Insekten-Alarm in Deutschland Armeen von Borkenkäfern
29.04.2007, 11:52 UhrKäfer-Alarm in Deutschland: Die warmen Tage im April haben den Borkenkäfer in den Wäldern frühzeitig mobilisiert. "In den Wäldern tickt eine Zeitbombe. Uns droht diesen Sommer eine Borkenkäferplage von biblischen Ausmaßen", warnte die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Ute Seeling, in der "Bild am Sonntag". Das milde Wetter biete ideale Bedingungen für die Schädlinge, sagte Hans Jacobs von der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein der dpa.
Bei anhaltend warmer Witterung könnten allein in Schleswig-Holstein Bäume im sechsstelligen Bereich absterben. Eine Mitschuld daran trage auch Orkan "Kyrill", der im Januar etliche Bäume umstürzte, sagte Jacobs. Die Waldarbeiter kämen mit dem Aufräumen nicht hinterher, und so lägen noch immer viele Bäume in den Wäldern und böten ideale Brutplätze für die Borkenkäfer. Die Schädlinge sorgten zudem für viel Nachwuchs: Bis zu drei Generationen können sich in einem Jahr entwickeln. "Der Borkenkäfer bevorzugt Fichten und befällt vor allem geschwächte Bäume", erläuterte Jacobs.
Ist ein Baum befallen, kann er nicht mehr gerettet werden. "Er muss gefällt und so schnell wie möglich aus dem Wald geschafft werden", sagte Jacobs. Daher sollten die Förster schnell reagieren, um eine Ausbreitung zu verhindern. Darüber hinaus werde versucht, mit Hilfe von Lockstoff-Fallen die Käfer von den Bäumen wegzubringen.
"Normalerweise findet der Anflug der Käfer Anfang Mai statt", sagte Mathias Niesar, Fachmann für Wald- und Forstschutz beim Landesbetrieb Wald und Holz in Münster. In diesem Jahr seien sie wegen des warmen Wetters aber gut zwei Wochen früher aufgetaucht. "Das liegende Holz wird zuerst angeflogen", erläuterte Jörg Thiel von der Abteilung Waldschutz bei der Landesforstverwaltung in Thüringen. Doch auch die durch Wassermangel unter Stress stehenden Bäume können nach seinen Worten nicht schnell genug Harz produzieren, um das Eindringen der Tiere in die Rinden abzuwehren.
Kritisch könne die Situation werden, wenn der Regen weiter ausbleibe, betonte Thomas Deines vom Landwirtschaftsministerium in Stuttgart. "Dann haben die Fichten nicht mehr genügend Widerstandskraft für eine wirksame Verteidigung." Der Experte sagte weiter: "Gießen können wir nicht, und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wollen wir nicht. Daher bleibt die sofortige Aussortierung befallener Bäume das wirksamste Mittel."
Bundesweit gibt es rund 120 Borkenkäferarten. Bei starkem Befall von mehr als 400 Käfern stirbt der Baum ab.
Quelle: ntv.de