Technik

Dank cleverem Twitter-Skript Tüftler gewinnt vier Gewinnspiele pro Tag

Der Cowboyhut ist Scotts Lieblingsstück.

Der Cowboyhut ist Scotts Lieblingsstück.

(Foto: Hunter Scott)

Ein Twitter-Bot nimmt automatisch an Gewinnspielen teil und gewinnt neun Monate lang vier Mal pro Tag: Freigetränke, Festivaltickets, Gratis-Pizza und eine Reise nach New York. Doch das Skript dient auch einem guten Zweck.

Beim Kurznachrichtendienst Twitter gibt es immer wieder Gewinnspiele, deren Teilnehmer nichts weiter tun müssen, als einen Beitrag zu "retweeten", also über ihren Kanal noch einmal veröffentlichen. Der Computertechniker Hunter Scott hat es auf diese niedrigschwelligen sogenannten "Retweet-2-Win"-Gewinnspiele abgesehen. Er programmierte ein Script, das das Netzwerk nach Gewinnspielen durchforstet und automatisch daran teilnimmt. In einem Zeitraum von neun Monaten nahm Scotts Twitter-Bot so an rund 165.000 Gewinnspielen teil, etwa 1000 davon gewann er tatsächlich - im Schnitt vier pro Tag.

Die Beute, die sein Bot so in neun Monaten an Land zog, ist enorm - besonders wertvolle Gewinne sind kaum dabei, dafür viel Kurioses und Nutzloses. So gewann er reihenweise Logos und Grafiken für den Einsatz in Online-Profilen, die er nicht brauchte, Tickets zu Veranstaltungen auf aller Welt, die er nie besuchen würde, oder Online-Währung für Computerspiele, die er nicht spielte. Aber nicht alles war nutzlos: "Ich habe einige coole Sachen gewonnen, jeden Tag bekam ich mysteriöse Post. Das hat richtig Spaß gemacht!"

Pizza, Polo-Shirts und Fashion Week

Verformte Tupperdeckel: Der Gewinn kam nie an.

Verformte Tupperdeckel: Der Gewinn kam nie an.

(Foto: Hunter Scott)

Scott gewann Shampoo, Seife, Freigetränke, Gratis-Pizza, Bücher, Essensgutscheine, Rasierer, Schallplatten, Polo-Shirts und vegetarische Marshmallows - die vollständige Liste findet sich auf seiner Webseite. Sein Lieblingsstück ist ein Cowboyhut, signiert von den Stars einer mexikanischen Seifenoper, von der er noch nie gehört hat. Sein wertvollster Gewinn war eine Reise zur Fashion Week in New York im Wert von 4000 Dollar - samt Spritztour in einer Limousine und reichlich Taschengeld. Annehmen konnte er den Gewinn aber nicht, denn dafür hätte er, so die Teilnahmebedingungen, in der Nähe von New York wohnen müssen. Andere Gewinne kamen nie an, oft genug blieb der Briefkasten leer - selbst in dem Fall, als Scott durch einen Retweet mehrere in der Spülmaschine verformte Tupperdosendeckel gewann.

Die Gewinnquote von Scotts Bot-Experiment liegt bei nur etwa einem halben Prozent, in 164.000 Fällen ging er leer aus. Trotzdem ist das, gemessen am Arbeitsaufwand, ein guter Schnitt. Denn einmal geschrieben, erledigte das Skript völlig selbstständig seine Arbeit. Die größte Schwierigkeit beim Programmieren lag laut Scott darin, dass Twitter seinen Bot als solchen erkennen und sperren könnte. Also programmierte Scott seinen Bot so, dass er nicht zu viele Retweets in zu kurzer Zeit absetzte und nie mehr als 2000 Twitter-Usern gleichzeitig folgte. Wurden neue Gewinnspiele-Accounts hinzugefügt, wurden die ältesten gelöscht.

Gier oder Habsucht kann man dem Tüftler und Entwickler nicht unterstellen, die meisten der Gewinne nahm er nicht an, sondern gab sie an andere weiter. Sein Antrieb war eher professionelle Neugier: "Alle wollen wissen: Gewinnt überhaupt irgendjemand bei diesen Gewinnspielen? Also habe ich ein Skript geschrieben, um das herauszufinden." Nach neun Monaten hatte Scott nicht nur viel Spaß gehabt, viele skurrile Dinge gewonnen und so die Antwort auf seine Frage bekommen. Ihm kam auch die Idee, dass er seinen Gewinnspiel-Bot für nützliche Zwecke einsetzen kann. Er setzte ihn auf wohltätige Twitter-Nutzer an, die versprachen, mit jedem Retweet etwas Geld an gemeinnützige Organisationen zu spenden. So wurde aus Spaß ein Projekt, mit dem er vielleicht tatsächlich etwas Gutes tun kann - auch wenn es bei vielen dieser Twitter-Spenden sicher nur im Klickfang und neue Follower geht. Doch Scotts Bot ist das egal.

Quelle: ntv.de, jwa

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