Günstiges HTC-Phablet im Test Das Desire 820 ist starke Mittelklasse
21.01.2015, 08:20 Uhr
Das Desire 820 ist günstig und gut.
(Foto: jwa)
Großes Display, gute Frontkamera, knallige Farben und günstiger Preis: Das Desire 820 spricht eine junge Zielgruppe an. Der 64-Bit-Prozessor kann zwar noch nicht genutzt werden, im Test zeigt es aber andere Qualitäten.
HTC baut seine Mittelklasse weiter aus. Die Desire-Reihe bekommt stetig Zuwachs, das 820 ist das neueste Familienmitglied. Es ist das bisher größte Desire-Modell und das zweite 64-Bit-Smartphone der Taiwaner. Dieser theoretische Vorteil kann zwar erst mit einem Update auf Android Lollipop genutzt werden, aber das Gerät überzeugt auch mit anderen Qualitäten.
Die HTC-Designabteilung folgt in der Ober- und Mittelklasse einer klaren Formensprache mit Wiedererkennungswert. So finden sich auch beim Desire 820 ober- und unterhalb des Displays die Stereo-Lautsprecher mit Boomsound-Klangverbesserung, der Bildschirm wird von einem breiten schwarzen Rand umfasst. Anders als bei der One-Serie mit ihrer Aluminiumverkleidung setzt HTC hier allerdings auf ein zweifarbiges Kunststoffgehäuse, das leicht biegsam ist, aber trotzdem stabil wirkt.
Die Materialwahl ist Geschmackssache, das glatte Plastik wird schnell schmierig. Die Verarbeitung ist HTC aber gut gelungen, das zweifarbige Gehäuse ist aus einem Stück gefertigt. Breite Spalte oder ungenaue Übergänge gibt es nicht, nur die Kameralinse steht etwas hervor. Akzente setzen die farbigen Ränder um die Kamera, den Anschalter, die Lautstärketasten und den Micro-USB-Steckplatz. Neben der weiß-blauen Farbkombination gibt es für den deutschen Markt noch eine weiß-graue sowie eine dunkelgraue Variante mit hellgrauen Akzenten.
Multimediazentrale
Das Gehäuse ist mit weniger als 8 Millimetern angenehm flach, doch für die einhändige Bedienung ist es ungeeignet. Ein spezieller Einhandmodus wie bei Samsungs Galaxy Note 4 oder dem iPhone 6 Plus fehlt, der fette Rand ums Display macht das Phablet größer als nötig. Der Bildschirm selbst ist aber richtig gut, im direkten Sichtvergleich mit dem iPhone 6 Plus ist er nur minimal dunkler und trotz der recht geringen Pixeldichte von 267 ppi noch ausreichend scharf. Farbdarstellung, Kontraste und Blickwinkelstabilität sind für ein Mittelklasse-Gerät hervorragend.
Das ist auch wichtig, denn das Desire 820 ist wie geschaffen für Multimedia-Einsätze. Smartphone-Spiele machen Spaß, bei der Steuerung mit beiden Daumen bleibt noch genug Bildschirmfläche frei. Videos lassen sich komfortabel anschauen, auch wenn die geringe Auflösung dem Bild mitunter die knackige Schärfe nimmt. Dafür geben die Lautsprecher einen klaren Klang ab, der deutlich voller ist als bei anderen Smartphones, die den Lautsprecher an der Unterseite oder auf dem Rücken haben.
- System: Android 4.4.4 + HTC Sense 6.0
- Display: 5,5 Zoll, 1280 x 720 Pixel, 267 ppi
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 615, Octa-Core, 1,5 GHz & 1 GHz
- Arbeitsspeicher: 2 GB RAM
- Interner Speicher: 16 GB + microSD (bis zu 128 GB)
- Rückkamera: 13 Megapixel, f/2.2, 28 mm
- Frontkamera: 8 Megapixel
- Konnektivität: LTE, WLAN 802.11 a/b/g/n, Bluetooth 4.0, GPS, NFC
- Akku: 2600 mAh
- Abmessungen: 157,7 x 78,74 x 7,74 mm
- Gewicht: 155 g
- SIM-Kartentyp: Nano-SIM
Der Prozessor zeigt im Test kaum Schwächen, auch wenn er sein volles Potenzial erst mit Android 5 Lollipop ausschöpfen kann. Aktuell läuft das Desire 820 mit Android 4.4.4, und das unterstützt die 64-Bit-Technologie noch nicht. Der Snapdragon 615 erweist sich aber auch so als leistungsstark und antrittsfreudig. Apps werden zügig gestartet, Eingaben schnell verarbeitet, Ruckler oder Aussetzer treten auch bei anspruchsvolleren Spielen nicht auf. Unter Last wird das Desire jedoch sehr schnell sehr warm, was besonders bei längeren Spielphasen unangenehm werden kann.
Leistung mit Abstrichen
Mit der Benutzeroberfläche Sense 6 kommt fast die gleiche Software wie beim HTC One zum Einsatz, Möglichkeiten zur Gestensteuerung fehlen aber. Auch die Kamera-App Eye Experience ist etwas abgespeckt und bietet weniger Extramodi als in der Premiumklasse, sie ist aber trotzdem gelungen. Alle Aufnahmeparameter können zum Beispiel manuell eingestellt und als eigenes Kameraprofil gespeichert werden. Mit Funktionen wie dem "Gesichts-Morphing", bei dem zwei Gesichter zu einem zusammengefügt werden können, zeichnet sich die Kamera-Software zusätzlich aus.
Die Bildqualität selbst ist durchschnittlich bis gut. Mit starken Helligkeitsunterschieden kann die Software nicht so gut umgehen, bei schlechterem Licht arbeitet der Autofokus etwas träge. Im Vergleich zu anderen Smartphones seiner Preisklasse kann das Desire 820 aber überzeugen, im Zusammenspiel mit der Software und ihren vielen Filtern und Einstellungen liefert es ein gutes Gesamtpaket für Fotofreunde. Die Laufzeit des Akkus liegt im Mittelfeld, mit 2600 Milliamperestunden reicht eine volle Ladung für einen durchschnittlichen Nutzungstag. Bei aktiviertem Energiesparmodus ist noch etwas mehr herauszuholen, in Notfällen kitzelt der extreme Energiesparmodus, der mit dem HTC One (M8) eingeführt wurde, die letzten Reserven aus dem Akku. Vielspieler sollten aber vorsichtig sein: Schon ein paar Minuten intensives Gaming wirken sich deutlich auf die Laufzeit aus.
Wer mit den genannten Einschränkungen leben kann und ein günstiges Smartphone mit zeitgemäßer Ausstattung und großem Display sucht, könnte mit dem Desire 820 glücklich werden. Es unterstützt alle in Deutschland gängigen LTE-Netze, die Sprachqualität ist gut, der interne Speicher kann per microSD erweitert werden. Mit der Oberklasse von HTC hat es zwar einige Merkmale gemeinsam, doch die etwas niedrige Displayauflösung, fehlende Extra-Funktionen, die starke Wärmeentwicklung und das weniger hochwertige Verarbeitung Material machen den Unterschied. In seiner Preisklasse von rund 300 Euro zählt es trotzdem zu den aktuell besten Smartphones jenseits der 5-Zoll-Marke.
Quelle: ntv.de