Bestimmt - und gegen Darmstadt, ach egal …, Leipzig hat schließlich gegen Ingolstadt verloren.
Was ist bei RB Leipzig los?
Der Aufsteiger ist also gekommen, um die Herrschaftsverhältnisse im deutschen Fußball (siehe oben) zu erschüttern. Und bislang ist ihnen das vorzüglich gelungen. Die Sachsen sorgen für das spannendste und hochklassigste Duell um die Tabellenspitze seit Einführung der Dreipunkte-Regel vor 21 Jahren. Dass zwei Mannschaften nach absolvierten 15 Runden mehr als 35 Punkte - aktuell jeweils 36 - auf dem Konto haben, gab's zwar schon einmal, aber vor drei Jahren waren die Bayern (41) ihrem hartnäckigsten Verfolger Bayer 04 Leverkusen (37) schon ein wenig enteilt. Mehr spitze an der Spitze geht also nicht. Und so langsam setzt sich auch im RB-Sprech durch, dass man schon zu den besseren Teams der Liga gehört. Zwar hält Sportdirektor Ralf Rangnick eine Leipziger Meisterschaft nach wie vor für "ein nicht so sonderlich realistisches Szenario", aber das Selbstvertrauen, in München zu bestehen, ist groß. "Wichtig wird sein, dass wir so mutig auftreten wie bisher. Mal sehen, wie die Bayern damit umgehen werden", sagte Kapitän Dominik Kaiser dem "Kicker". Und Trainer Hasenhüttl, der einst als Stürmer der bayrischen U23 mithalf, die jungen Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Piotr Trochwoski, an die Bundesliga heranzuführen, ist angefixt vom Erfolg: "Ich möchte schon, dass dieser Gegner über die 110 Kilometer unterwegs sein muss und am nächsten Tag spürt, dass er gegen RB Leipzig gespielt hat."
Wie läuft's beim BVB?
Immer dann richtig gut, wenn es spektakulär wird. Diese Kernkompetenz hat der Kollege Stefan Giannakoulis nach dem 2:2 des BVB bei der TSG Hoffenheim in seiner Bundesliga-Spieltagsanalyse am Montag herausgearbeitet. Heißt also für den 16. Spieltag Folgendes: Der Jahresausklang wird für Borussia Dortmund eine maue Angelegenheit. Denn der Gegner heißt FC Augsburg (Dienstag, 20 Uhr im Liveticker bei n-tv.de). Und die stehen in dieser Saison weder für offensive Feuerwerke (wie der BVB selbst) noch für defensives Kollabieren (wie Dortmunds Champions-League-Gegner Legia Warschau), dafür aber trotz des überraschenden Aus für Malocher-Coach Dirk Schuster weiter für körperbetontes Spiel. Das aber schmeckt dem BVB unter Thomas Tuchel gar nicht. Man könnte sogar sagen, die Dortmunder Verantwortlichen reagieren mittlerweile nahezu phobisch auf jede Art der mannhaften Auseinandersetzung. Doch damit soll Schluss sein, denn so richtig ernst nimmt das fast schon ritualisierte Gejammer und Genöle kaum noch jemand. Und so verordnet der derzeit dauerempörte Tuchel seinen Jungs eine Therapie des Gegenhaltens: "Ich rechne damit, dass es gegen Augsburg wieder sehr körperlich werden wird. Wir müssen ganz bei uns sein und Lösungen finden." Ach so, und ganz nebenbei will der Coach auch noch das: "Ich wünsche mir einen Sieg, nach Möglichkeit inklusive guter Leistung."
Wo wird's brenzlig?
