Wissen

Großes Naturschauspiel Balz der Großtrappen

Auf der Wiese zeichnet sich nur ein brauner Punkt ab. Doch plötzlich, in Sekundenschnelle verwandelt er sich in einen weißen Federball mit einem Durchmesser von über einem Meter. Die Großtrappe hat ein Weibchen erblickt und plustert sich majestätisch auf. In Brandenburg, der deutschlandweit neben dem Grenzgebiet zu Sachsen-Anhalt einzigen Heimat dieser größten flugfähigen Vögel der Welt, ist derzeit die Balz dieser seltenen Tiere zu beobachten. Lange Jahre akut vom Aussterben bedroht, hat sich die Großtrappen- Population wieder leicht erholt. Mit 110 Exemplaren gibt es heute doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Aber, für eine Entwarnung ist es noch zu früh.

"Es wird noch Jahre dauern, bis sich ihr Bestand unabhängig vom Menschen halten kann", sagt der Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes, Matthias Freude. Nur mit massiver Hilfe von Naturschützern konnten die Großtrappen wieder "aufgepäppelt" werden, vor allem den Jungen galt lange Zeit die größte Sorge. Denn ihre größten Feinde - vor allem die Füchse, neuerdings auch die Seeadler - räuberten immer wieder die Gelege und vergriffen sich an den Jungen.

"Inzwischen haben wir an fünf Orten insgesamt 75 Hektar fuchssichere Schutzzäune errichtet", sagt Freude. Dort können sich die Trappen-Weibchen zum Brüten und zur Aufzucht zurückziehen. "In diesen Schutzzäunen überlebten im vergangenen Jahr elf Junge, zudem haben wir 19 Junge von Hand aufgezogen - außerhalb der Schutzzäune kam kein Nachwuchs durch." Bei der Geburt wiegen die Kleinen nur 80 bis 100 Gramm. Kaum vorstellbar, dass ausgewachsene Hähne mehr als 18 Kilogramm auf die Waage bringen, die Hennen wiegen rund fünf Kilo.

Um sich ein Weibchen zu suchen, müssen die Männchen ganz auf ihr imposantes Federkleid vertrauen. "Wenn man schon keinen schönen Gesang hat, muss man auf optische Signale setzen", sagt Freude. Bei der Balz drehen die Männchen daher ihre braunen Vorderflügel und den Schwanz nach außen, so dass das weiße Untergefieder sichtbar wird, eben wie ein überdimensionierter Federball. Bis Mitte/Ende Mai ist das ungewöhnliche Spektakel noch in den Großtrappen-Gebieten zu beobachten und schon bald wird mit den ersten Eiern gerechnet.

Die Naturschützer hoffen, dass dann die Population weiter steigt. Ob es jemals so viele Großtrappen werden wie etwa 1939, als allein auf dem heutigen Brandenburger Areal noch 3900 Exemplare lebten, ist aber eher unwahrscheinlich. So warnt denn auch der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Tom Kirschey, vor zu großer Euphorie. "Die Lebensbedingungen für die Trappen werden insgesamt immer schlechter."

So fehle es ihnen auf den wieder vermehrt gedüngten und deshalb artenarmen Wiesen an den nötigen Insekten. Dabei bräuchten die Hennen laut Kirschey zwischen einem und eineinhalb Kilo Insekten pro Tag für ihre Jungen. "Auch das Verbauen von Landschaften mit Windkraftanlagen und das Verkabeln macht es den Tieren immer schwerer." Deswegen befürchtet der Nabu-Landeschef: "Wenn das Land in seinen Anstrengungen nachlässt, werden die Trappen in Deutschland aussterben." Und die spektakuläre Balz sei nicht mehr zu erleben.

Imke Hendrich, dpa

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen