Technik

Viele Daten für Personalisierung Spotify wird extrem neugierig

Spotify hat 75 Millionen Nutzer, von denen 20 Millionen zahlende Abo-Kunden sind.

Spotify hat 75 Millionen Nutzer, von denen 20 Millionen zahlende Abo-Kunden sind.

(Foto: dpa)

Der Musik-Streamingdienst Spotify will seinen Kunden maßgeschneiderte Musik in allen Lebenslagen liefern. Dafür ändern die Schweden ihre AGB und wollen jetzt massiv persönliche Informationen ihrer Nutzer sammeln.

Der Musikdienst Spotify will deutlich mehr über seine Nutzer erfahren. "Mit Ihrer Zustimmung erfassen wir Informationen, die Sie auf Ihrem Mobilgerät gespeichert haben. Dazu gehören Kontakte, Fotos oder Mediendateien", steht in einer neuen Fassung der Datenschutzbestimmungen, der die Kunden zustimmen müssen, um den Service weiter zu nutzen.

An Ortungsdaten ist die schwedische Firma ebenso interessiert: Abhängig von den Einstellungen "können wir auch Informationen zu Ihrem Standort über beispielsweise die GPS-Daten Ihres Mobilfunkgeräts oder andere Formen der Lokalisierung mobiler Geräte (z. B. Bluetooth) erfassen". Andere Nutzer von Spotify-Diensten könnten über den Standort benachrichtigt werden. Erfasst werden auch Informationen von Sensoren - etwa "Daten über die Geschwindigkeit Ihrer Bewegungen, beispielsweise, ob Sie laufen, gehen oder unterwegs sind". Spotify bietet inzwischen an, beim Joggen den Rhythmus der Musik an das Tempo des Läufers anzupassen. Das geht nicht ohne Zugang zu Sensordaten.

Gezielte Werbung als Nebeneffekt

Mit den neuen Daten solle der Service für die Nutzer verbessert und neue Angebote entwickelt werden, erklärt Spotify in einem Blogeintrag. Die Personalisierung der Song-Auswahl gilt als der Schlüssel für den Erfolg künftiger Musikdienste. Die Vision ist, dass dem Nutzer aus Millionen Titeln die passende Musik zur aktuellen Tageszeit, Situation, Beschäftigung oder sogar Stimmung präsentiert werden kann. Dafür müssen die Anbieter zugleich viel über die Kunden wissen. Wer den Dienst werbefinanziert nutzt, muss außerdem damit rechnen, dass Informationen an Dritte weitergegeben werden, damit diese maßgeschneiderte Anzeigen verschicken und den Umgang der Nutzer mit dieser Werbung analysieren können.

"Die von uns weitergeleiteten Informationen werden anonymisiert (zum Beispiel durch Nutzung von Hashing) und stellen keinen Bezug zu Ihrer Identität her", schreibt das schwedische Unternehmen in den Datenschutzbestimmungen. Im Blogeintrag versichert Spotify auch, dass man für das Teilen von Orten, Fotos und Kontakten einzeln die Erlaubnis der Nutzer einholen werde - oder sie über Möglichkeiten informieren, dies abzustellen. Datenschutz und die Sicherheit der Daten hätten höchste Priorität.

Erst fragen, dann personalisieren

Personalisierung ist nicht nur im Musikstreaming ein großer Trend, der Datenschützern die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Microsoft wird beispielsweise für seine Datensammelei in Windows 10 teils heftig kritisiert. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz wirft dem US-Konzern sogar "Überwachung bis zum letzten Klick" vor. Der Verfasser geht dabei allerdings in keinem Punkt seiner Kritik auf die Hintergründe der "Schnüffelei" ein – nämlich die personalisierte Suche und die Unterstützung durch die digitale Assistentin Cortana.

Ob für den Nutzer, zu Analysezwecken oder Werbetreibende: Fakt ist, dass die Daten gesammelt werden und Internetunternehmen, die personalisierte Dienste anbieten, tun gut daran, die Bedenken von Datenschützern und Kunden ernst zu nehmen. Spotify macht dies zum Teil richtig, indem es sein Vorgehen in den Datenschutzbestimmungen klar formuliert und Nutzern die Möglichkeit bietet, die Sammelei zu begrenzen. Aber wie Microsoft begeht das Unternehmen dabei den Fehler, die Personalisierung nicht als Service anzubieten, den die Kunden aktivieren können, wenn sie ihn wirklich nutzen möchten. Der Weg, Personalisierungen und die damit verbundenen Datenerhebungen als Voreinstellung festzulegen, die nachträglich abgestellt werden können, ist der falsche Weg.

[Update] Nach heftiger Kritik hat sich Spotify-Chef Daniel Ek in einem Blogpost entschuldigt und klargestellt, dass Nutzer für jeden der genannten Datenzugriffe erst ihre Zustimmung geben müssen. Außerdem beschreibt er genauer, auf welche Fotos, Standortdaten und andere persönlichen Informationen Spotify im Falle einer Erlaubnis zugreifen möchte. Letztendlich scheint alles halb so wild zu sein, man hätte besser kommunizieren sollen, was die Änderungen bedeuten, schreibt Ek. Die Datenschutzbestimmungen sollen in den kommenden Wochen entsprechend überarbeitet werden.

Quelle: ntv.de, kwe/dpa

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