Willkommen in einer schönen Welt, fernab jeglicher Realität. Bayer Leverkusen verliert am Sonntagabend daheim gegen den FC Ingolstadt (1:2), das Team ist ratlos, die Zuschauer wütend - und Trainer Roger Schmidt glücklich: "Ich finde das, was die Mannschaft leistet, fantastisch, auch wenn sich das heute etwas komisch anhört." Nun, allerdings. Schließlich ist der teuerste Kader der Vereinsgeschichte weit davon entfernt, selbst verschriebenen Titelambitionen zu verwirklichen. Und die Gründe dafür sind hausgemacht. Der Werkself fehlen derzeit jene Tugenden, die dir jede gottverdammte Kreisliga-Trainer immer und immer in den Kopf hämmert: laufen und kämpfen. "Wir haben keine Männer, wir haben keine Mannschaft", klagt Nationalspieler Jonathan Tah und trifft damit auf gewaltigen Widerhall bei seinem Trainer: "Das kann ich so nicht stehen lassen, das trifft nicht zu." Wer nun recht behält, diese Frage wird vermutlich am späten Mittwochabend beantwortet, dann geht's zum Derby nach Köln. Und dort tristet der Effzeh aktuell im rheinischen Grau, die rosaroten Frühherbstwolken haben sich verzogen. Vier Spiele ist die Mannschaft von Coach Peter Stöger mittlerweile ohne Sieg. Das allein kratzt ja meist schon an den Nerven, aber wenn auch noch der Schiedsrichter bockig ist und einen klaren Elfmeter verweigert, dann grantelt der Kölner: "Die Situation ist ja nicht so, dass da Hektik ist oder sie unübersichtlich ist", schimpfte Manager Jörg Schmadtke. Stark stehe "zwölf Meter entfernt, ungefähr, das ist schon hochgerechnet - das ist keine Szene, in der sechs Mann ineinander rennen. Da sind nur zwei Leute involviert." Am Mittwoch leitet Manuel Gräfe das Derby, sein "Kicker"-Notendurchschnitt liegt nach sieben geleiteten Spielen bei 2,64. Das Sportmagazin attestiert ihm nur eine schlechte Leistung - beim Spiel Mainz gegen Ingolstadt, dort hatte er, Obacht, einen klaren Elfmeter übersehen.
Was ist sonst noch so los?
Borussia Mönchengladbach ist von sich selbst "angepisst" und spielt auswärts richtig "beschissen". So sagt es Manager Max Eberl. Wie gut, dass jetzt wieder Heimspiel ist. Sollte es zu einem Endspiel für den ewig angezählten Trainer André Schubert kommen - dessen potenzielle Nachfolger, unter anderem Dieter Hecking, ja bereits heiß gehandelt werden -, hätte der sich schlechtere Orte aussuchen können, denn im Borussia-Park gab's in acht Ligaspielen bisher nur eine Niederlage. Nun kommt der VfL Wolfsburg, und der hat mit Valérien Ismael bekanntermaßen auch einen Trainer, der seine Zukunft am Mittellandkanal nicht allzu optimistisch planen sollte, denn in der Winterpause soll ja David Wagner aus Huddersfield kommen und für ihn übernehmen. Aber sei's drum: Noch ist er Chef und als dieser lässt er sich gar nichts gefallen. Den angeblich gegen ihn meuternden Philipp Wollscheid, hat er direkt mal suspendiert und setzt ein Zeichen in der neu ausgerufenen VfL-Kampagne: "Wer keinen Bock hat, der kann gehen." Wenn das mal nicht im Chaos endet.
Das versucht der Hamburger SV ja seit Wochen zu bereinigen, was aber alles nur noch schlimmer macht. Kaum läuft's sportlich wieder besser, knallen die Sicherungen auf Funktionärs-Ebene raus. Dietmar Beiersdorfer weg, Heribert Bruchhagen da, Karl Gernhardt weg und Dietmar Beiersdorfer plötzlich wieder da? Halten wir fest: Den Didi haben sie auf jeden Fall alle wieder lieb. Also werden wir wieder sportlich: Nach der Latza-Watschn in Mainz (1:3) trifft der HSV jetzt auf Schalke. Die waren noch Anfang des Monats voller Selbstvertrauen, verloren dann aber zweimal, spielten nur Remis gegen Freiburg - und plötzlich: alles wieder Mist? Nein, nein. Die Schalker, die bleiben ruhig und gucken auf das Jahr 2017: "Auch wenn die Tabellensituation wegen des Fehlstarts nicht so rosig ist, ich habe ein gutes Gefühl, weil alle mitziehen", sagte Christian Heidel. "Wir haben uns viel für die Rückrunde vorgenommen." Und bis dahin - immerhin trennen uns noch zwei Spiele bis zur zweiten Halbserie - gilt das Wort des Kapitäns: "Wir müssen nochmal an unsere Leistungsgrenze gehen", fordert Benedikt Höwedes.
