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Erdrotation gemessen Auf drei Millimeter genau

Eine internationale Gruppe von Astronomen kann die Rotation der Erde jetzt auf drei Millimeter genau messen, und das nahezu in Echtzeit. Die Forscher haben dazu drei Radioteleskope in Deutschland, Norwegen und Japan zusammengeschaltet, wie die Max-Planck-Gesellschaft berichtet. Die Stationen in Wettzell, Ny lesund und Tsukuba beobachten gleichzeitig etwa eine Stunde lang den Himmel und schicken ihre Daten ins Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Diese Technik der Very Long Baseline Interferometry (VLBI) ermöglicht eine extrem genaue Positionsbestimmung und damit eine exakte Messung der Erdrotation. Die Daten sind wichtig, um die Atomzeit mit der Erdrotation in Einklang zu bringen, wie Arno Müskens vom Bonner Institut erläutert.

Gezeiten bremsen

Auf der Erdrotation basiert die astronomische Zeit UT1. Atomuhren dagegen arbeiten vollkommen unabhängig von der Drehung der Erde. Weil der Planet aber jeden Tag langsamer wird – etwa durch die bremsende Wirkung der Gezeiten – müssen beide Zeiten hin und wieder angeglichen werden. So wird ein Konflikt zwischen den beiden Versionen vermieden, der etwa die exakte Satellitennavigation stören könnte. Zur Koordination wurde die Weltstandardzeit UTC eingeführt. Sie gibt seit 1956 einheitlich an, wie spät es ist. Seit 1972 wird die Weltstandardzeit alle paar Jahre um eine Sekunde nach vorne gedreht, damit sie annähernd der astronomischen Zeit entspricht – das ist die so genannte Schaltsekunde.

Wann sie fällig wird, hängt also von der Erdrotation ab, die deshalb genau gemessen werden muss. Die Daten der drei Teleskope strömen durch Glasfaser-Kabel zum Max-Planck-Institut in Bonn und legen dabei mehr als 17 000 Kilometer zurück. Die verschickte Datenmenge entspricht 13 voll beschriebenen DVD pro Teleskop – für jeweils eine halbe Stunde Messzeit. Die jeweils aktuellen Messungen werden weltweit weiterverwertet. Deshalb sind sie für alle wichtigen wissenschaftlichen und kommerziellen Institutionen auf einem Webserver in Paris zugänglich. Das Experiment soll von nun an stetig Daten liefern, um die Erdrotation zu bestimmen – bereits wenige Stunden nachdem die Teleskope den Himmel beobachtet haben.

Quelle: ntv.de

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