Krebs und Fehlgeburten Ärger mit Baikonur
12.06.2007, 18:23 UhrMit schärferen Umweltgesetzen will Kasachstan die Starts russischer Proton-Trägerraketen vom Weltraumbahnhof Baikonur einschränken. Der hochgiftige Raketentreibstoff, der in den Proton-Raketen verwendet werde, habe bereits Hunderttausende Hektar Erde in der zentralasiatischen Republik verseucht, teilte der Leiter der kasachischen Weltraumagentur, Talgat Mussabajew, nach Angaben der Agentur Interfax in der Hauptstadt Astana mit. Kasachstan wolle in Zukunft ein Mitspracherecht bei den Proton-Starts haben. Russland hat das Kosmodrom bis Mitte des 21. Jahrhunderts gepachtet. Von Baikonur aus starten alle russischen Flüge zur Internationalen Raumstation (ISS).
Russische und westliche Wissenschaftler hatten vor zwei Jahren ermittelt, dass Raketenstarts von Baikonur neben kasachischen Gebieten auch Teile Sibiriens in Mitleidenschaft ziehen. In den untersuchten russischen Regionen seien bis zu zwei Mal mehr Krebserkrankungen, Fehlgeburten und Missbildungen bei neugeborenen Kindern festgestellt worden. Wissenschaftler führten dies darauf zurück, dass bei jedem Start Dutzende Liter des hochgiftigen Treibstoffes Dimethylhydrazin über ein mehrere Quadratkilometer großes Territorium versprüht werden.
Der Betreiber von Baikonur, die russische Raumfahrtagentur Roskosmos, wies die Angaben damals zurück. Die ersten Raketenstufen gingen in unbewohnten Gebieten Kasachstans nieder, die für Unbefugte gesperrt seien, sagte ein Sprecher. Nach Raketenstarts in Cape Canaveral (USA) oder Kourou (Französisch-Guayana) fallen die Raketenstufen ins Meer.
Kasachstan will Baikonur künftig auch verstärkt für Touristen öffnen. Man wolle mit der russischen Regierung und den für Baikonur zuständigen Geheimdiensten über eine eigene Zugangsberechtigung für ausländische Besucher verhandeln, sagte Mussabajew. Die Entscheidung über Ausländer in Baikonur ist den Russen vorbehalten.
Quelle: ntv.de