Geburt per Kaiserschnitt Atemprobleme häufiger
27.12.2007, 11:10 UhrImmer häufiger werden Babys mit einem Kaiserschnitt auf die Welt geholt – selbst wenn dies medizinisch nicht notwendig wäre. Damit treffen Mütter und Ärzte eine gefährliche Entscheidung, belegt eine Studie aus den Niederlanden: Kinder, die durch einen medizinisch nicht notwendigen Kaiserschnitt zur Welt gebracht wurden, haben demnach ein deutlich höheres Risiko für Atemprobleme. Das berichten Mediziner um Anne Kirkeby Hansen vom Universitätskrankenhaus in Aarhus im Fachmagazin "British Medical Journal".
Die Wissenschaftler hatten die medizinischen Daten von mehr als 34 400 Neugeborenen ohne Behinderungen aus den Jahren 1998 bis 2006 analysiert. Knapp 2700 der Babys wurden mit einem Kaiserschnitt geholt, der nicht medizinisch begründet war – sei es durch eine Fehllage des Kindes oder einer Gefährdung der Mutter. Andere Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol, Gewicht oder Alter der Mutter wurden bei der Analyse herausgerechnet.
Altersabhängige Beschwerden
Die Wunschkaiserschnitt-Kinder hätten nach der Geburt häufiger an Atembeschwerden gelitten als natürlich geborene, schreiben die Forscher. Das Risiko für eine Störung variierte dabei abhängig vom Alter bei der Geburt: Bei einem Kaiserschnitt in der 39. Schwangerschaftswoche war es doppelt, in der 38. Woche drei Mal so hoch. Bei Babys, die in der 37. Woche geholt wurden, lag es sogar vierfach höher als bei gleichaltrigen Kindern der Kontrollgruppe.
Als mögliche Ursache nennen die Mediziner, dass per Kaiserschnitt entbundenen Kindern die physiologischen und hormonellen Prozesse fehlen, die ein Baby während einer normalen Geburt durchlebt. Während der Wehen freigesetzte Hormone befreiten die Lungen der Neugeborenen von Flüssigkeit, der physische Druck unterstütze diesen Prozess. Dies sei für die Reifung der Lunge von großer Bedeutung.
Kaiserschnitt ist "Mode"
In den vergangenen Jahren ist es in vielen Ländern – darunter auch in Deutschland – zur "Mode" geworden, sich die Schmerzen und Belastungen einer natürlichen Geburt zu ersparen und stattdessen einen Kaiserschnitt vornehmen zu lassen. Forscher warnen allerdings davor, dass die Kinder damit eines Prozesses beraubt werden, der essenziell für ihre gesunde Entwicklung ist. Werdende Mütter sollten sich im Klaren darüber sein, dass ein Kaiserschnitt keinesfalls ein komplikationsarmer oder gar schonender Eingriff sei.
Eine Gruppe Bremer Forscher hatte im September dieses Jahres berichtet, dass es in Deutschland wegen der steigenden Zahl von Kaiserschnitten immer weniger Sonntagskinder gibt. 2003 seien bundesweit 15 Prozent weniger Kinder an einem Wochenende geboren worden als natürlicherweise zu erwarten gewesen wäre, erläuterte das Team um Alexander Lerchl von der Jacobs-Universität-Bremen. Parallel sei zwischen 1990 und 2005 ein starker Anstieg der Kaiserschnitte festzustellen. Hintergrund sind der Gruppe zufolge wirtschaftliche und praktische Gründe. "Die Kaiserschnitte werden benutzt, um die Wochenenden freizuhalten", sagte Lerchl. Insgesamt sei die Zahl der Kaiserschnitt-Geburten in Deutschland von 18 Prozent im Jahr 1995 auf 28 Prozent im Jahr 2005 gestiegen.
Quelle: ntv.de