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Ego- oder allozentrisch? Afrikas Kinder tanzen andersrum

Rietgrans-Tanz in Swasiland.

Rietgrans-Tanz in Swasiland.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wenn afrikanische Kinder tanzen lernen, orientieren sich manche eher an den Himmelsrichtungen als an Links-Rechts-Angaben wie ihre deutschen Altersgenossen. In der Folge tanzen die afrikanischen Kinder tatsächlich spiegelverkehrt, wenn sie aufgefordert werden, sich um 180 Grad umzudrehen. Das berichtet eine Gruppe um Daniel Haun vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie im Journal "Current Biology".

In den Experimenten gab es jeweils einen Vortänzer. Der arbeitete mit 50 deutschen Kindern im Alter von 4 bis 12 Jahren zusammen. Ein weiterer Experimentator kümmerte sich um 35 Kinder gleichen Alters, die aus der Gruppe der Haiom in Namibia stammen. Dies sind Jäger und Nomaden.

In beiden Fällen wurden die Kleinen angehalten, ihre Hände vor dem Körper zu falten und sie dann von einer zur anderen Seite zu bewegen, und zwar in der Reihenfolge rechts-links-rechts-rechts (kurz: RLRR). Danach sollten sich alle Probanden um 180 Grad drehen und diese Bewegung wiederholen.

Orientierung an Himmelsrichtungen

Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede: Deutsche Kinder merken sich Richtungen mit links-rechts-Angaben. Diese beziehen sich immer auf den eigenen Körper – egal, wie herum das Kind sich dreht. In rund 90 Prozent der Fälle zeigten die deutschen Kinder daher eine sogenannte egozentrische Bewegung: sie behielten das ursprüngliche RLRR-Muster bei.

Anders die afrikanischen Kinder. Sie orientieren sich eher an der Umgebung und an Himmelsrichtungen. Aus der Reihenfolge rechts-links-rechts-rechts wird dabei West-Ost-West-West (WOWW). Und wer sich derart im Raum orientiert (allozentrisch), tanzt nach einer 180-Grad-Wendung plötzlich genau andersherum: Ost-West-Ost-Ost.

Die deutschen Kinder zeigten über alle Experimente hinweg 91 Prozent egozentrische und zu 9 Prozent allozentrische Bewegungen. Bei den Afrikanern waren nur 27 Prozent der Tänze egozentrisch, die übrigen 73 Prozent allozentrisch.

Quelle: ntv.de, dpa

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