Leben im All Alien-Jägerin geht in Ruhestand
22.05.2012, 13:52 Uhr
Gibt es Leben im All? Dieser Frage geht Jill Tarter seit mehr als 30 Jahren nach.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ist da draußen jemand – oder irgendwas? Jill Tarter hat fast drei Jahrzehnte nach Signalen außerirdischen Lebens gesucht. Im Ruhestand will sie nun unter anderem neue Finanzquellen für die Arbeit ihrer Astronomie-Kollegen ausfindig machen.
Die Alien-Jägerin Jill Tarter kehrt ihrem Radioteleskop den Rücken und geht in Ruhestand. Mit ihrem Gesicht stand sie über drei Jahrzehnte für die Suche nach intelligentem Leben außerhalb der Erde. Die 68-Jährige mit den kurzen blonden Haaren, die beim Erzählen gerne mit ihren Armen durch die Luft rudert, gilt als die Enthusiastin schlechthin für die Suche nach den "kleinen grünen Männchen".
1984 half die Astronomin Tarter, das Seti-Institut zu gründen. Die Initialen des Institutes stehen für "Search for Extraterrestrial Intelligence", also der Suche nach außerirdischer Intelligenz. In den vergangenen 28 Jahren hat die Forscherin ihr Leben dieser Aufgabe gewidmet.
Spätestens der Film "Contact" machte sie weltweit bekannt, denn die von Jodie Foster gespielte Hauptfigur basierte auf Tarter. Nun gibt Tarter zwar die eigentliche Suche an ihre Nachfolger weiter, bleibt aber dem Projekt treu. Tarter will sich um die finanziellen Grundlagen kümmern und Gelder für die Suche sammeln. "Ich möchte eine Ausstattung sichern, die das Projekt auch noch lange weitermachen lässt", sagte sie.
Tarter bleibt optimistisch

Prototyp eines Aliens.
(Foto: Justin Norton /AP/dapd)
Für andere Menschen wäre die ergebnislose Suche nach etwas über drei Jahrzehnten ziemlich entmutigend. Tarter hingegen bleibt optimistisch und geht ihren Weg weiter. Immerhin hat er sie zu einer der höchstangesehensten Wissenschaftlerinnen in den USA gemacht.
Enttäuschend sei nur die fehlende finanzielle Unterstützung der Regierung, beklagt sie. Geld sei aber nötig für die Mission, die sie als Schicksal der Menschheit bezeichnet. Seit den frühesten Tagen unserer Geschichte hätte der Mensch zum Himmel geschaut und sich gefragt, was dort draußen ist. Nun gebe es die Wissenschaft, um das herauszufinden. Aber Regierungen auf der gesamten Erde unternähmen zu wenig, um die Suche möglich zu machen.
Als Studentin habe sie schon die Idee entwickelt, dass die Menschheit das Weltall systematisch nach Hinweisen auf anderes Leben absuchen könnte – beispielsweise mit Hilfe von Radioteleskopen. "Ich hatte die richtigen Werkzeuge und war total gebannt", sagte sie.
Und es gab sie, die seltenen Momente in ihrer Karriere, als sie vermeintlich echte Signale von anderen Planeten auffing. Jedes Mal war Tarter total begeistert. Zumindest bis zu dem Moment, als sich herausstellte, dass die Geräte einen Fehler hatten. "Jeder Fall machte uns geschickter und wir lernten, unsere Arbeit besser zu machen." Seit 1999 können sich auch Privatleute an der Suche beteiligen, indem komplizierte Rechenaufgaben über das Projekt Seti@home auf heimische Computer weltweit verteilen werden.
"Da draußen gibt es eine Antwort und wir müssen sie finden."
Auf die Frage, ob Tarter daran glaubt, dass es irgendwo Aliens gibt, folgt ein langer Monolog: Sie habe ihre ganze Karriere darauf ausgerichtet, das Wort "Glauben" loszuwerden. Dann sagt sie: "Da draußen gibt es eine Antwort und wir müssen sie finden."
An dem Punkt ist sie empfindlich, denn ihr Projekt ist mehrfach unter anderem von Politikern angegriffen worden. In den 1990er Jahren investierte zwar sogar die US-Weltraumbehörde Nasa 100 Millionen US-Dollar in ein Projekt, dass den Weltraum absuchen sollte. Doch 1993 fiel die Angelegenheit den Sparbeschlüssen des US-Kongresses zum Opfer und auch das Seti verlor seine staatlichen Zuschüsse. Unsummen seien für eine sinnlose Suche verpulvert worden, lautete der Vorwurf.
Mit privater Unterstützung hatte das Projekt zwar die Arbeit 1995 wieder aufgenommen, aber immer wieder drängen fehlende Gelder das Projekt in die Enge. Vergangenes Jahr musste das aus 42 Schüsseln bestehende Allen-Radioteleskop in Nordkalifornien zeitweise stillgelegt werden.
Derzeit arbeitet das Institut laut Tarter mit einem Budget von 2 Millionen US-Dollar jährlich. Sie ist der Meinung, dass ihr Projekt globale Unterstützung erfahren sollte und auch das zehnfache des aktuellen Budgets sinnvoll ausgeben könnte. "Es ist besonders frustrierend, weil wir jetzt wissen, wo wir suchen müssen", sagt sie. "Es ist die perfekte Zeit, um nach Hinweisen auf das Leben von Aliens zu suchen."
Quelle: ntv.de, dpa