Technik

Updates dürfen kein Luxus sein Nokia ist eine Hoffnung für Android

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Das Nokia 5 kostet voraussichtlich weniger als 200 Euro.

(Foto: HMD Global)

Nokia verspricht seinen Kunden schnelle Android-Updates. Sind die Finnen mit ihren Geräten erfolgreich, könnte dies ein Meilenstein im Kampf gegen die Fragmentierung von Googles Betriebsystems sein.

Ein großes Problem von Android ist dessen Fragmentierung. Weil die Hersteller Updates gar nicht oder langsam und nur für einen beschränkten Zeitraum an ihre Geräte weitergeben, haben nur sehr wenige Smartphones und Tablets aktuelle Versionen des Betriebssystems installiert. In der jüngsten Statistik läuft Android Nougat (7.0 oder 7.1) gerade mal auf knapp 5 Prozent der Geräte. Die Software wurde offiziell im August 2016 veröffentlicht. Selbst die 17 Monate alte Vorgänger-Version hat nur einen Anteil von rund 31 Prozent. Mehr als die Hälfte der Android-Geräte arbeitet noch mit Android Lollipop (5.0 und 5.1) oder KitKat (4.4).

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Die meisten Android-Smartphones laufen mit unsicheren älteren Versionen des Betriebssystems.

(Foto: Android Developers)

Damit fehlen ihnen nicht nur Funktionen der neueren Versionen, sondern auch wichtige Sicherheits-Updates, die Google monatlich veröffentlicht. Alleine in diesem April schließt das Unternehmen über 100 Lücken im System. Android-Geräte mit veralteter Firmware sind daher für Hacker ein gefundenes Fressen. Wer wissen möchte, auf welchem Stand sein Gerät ist, geht in den Einstellungen zur Telefoninfo und sucht nach dem Stand der Sicherheitsupdates, Android-Sicherheitspatch-Ebene oder ähnlichen Formulierungen.

Updates kosten Zeit und Geld

Es gibt nicht nur einen einzigen Grund für die Fragmentierung. Ein Problem ist die unterschiedliche Hardware-Ausstattung, die Anpassungen des Betriebssystems erfordert. Manchmal machen inkompatible Komponenten ein Update sogar unmöglich. Sehr ärgerlich  für Besitzer betroffener Smartphones ist beispielsweise, dass für relativ neue Chipsätze für Android 7 nötige Grafik-Treiber nicht zur Verfügung stehen. Eine noch größere Update-Bremse sind die Software-Anpassungen der Hersteller, mit denen sie sich von der Android-Konkurrenz unterscheiden oder Nutzern zusätzliche Funktionen bieten möchten. Umsetzung und Tests der modifizierten Software kosten Geld und Zeit. Manche Hersteller investieren hier mehr, andere weniger, oft sind ihnen nur ihre Top-Geräte den Aufwand wert. Und nicht selten rühren auch noch Mobilfunk-Anbieter ihr eigenes Android-Süppchen an.

Lobenswerte Ausnahmen beim Update-Schlendrian sind neben den von Google verkauften Nexus- und Pixel-Smartphones vor allem Geräte von Motorola (Lenovo), LG und seit dem Umstieg auf Android auch Blackberrys Handys. HTC und Sony bemühen sich laut einer Statistik von "Android Authority" ebenfalls, ihre Geräte schnell zu aktualisieren.

"Recht auf das neueste Android"

Neue Hoffnung auf eine Reduzierung der Android-Fragmentierung kommt von Nokia-Hersteller HMD Global. In einem Interview mit "Gulf News" (via "Smartdroid") kündigte ein verantwortlicher Manager an, Updates zur Verfügung zu stellen, "sobald sie Google veröffentlicht hat". Die meisten Smartphones hätten kein Android-OS so wie es sein sollte, indem die Hersteller eigene Benutzeroberflächen hinzufügten, so der Manager. Die Kunden hätten aber ein Recht darauf, die neueste Version des Betriebssystems zu haben.

HMD Global setzt dabei auf eine enge Zusammenarbeit mit Google, die bei der Präsentation von drei Smartphones beim MWC in Barcelona auch durch die Anwesenheit von Googles Vize-Präsidenten Jamie Rosenberg demonstriert wurde. Bei der Veranstaltung kündigte Nokias Produkt-Chef an, die Geräte werden "mit dem reinsten Android ausgestattet, das es gibt."

Erfolg steckt an

Noch sind die Nokia-Smartphones nicht weltweit erhältlich, vermutlich gehen sie in Europa im Mai an den Start. Doch das Interesse an den Geräten ist schon jetzt gewaltig. Zum einen bieten sie ein außergewöhnlich starkes Preis-Leistungs-Verhältnis, zum anderen hat der Name Nokia immer noch große Zugkraft. Und Kritiker und Kunden werden auch zu schätzen wissen, wenn die Smartphones tatsächlich mit purem Android bei Updates immer an erster Stelle stehen.

Es ist also durchaus möglich, dass das Comeback der Finnen gelingt. Das könnte dann auch andere Hersteller unter Druck setzen oder zumindest zum Nachdenken bewegen, es Nokia gleich zu tun oder wenigstens ihre Anpassungen aufs Nötigste zurückzuschrauben. Sie könnten ihre willkommenen Extras auch als Apps im Play Store anbieten. Und weil Google selbst auch bereit ist, es den Herstellern noch leichter zu machen, Android aktuell zu halten und mehr Updates über den Play Store auszuliefern, könnte die Fragmentierung vielleicht endlich tatsächlich reduziert werden. Streng Dich an, Nokia!

Quelle: ntv.de

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