Israels erste Nobelpreisträgerin Ada Jodath im Porträt
07.10.2009, 13:45 Uhr
Jodath hatte mit der Auszeichnung nicht gerechnet.
(Foto: dpa)
Zum ersten Mal seit 45 Jahren wird mit Ada Jonath wieder eine Frau mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Die 70 Jahre alte Molekularbiologin ist zugleich auch die erste Israelin, die in die Annalen der Preisträger eingeht. Acht israelische Männer schafften das zuvor. Damit nicht genug: Nach Marie Curie (1911), Irène Joliot-Curie (1935) und Dorthy Crowfoot Hodgkin (1964) ist sie erst die vierte Frau, die im Fachgebiet Chemie die höchste wissenschaftliche Auszeichnung entgegennimmt.
Dementsprechend groß war ihre Freude: "Ich bin als erste von den drei Gewinnern telefonisch informiert worden. Ich bin sehr glücklich. Ich war ziemlich überrascht, weil ich mich darauf nicht eingestellt hatte", sagte sie dem israelischen Rundfunk. Den großartigen Moment erlebte sie zu Hause mit ihrer Enkelin: "Sie ist so stolz auf ihre Großmutter, das macht mich noch glücklicher." Jonath sagte weiter, dass der Ansturm von Gratulanten sie völlig überwältigt habe. "Ich bin jetzt in den Untergrund gegangen", witzelte sie.
Offen für Neues und Abwegiges
Der israelische Präsident Schimon Peres gratuliert Jonath hocherfreut. "Wir sind so stolz auf Sie, dass es schwer zu beschreiben ist", sagte Peres. "Die Auszeichnung ist ein Erfolg für das ganze Land, und wir sind zusammen mit Ihnen ganz aus dem Häuschen!"
Frank Schlünzen vom Max-Planck-Institut für strukturelle Molekularbiologie in Hamburg hat mehr als zehn Jahre mit Jonath zusammen geforscht und lobte ihre Ausdauer: "Sie hat rund um die Uhr gearbeitet und oft auch im Labor geschlafen während der Experimente." Und: "Sie hat 20 Jahre weitergemacht, ohne etwas Handfestes in der Hand zu haben. Den Nobelpreis hat sie wirklich verdient." Dabei sei sie immer offen gewesen für "Neues und Abwegiges". Das sei gut für die jungen Forscher ihrer Arbeitsgruppe gewesen und aus ihrem eigenen Erleben erklärbar. Zudem habe sich Jonath auch forschungspolitisch stark engagiert.
Jonath wurde am 22. Juni 1939 in Jerusalem geboren. Sie studierte Chemie und Biochemie an der Hebräischen Universität ihrer Heimatstadt. Ihre Dissertation schloss sie 1968 auf dem Gebiet der Kristalluntersuchung mit Röntgenstrahlung (Röntgenkristallographie) ab. Jonath holte für das renommierte Weizmann-Institut in Rehovot, wo sie 1989 ihre erste Direktorenstelle in der Molekularbiologie antrat, den ersten Nobelpreis überhaupt. Ihr Lebenslauf weist 30 Ehrendoktortitel und wissenschaftliche Auszeichnungen auf.
Quelle: ntv.de, dpa