Bienen in Nordamerika Anfangs nur ein Weibchen
18.09.2007, 10:52 UhrIhre Besiedelung Nordamerikas begann die europäische Furchenbiene vermutlich mit nur einem Weibchen. Dies schließen kanadische Wissenschaftler aus einem Vergleich des Erbguts europäischer Furchenbienen und ihrer nordamerikanischen Verwandten. Erstaunlicherweise hätten sich die Insekten (Lasioglossum leucozonium)sehr erfolgreich verbreitet, obwohl ihre Gründermutter eine genetische Eigenschaft mit sich brachte, die ein Drittel der Nachkommen unfruchtbar werden lässt, schreiben die Forscher im Journal "PLoS One".
Der gängigen Theorie zufolge sind für die erfolgreiche Eroberung neuer Lebensräume stets größere Populationen notwendig. Denn je mehr Individuen vorhanden sind, desto höher ist die genetische Vielfalt der Gründerpopulation und je höher auch die Chance, sich an die neuen Lebensbedingungen anzupassen. Dass es auch anders geht, ergab nun die Untersuchung von Amro Zayed und seinen Mitarbeitern von der York University in Toronto (Kanada). Sie fanden, dass die genetische Variabilität in der nordamerikanischen Population deutlich geringer ist als in der europäischen Population - um durchschnittlich 76 Prozent. Das bedeute, dass nur wenige Exemplare einst die nordamerikanische Population begründeten, schreiben die Wissenschaftler. Ihren Berechnungen zufolge war es vermutlich nur ein Eier tragendes Exemplar.
Für den Ausbreitungserfolg der europäischen Furchenbiene seien vermutlich der Zufall ebenso wie bestimmte ökologische Eigenschaften der Bienen verantwortlich. Lasioglossum leucozonium sei nicht wählerisch hinsichtlich ihrer Futterpflanzen, haben eine im Vergleich zu anderen solitär lebenden Bienenarten überdurchschnittlich hohe Fortpflanzungsrate und werden kaum von Parasiten befallen. Die genetische Analyse ergab weiter, dass die Bienen die US-Invasion in einem Zeitraum zwischen 50 und 500 Jahren begannen. Diese Periode umfasse das 18. und 19. Jahrhundert, als viele im Boden lebende Insektenarten mit Schiffen nach Nordamerika gelangten - diese nahmen damals Erde als Ballast mit.
Die Größe der Gründerpopulation sei also nicht immer ausschlaggebend für den Besiedelungserfolg, schreiben die Forscher. Um das unerwünschte Eindringen fremder Arten zu verhindern, sei künftig noch mehr Wachsamkeit nötig als bislang angenommen.
Quelle: ntv.de