In Hoffenheim ist Werder Bremen zu Gast. Die bangen um die Einsätze von Clemens Fritz, Claudio Pizarro und Philipp Bargfrede. Das aber taugt bei 1899 nicht zum Gesprächsthema. Denn im Kraichgau sind die Fans ganz aufgeschreckt, weil der FC Bayern wildern kommen will. Auf der Liste des Rekordmeisters: Kapitän Sebastian Rudy und Abwehrtalent Niklas Süle. Die Verantwortlichen des Klubs bleiben indes gelassen: "Es gibt viele Gerüchte um unsere Spieler. Ich sehe es als Auszeichnung für unsere Arbeit, die wir leisten. Bei Sebastian Rudy kam es bisher einfach nicht zu einer Vertragsverlängerung. Jetzt müssen wir einfach abwarten, was die Zukunft bringt", sagte Sportchef Alexander Rosen im SWR-Fernsehen: "Bei Niklas Süle ist es so: Mal ehrlich, mit dem befasst sich jeder Topklub in Europa. Die Klubs wären auch bescheuert, wenn sie sich nicht mit ihm befassen würden."
Die Hertha ist damit beschäftigt, sich vom Leipziger Schleudertrauma zu erholen - und freut sich auf etwas weniger Wucht aus Darmstadt. Die Lilien kommen allerdings mit der Empfehlung einer guten Leistung gegen den FC Bayern nach Berlin. Zwar verloren sie mit 0:1, doch Trainer Ramon Berndroth hat eine Erfolgsformel gefunden: "Wir brauchen jetzt teilweise die Mentalität eines Staubsauger-Verkäufers. Bei 100 Versuchen geht 99 Mal die Tür zu, aber einmal klappt es." Klappen soll's auch mit einem Derbysieg für die Eintracht aus Frankfurt, die tritt nach der Niederlage in Wolfsburg nun daheim gegen den FSV Mainz an. In der Tabelle ist die SGE in dieser Saison nach langer Zeit mal wieder an den Mainzern vorbeigezogen. Diese Vormachtstellung wollen sie nun auch im direkten Duell untermauern. "Wir sind mit der Hinrunde zufrieden. Wenn wir gegen Mainz gewinnen, sind wir aber noch zufriedener", sagte Trainer Niko Kovac.
Der n-tv.de Geheimtipp des Spieltags
Die Empfehlung unserer Redaktion heißt FC Ingolstadt gegen den SC Freiburg. Da wären Sie jetzt so nicht drauf gekommen, was? Aber was sollen wir sagen: Ingolstadt war Tabellenletzter und putzt dann mal eben RB Leipzig und haut auch Leverkusen weg. Das ist schon stark. Und gilt auch für den SC Freiburg, genauer: für deren Trainer. Und das Lob kommt vom Chefstrategen des deutschen Fußballs, von Bundestrainer Joachim Löw. Für ihn ist Christian Streich der Coach des Jahres, sagte er der "Bild"-Zeitung: "Ich könnte jetzt viele Namen nennen, aber ich finde es großartig, was Christian Streich in Freiburg macht." Bei Streich erkenne man "eine klare Handschrift", zumal er "ohne allzu namhafte Neuzugänge" auskomme. Freiburg habe nach dem Abstieg viele Leistungsträger verloren, dennoch mit jungen Spielern die Zweitliga-Meisterschaft geholt und stehe nun im Bundesliga-Mittelfeld, sagte Löw. "In Freiburg klappt die Integration und Weiterentwicklung von jungen Spielern einfach hervorragend. Davor habe ich großen Respekt."
Quelle: ntv.de