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Tiere immer im Kopf Angst vor Spinnen?

In Deutschland leiden Schätzungen zufolge zwischen 11 und 28 Prozent aller Menschen an einer ausgeprägten Angst vor Kleintieren wie Schlangen, Spinnen, Käfern oder Kakerlaken. Wie die Psychologin Andrea Reinecke von der Technischen Universität Dresden berichtet, verzerrt die Angst vor Spinnen sowohl die Wahrnehmung der Tiere als auch das Arbeitsgedächtnis.

Bilder länger im Gedächtnis

Für ihre Untersuchung hatte die Forscherin 30 Männer und Frauen zwischen 18 und 64 Jahren mit Spinnenangst therapiert. Zu den Experimenten zählte ein dem Memory ähnlicher Test. Dabei stellte sich heraus, dass sich Spinnenängstliche an kurz zuvor gezeigte Bilder der Tiere besser erinnern als Nichtängstliche. Den Angaben Reineckes zufolge ist nun erstmals gezeigt, dass die Angst vor den achtbeinigen Krabbeltieren nicht nur mit einer Verzerrung der Aufmerksamkeit einhergeht, sondern auch das Arbeitsgedächtnis der Betroffenen verändert.

Die Verzerrung der Aufmerksamkeit bewirkt demnach, dass Menschen mit Angst vor Spinnen diese Tiere in einem Raum eher entdecken – etwa früher als die anderen Gäste einer Party. Das verzerrte Arbeitsgedächtnis sorge dafür, dass die Betroffenen die Tiere fortan immer im Hinterkopf haben, sich nicht richtig entspannen können und immer wieder prüfen, ob sich die Spinne auf sie zu bewege. "Sehr renommierte Theorien der Angst gingen bislang davon aus, dass es Gedächtnisverzerrungen nicht gibt", sagte Reinecke.

Angst evolutionär bedingt

Die große Angst vor kleinen Tieren könnte nach Ansicht der Forscherin evolutionär bedingt sein. Die Wahrnehmung des Menschen sei darauf programmiert, Gefahren möglichst schnell zu entdecken, um sich so rasch wie möglich aus der Gefahrenzone zu bringen. Während diese Einstellung bei den roten Bremslichtern eines Autos grundsätzlich nützlich sei, sei sie bei Menschen mit Angststörungen überentwickelt. Spinnen zum Beispiel seien gerade in Deutschland – rational betrachtet – absolut ungefährlich für Gesundheit und Leben.

Mit ihrer Studie wies Reinecke nach eigener Auskunft auch nach, dass ein dreistündiges Konfrontationstraining mit Spinnen in Gläsern oder Spinnenbildern die Informationsverarbeitung im Gehirn so verändert, dass Spinnenbilder weniger intensiv abgespeichert werden. Die Spinne auf einer Party wird dann beispielsweise mit geringerer Wahrscheinlichkeit überhaupt entdeckt, und selbst wenn, kann sie eher ignoriert werden. Derzeit forscht Reinecke am Psychiatrischen Institut der Universität Oxford.

Quelle: ntv.de

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