Technik

Hoffnung oder Rohrkrepierer? Deutsches Carbon-Smartphone startet

Das deutsche Karbon-Smartphone Carbon1MKII ist extrem dünn und sehr leicht.

Das deutsche Karbon-Smartphone Carbon1MKII ist extrem dünn und sehr leicht.

(Foto: Carbon Mobile)

Das deutsche Startup Carbon Mobile stellt das Smartphone Carbon 1 MKII vor. Es hat ein Gehäuse aus Karbon und soll so leicht und dünn wie kein anderes Gerät sein. Ansonsten ist es ein normales Mittelklasse-Smartphone, kostet aber 800 Euro. Kann das was werden?

Eigentlich könnte man meinen, dass aktuell der schlechteste Zeitpunkt ist, den Versuch zu starten, ein deutsches Smartphone zu etablieren. Schließlich ist der Markt nahezu gesättigt und mit OnePlus, Xiaomi, Oppo oder Vivo schwämmen chinesische Hersteller jetzt auch den europäischen Markt mit Geräten, deren Preis-Leistungs-Verhältnisse kaum zu unterbieten sind. Das Berliner Startup Carbon Mobile versucht es mit dem Carbon 1 MKII trotzdem. Das heißt, nach drei Jahren Entwicklung muss es jetzt vielleicht auch einfach zu Potte kommen.

Drei Jahre Entwicklungszeit

Das Gerät heißt nämlich nicht MKII (Mark II), weil es schon einen echten Vorgänger gegeben hätte. Das Startup stellte zwar ein Karbon-Smartphone schon im März 2017 vor, brauchte aber bis jetzt, um eine marktreife Variante davon hinzubekommen. Trotzdem sind die Macher optimistisch, mit dem Gerät eine rentable Nische gefunden zu haben. "Unser Ansatz ist es, Normen zu hinterfragen, neue Ansätze zu finden und der Branche notwendige, neue Impulse hin zu Miniaturisierung und nachhaltiger Produktion zu geben", sagt CEO Firas Khalifeh.

Die Miniaturisierung resultiert aus dem ultradünnen Gehäuse, das durch das leichte, aber sehr stabile Karbon möglich ist. Das Smartphone ist gerade mal 6,3 Millimeter dick und wiegt lediglich 125 Gramm. Die Stabilität hat das Smartphone nicht nur von den Kohlefasern. Das Display deckt Gorilla Glass 6 ab, das mit 0,4 Millimetern das dünnste und stärkste Glas des US-Herstellers Corning sein soll.

Keine Empfangsprobleme

Eine weitere Herausforderung eines Karbon-Unibodys ist, den Antennenempfang zu ermöglichen. Carbon Mobile hat dies erreicht, indem es die Kohlefasern mit "funkfähigen" Verbundwerkstoffen verwebt hat. Dieses neue Hybridmaterial nennt der Hersteller HyRECM-Technologie (Hybrid Radio Enable Composite Material).

Schließlich soll das Carbon 1 MKII auch im Vergleich zu herkömmlichen Smartphones umweltschonend sein. Der Kunststoffanteil des Geräts soll bei lediglich 5 Prozent liegen und das deutsche Karbon-Handy soll sehr einfach zu reparieren sein.

Rein technisch gesehen ist das Carbon 1 MKII ein Mittelklasse-Smartphone.

Rein technisch gesehen ist das Carbon 1 MKII ein Mittelklasse-Smartphone.

(Foto: Carbon Mobile)

Ansonsten ist das Carbon 1 MKII ein LTE-Mittelklasse-Smartphone mit guten, aber nicht besonderen Spezifikationen. Unter dem 6 Zoll großen Display mit 2160 x 1080 Pixeln werkelt ein solider Mediatek-Prozessor, der auf 8 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zugreifen kann. Der Akku hat eine Kapazität von 3050 Milliamperestunden (mAh), der Flash-Speicher ist 128 GB groß. Auf der Rückseite sitzt eine 20-Megapixel-Dual-Kamera, die Frontkamera löst mit 20 Megapixeln auf.

Ein Gerät für Enthusiasten

Mit 800 Euro ist das Carbon 1 MKII für diese Ausstattung sehr teuer, das Gehäuse muss es also rausreißen. Das Berliner Startup setzt daher vor allem auf den Enthusiasmus von technikbegeisterten Nutzern, die das Neue und Außergewöhnliche suchen. Andere soll alleine schon überzeugen, so ein leichtes und dünnes Gerät in der Hand zu halten, das sich auch ganz anders als Glas-Smartphones anfühlt. Schließlich hofft das Unternehmen, ausgesprochene Karbon-Fans anzusprechen, die "die den Werkstoff bereits bei anderen Alltagsbegleitern wie dem Motor- oder Fahrrad nutzen und dessen Potenzial bereits erkannt haben."

Käufer müssen sich aber noch gedulden. Denn aktuell kann das Carbon 1 MKII nur vorbestellt werden. Ausliefern will es der Hersteller erst im Sommer, wenn schon viele Konkurrenten ihre Käufer gefunden haben und die Technik noch ein paar Monate älter sein wird. Carbon Mobile wird einen langen Atem benötigen, wenn es sich seine Nische sichern möchte. Das wissen die Berliner und planen zunächst mit kleinen Verkaufszahlen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA), die im Laufe der Jahre langsam aber stetig wachsen sollen.

Quelle: ntv.de, kwe

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