Gen-Forscher helfen Historikern Bauern attraktiver als Jäger
22.02.2010, 13:54 UhrEine Untersuchung ergab, dass viele europäische Männer von einwandernden Bauern abstammen. Die vor rund 10.000 Jahren lebenden Frauen bevorzugten die sesshafte Lebensgemeinschaft der Bauern.
Ein Großteil der europäischen Männer stammt von Bauern ab, die vor etwa 10.000 Jahren aus dem Nahen Osten nach Europa einwanderten. Dies ergab eine genetische Untersuchung des Y-Chromosoms bei mehr als 2500 europäischen Männern, die Forscher um Mark Jobling von der britischen University of Leicester vorlegen. Sie vermuten, dass die Frauen der damals in Europa ansässigen Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften die Bauern bevorzugt und so den Siegeszug der Einwanderer unterstützt hatten. Die Untersuchung ist im Journal "PloS Biology" nachzulesen.
Das wohl umwälzendste Ereignis in der menschlichen Kulturgeschichte war die Entwicklung der Landwirtschaft und damit der Übergang von einer nomadischen zu einer sesshaften Lebensweise. Ackerbau und Viehzucht entstanden in der Jungsteinzeit vor etwa 10.000 Jahren im sogenannten Fruchtbaren Halbmond, im Norden der arabischen Halbinsel, und breiteten sich von dort über Anatolien gen Westen aus. Wissenschaftlern ist bisher nicht klar, ob die landwirtschaftliche Lebensweise mit den Bauern westwärts wanderte oder ob nur die neuen Kulturtechniken weitergegeben wurden.
Begründungsansatz nun belegbar
Die Untersuchung liefert nun einen Beleg für die erste Annahme. Die Forscher hatten eine bestimmte Linie des männlichen Y-Chromosoms untersucht, die heute in Europa weit verbreitet ist und bei etwa 110 Millionen Männern vorliegt. Sie bestimmten bei Stichproben aus ganz Europa die Variationen innerhalb dieser Y-Chromosom-Linie. Dafür prüften sie, wie diese Varianten in Europa verteilt und wie alt sie jeweils sind. Aus den Daten - und aufgrund der Tatsache, dass das Y-Chromosom immer nur vom Vater an den Sohn weitergereicht wird - konnten sie die Herkunft der europäischen Männer rückverfolgen.
Demnach entstammt die Y-Chromosom-Linie einer Quelle im Nahen Osten und wurde von dort innerhalb weniger Tausend Jahre über Anatolien und Zentraleuropa bis in den Norden Großbritanniens und Irlands verbreitet. Untersuchungen weiblicher Erbgutmerkmale hingegen zeigen, dass die meisten der heutigen europäischen Frauen den Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften entstammen. Daraus folgern die Forscher, dass die Einwanderer den einheimischen Männern bei der Partnerwahl überlegen waren. Oder, wie es die an der Untersuchung beteiligte Forscherin Patricia Balaresque ausdrückt: "Vielleicht waren Bauern damals einfach sexy."
Quelle: ntv.de, dpa