"Kuss im All" "Atlantis" koppelt an ISS an
11.09.2006, 07:40 UhrDie amerikanische Raumfähre "Atlantis" hat am dritten Tag ihres Weltraumeinsatzes an der Internationalen Raumstation ISS angekoppelt. NASA-Flugdirektor Paul Dye schwärmte in Houston (Texas), alles sei spektakulär und perfekt verlaufen. Das Ankoppeln erfolgte in 350 Kilometer Höhe über dem Pazifik.
Nach einer herzlichen Begrüßung des deutschen Astronauten Thomas Reiter und der beiden anderen Astronauten an Bord der ISS, Pawel Winogradow und Jeff Williams, begann die sechsköpfige "Atlantis"-Crew mit der Vorbereitung des für Dienstag geplanten Außenbordeinsatzes. Bei insgesamt drei Ausstiegen ins All sollen die US-Astronauten ein Segment mit zwei riesigen Sonnensegeln an der Raumstation anbringen.
Die "Atlantis" hatte am Montagmittag um 12.48 Uhr MESZ mit zwei Minuten Verspätung angekoppelt. Das sei das erste Mal, das die Crew hinter dem Zeitplan zurückgeblieben sei, sagte Flugdirektor Dye.
Das Ankopplungsmanöver wird auch als "Kuss im All" bezeichnet. Dabei nähert sich die mehr als 100 Tonnen schwere Raumfähre senkrecht und mit einer für das Weltall ganz langsamen Geschwindigkeit von 1,8 Metern pro Minute an.
Bei ihrem Anflug an die ISS vollführte Kommandant Brent Jett ein spektakuläres Flugmanöver. Mit einem Looping brachte er den Orbiter in rund 200 Metern Entfernung vor der ISS so in Position, dass Winogradow und Williams den Unterboden fotografieren konnten. Die Aufnahmen wurden sofort zum Kontrollzentrum nach Houston übertragen, das bis zum sechsten Flugtag am Donnerstag klären will, ob die Außenhaut oder der Hitzeschild beim Start beschädigt worden sind.
Die NASA steht bei der Montage der neuen Sonnensegel unter erheblichem Zeitdruck. Die "Atlantis" kann keinen zusätzlichen Tag im All bleiben, weil am 20. September bereits die russische Sojus-Sonde mit der neuen Langzeitbesatzung und einer Weltraumtouristin an der ISS andocken soll. Deshalb veränderte die NASA ihr bisheriges System für Außenbordeinsätze, um jeweils eine Stunde Vorbereitungszeit einzusparen. Am Dienstag werden die US-Astronauten Joe Tanner und Heide Stefanyshyn-Piper erstmals ins All aussteigen.
Die "Atlantis" war am Samstag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida gestartet und hat zum ersten Mal seit Oktober 2002 wieder an der Raumstation angekoppelt. Die NASA hatte nach dem tödlichen Unglück der Raumfähre "Columbia" vom 1. Februar 2003 alle Flüge zur ISS gestoppt. Mit der "Atlantis" hat die US-Raumfahrtbehörde wieder die regulären Transportflüge zum Ausbau des Außenpostens der Erde aufgenommen. Die ISS soll bis zum Jahr 2010 ihre endgültige Größe erreichen. Danach werden die Raumfähren ausgemustert.
Quelle: ntv.de