Windows 10 bald nicht mehr gratis Warum legt Windows 7 wieder zu?
04.07.2016, 14:34 Uhr
Windows 7 läuft immer noch auf rund der Hälfte aller Desktop-Computer weltweit.
(Foto: REUTERS)
Kurz vor Ende der Gratis-Update-Phase kann Windows 10 seinen Marktanteil steigern, aber auch Windows 7 legt wieder zu und läuft noch auf fast 50 Prozent aller Desktop-Rechner. Was ist da los und ist das wirklich ein Problem für Microsoft?
Nach dem 29. Juli ist ein Upgrade von Windows-7 oder-8.1-Rechnern auf Windows 10 nicht mehr kostenlos. Das neue Betriebssystem kostet danach für Aktualisierungen oder Neuinstallationen mindestens 135 Euro. Man könnte also annehmen, dass jetzt nochmal viele Nutzer ihre Systeme upgraden und der Marktanteil von Windows 10 kräftig steigt. Tatsächlich konnte es laut Netmarketshare im Juni zwar um fast 1,8 Prozentpunkte auf jetzt 19,14 Prozent zulegen. Die Zahlen von StatCounter sehen ähnlich aus. Der Anstieg entspricht aber lediglich dem Wachstum der Vormonate und von einem Windows-10-Boom kurz vor Ende der Gratis-Upgrade-Phase ist nichts zu sehen. Die Steigerung dürfte sogar zu einem großen Teil auf das Konto von Neuverkäufen gehen. Dafür spricht unter anderem, dass der Marktanteil von Windows 7 nicht gesunken, sondern im Juni zum zweiten Mal in Folge gewachsen ist und jetzt wieder bei rund 49 Prozent liegt.
Der Endspurt fällt aus
Warum ist das so? Es scheint so, als hätten alle Upgrade-willigen ihre Rechner bereits aktualisiert. Microsoft gelingt es offenbar nicht mehr, Windows-7-Nutzer in größeren Zahlen zum Umstieg zu bewegen. Außerdem dürften viele XP-Rechner mit frei gewordenen Lizenzen auf Windows 7 aufgerüstet werden, das Uralt-Betriebssystem läuft jetzt auf weniger als 10 Prozent aller Desktop-Computer weltweit.
Theoretisch ist es natürlich möglich, dass Windows 10 im Juli noch einen großen Sprung macht, wahrscheinlich wird es aber keinen allzu großen Anstieg mehr geben. Zum einen haben viele Windows-7-Nutzer Datenschutzbedenken, zum anderen sehen sie keine zwingenden Gründe, ihr rund laufendes System zu ändern. Für Unternehmen ist ein Upgrade oft schwierig oder wegen fehlender Spezial-Software gar nicht möglich. Und schließlich sind auch bei Weitem nicht alle Windows-7-Computer upgradefähig.
Microsoft kann warten
Hat Microsoft also ein Problem? Nicht unbedingt. Mit rund 20 Prozent Marktanteil steht Windows 10 ein Jahr nach dem Start alles andere als schlecht da. Und es wird so oder so weiter nach oben gehen. Neurechner werden nur noch mit dem neuen Betriebssystem ausgeliefert und ab dem 10. Januar 2020 gibt's keine Sicherheitsupdates mehr für Windows 7.
Ein paar Nutzer werden bis dahin zu macOS oder Linux wechseln, die große Masse aber wird Microsoft vermutlich treu bleiben. Auch Unternehmen werden früher oder später umsteigen. Für sie spielt die Ersparnis durch Gratis-Upgrades eine untergeordnete Rolle. Sie rüsten auf, wenn es für sie betriebswirtschaftlich sinnvoll ist - zum Beispiel, wenn sowieso neue Rechner angeschafft werden müssen.
Datenschutz einstellen und upgraden
Was die Datenschutzbedenken betrifft, könnte Microsoft viel erreichen, wenn es bei seinen neuen Cloud-Diensten zum Opt-in-Verfahren wechseln würde, also Nutzer grundsätzlich erst zustimmen müssen, bevor Funktionen aktiviert werden. Bisher praktiziert das Unternehmen dies aber nur bei der digitalen Assistentin Cortana. Andererseits gibt es auch viele übertriebene Berichte über Microsofts angeblichen Datenhunger - beispielsweise über das Auslesen von privaten Dateien. Ein gründlicher Blick in Microsofts Datenschutzbestimmungen ist da aufschlussreicher.
Nutzer eines moderneren Computers sollten sich gut überlegen, ob sie komplett auf die Vorzüge von Windows 10 verzichten wollen. Das System bietet nämlich nicht nur viele neue Funktionen, sondern ist auch schneller und vor allem sicherer als die Vorgängerversionen. Statt bei einem alten System zu bleiben, ist es vielleicht schlauer, die Datenschutzeinstellungen von Windows 10 seinen Wünschen entsprechend anzupassen. Noch ist Zeit für ein kostenloses Upgrade.
Quelle: ntv.de