Laserlicht hilft bei OP Ärzte lassen Krebszellen leuchten
26.09.2011, 08:11 Uhr
Ohne Laserlicht bleiben Krebszellen oft unerkannt.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Um Krebszellen bei einer Operation besser zu erkennen, haben Ärzte diese mit Laserlicht zum Leuchten gebracht. Diese Methode wurde erstmals bei einer Behandlung von Eierstockkrebs getestet.
Laserlicht kann während einer Operation Krebszellen enthüllen, die sonst möglicherweise unentdeckt geblieben wären. Diese neue Technik haben Münchner Ärzte erstmals bei Patientinnen mit Eierstockkrebs erfolgreich getestet. Die Mediziner hoffen, ihr Verfahren auch auf andere Krebserkrankungen ausweiten zu können, wie sie im Fachblatt "Nature Medicine" berichten. Bevor es allerdings routinemäßig eingesetzt werden kann, müsse es noch beweisen, dass es die Heilungschancen der Patientinnen tatsächlich verbessere, schränkt die Technische Universität München (TUM) ein.
Tumore werden erst spät erkannt
Eierstockkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Oft wird der Tumor erst relativ spät entdeckt, weil er lange symptomlos heranwachsen kann. Für den Operateur ist es dann schwierig, alle Krebsherde während des Eingriffs zuverlässig aufzuspüren. Bleiben jedoch Krebszellen im Körper, droht ein Rückfall. Forscher um Vasilis Ntziachristos von der TUM und Gooitzen van Dam von der Universität Groningen in den Niederlanden markierten die Tumorzellen daher über einen grünen Fluoreszenzfarbstoff, den sie mit Folsäure verbanden. Die meisten Eierstockkrebszellen habensogenannte Alpha-Folsäurerezeptoren auf ihrer Oberfläche, die Folsäure binden und ins Zellinnere transportieren. Auf diese Weise werden nur die Krebszellen markiert.
Spezialkameras erkennen krankes Gewebe
Es handele sich um die erste gezielte Fluoreszenzmarkierung von Krebszellen bei Menschen, unterstreicht Ntziachristos. Andere Ansätze benutzten entweder einen Farbstoffträger, der nicht nur gezielt in Tumoren einwandere, sondern sich dort lediglich anhäufe, oder sie seien erst bei Tieren getestet. Zudem liefere die verwendete Abbildungstechnik klarere Bilder der Fluoreszenz als andere Systeme.
Für den Praxistest spritzten die Wissenschaftler neun Patientinnen vor der Operation den Folsäure-Farbstoff. Er wanderte wie gewünscht zu den Krebszellen. Während der Operation brachte spezielles Laserlicht die Tumorzellen zum Leuchten. Gesundes Gewebe blieb dagegen dunkel. Allerdings ist das Leuchten nicht mit bloßem Auge zu sehen, sondern nur über Spezialkameras, die während der Operation das Gewebe aufnehmen.
Erster Test im OP erfolgreich
Bei acht der neun operierten Patientinnen hätten die Ärzte auf diese Weise kleine Tumorherde herausgeschnitten, die sie ansonsten womöglich nicht hätten erkennen können, berichtet die TUM. Die neunte Patientin war an einem Tumortyp erkrankt, der keine Alpha-Folsäurerezeptoren bildet und sich daher nicht markieren ließ. Dennoch sei damit der erste Test im OP erfolgreich gewesen. Nun müsse das System noch beweisen, dass sich durch seinen Einsatz tatsächlich die Heilungschancen verbesserten.
Auch andere Krebsarten sollen erkannt werden
Bislang muss für den Einsatz der Bauchraum der Patientinnen geöffnet werden, damit die Kameras freie Sicht haben. Die Forscher arbeiten nun an einer Endoskop-Version ihres Systems, die auch minimalinvasiv eingesetzt werden kann, also ohne großen Schnitt in den Bauchraum. Außerdem wollen sie das Kamerasystem weiterentwickeln, um auch andere Krebsarten auf dem OP-Tisch erkennen zu können.
Quelle: ntv.de, dpa