Meinungen und erste Eindrücke Wie wird Apple Music beurteilt?
01.07.2015, 17:35 Uhr
Apple Music hat viel zu bieten, ist aber vielleicht auch etwas verwirrend.
(Foto: kwe)
Blogger und Journalisten schildern ihre ersten Eindrücke von Apple Music. Ist der neue Streamingdienst revolutionär oder eher gewöhnlich? Was sind seine Stärken, was seine Schwächen und wie schlägt er sich im Vergleich mit den etablierten Konkurrenzen?
Am 30. Juni ist Apples neuer Streamingdienst Apple Music weltweit in mehr als 100 Ländern online gegangen. Wie gut so ein Service ist, kann man eigentlich erst nach Tagen, Wochen oder gar Monaten sagen. Denn erst dann zeigt sich unter anderem, ob Angebot, Auswahl und Aufmachung den persönlichen Geschmack treffen und die Bedürfnisse befriedigen können. Nicht umsonst gibt Apple den Nutzern drei Monate Zeit, den Dienst kostenlos auszuprobieren. Aber auch der erste Eindruck ist wichtig. Wie gefällt Journalisten und Bloggern in den USA, Großbritannien und Deutschland bisher, was sie hören und sehen?
Dieter Bohn von "The Verge" ist nicht der einzige, der den Dienst etwas unübersichtlich findet, weil Apple so viel reingepackt hat. Insgesamt ist er aber zufrieden, weil das Angebot komplett ist und es viele Möglichkeiten gibt, neue Musik zu entdecken.
Walt Mossberg von "re/code" findet gut, wie Apple bestehende iTunes-Sammlungen integriert, Kuratoren für Playlists und Vorschläge einsetzt und mit 15 Dollar für bis zu sechs Familienmitglieder einen unschlagbaren Preis anbietet. Ihm fehlen aber Songtexte und auch er findet den Dienst etwas verwirrend.
Das Menschliche kommt an
"Für Dich" heißt der Bereich der Musik-App, der Christina Warren von "Mashable" besonders begeistert. Sie findet es klasse, wie Apple und seine Kuratoren ihr dabei helfen, neue Musik zu entdecken. Aus dem gleichen Grund mag sie die von echten DJs betreute 24-Stunden-Radiostation Beats 1. Ob das reicht, um eingefleischte Spotify-Fans zum Wechseln zu bewegen, weiß sie aber noch nicht. Fast den gleichen Text hat Lisa Eadicicco vom "Business Insider" geschrieben. "Ich habe Apple Music für ein paar Stunden genutzt und es kennt mich bereits", ist ihre Überschrift.
Etwas kritischer sieht "Gizmodo"-Autor Kelsey Campbell-Dolloghan Beats 1. Für ihn fühlt es sich an wie eine von Apple gesponserte Playlist. Ansonsten kann er bis auf ein gelungenes Design in dem neuen Streamingangebot keine großen Vorteile im Vergleich zu Spotify & Co. finden.
James Rivington von "Techradar" findet den Sound enttäuschend. Apples 256 KBit/s (AAC) wiesen im Vergleich zu den Streams anderer Dienste mit guten Kopfhörern eine deutlich schlechtere Qualität auf. Auch das "wenig intuitive" Design kritisiert er. Dass Apple den Schwerpunkt auf das Entdecken von Musik gelegt hat, findet er allerdings sehr gut. Er ist alles in allem beeindruckt, hat aber große Zweifel, dass Apple bei Spotify oder Google Play Music viele Nutzer abwerben kann.
Beim Titelangebot kaum Unterschiede
Carsten Knobloch von "Caschys Blog" hält Apple Music für einen "weiteren konkurrenzfähigen Musikdienst, den es lohnt anzutesten". Sein erster Eindruck ist gut, die Empfehlungen passen. In Sachen kuratierter Listen sieht er aber Spotify noch eine Nasenlänge vorne.
"Frankfurter Allgemeine"-Redakteur Marco Dettweiler sieht in Apple Music nicht die versprochene Revolution. Ein 24-Stunden-Internet-Radio und eine Social-Media-Funktion à la Connect seien überflüssig, weil im Internet schon ausreichend vorhanden. Das Titelangebot unterscheide sich kaum von dem der Konkurrenz, "und dass ich bei Apple dafür auch von Menschenhand gemachte Empfehlungen bekomme, ist nützlich, aber kein Killerfeature."
Eike Kühl von "Zeit Online" erkennt zwar ebenfalls beim Angebot keinen großen Unterschied zu Spotify, Deezer oder Google Play Music. Aber "unterschätzen sollte man Apple deshalb nicht: Gelingt es dem Unternehmen, künftig mehr Künstler wie Taylor Swift exklusiv für sich zu gewinnen, eine gute Android-App auf den Markt zu bringen und das Radioangebot weiter auszubauen, könnte Apple tatsächlich den längeren Atem haben, wenn es um Musikstreaming geht."
Quelle: ntv.de, kwe