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Teure Behandlungen Bei schiefen Kinderzähnen

Jedes zweite Kind trägt heute eine Zahnspange. Ursachen sind schiefe Zähne, Überbiss und andere Fehlstellungen. Auf Kinder und Eltern kommen damit langwierige und oft auch teure Behandlungen zu.

Doch nicht alles, was ein Kieferorthopäde anbietet, ist ein medizinisches Muss. "Kinder mit Fehlstellungen sind nicht nur anfälliger für Karies und für Erkrankungen von Zahnfleisch und Zahnbett", sagt die Kieferorthopädin Gundi Mindermann. Schiefe Zähne könnten sogar Auswirkungen auf die Körperhaltung haben, so die Bundesvorsitzende des Berufsverbandes der Deutschen Kieferorthopäden in Berlin.

Dabei ist Spange nicht gleich Spange. Zu unterscheiden sei zwischen abnehmbaren und festen Lösungen, erläutert Mindermann. Abnehmbare Spangen werden in der Regel eingesetzt, wenn die Kiefer falsch zueinander liegen. Dauerhaft mit den Zähnen verbunden sind so genannte Brackets, die Zähne in jede gewünschte Richtung bewegen können. Welche Lösung sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel spielt das Alter eine Rolle: So würden die festsitzenden Brackets erst verwendet, wenn alle bleibenden Zähne durchgebrochen sind.

Die Kosten der Kieferkorrektur übernehmen die Krankenkassen, allerdings erst bei Fehlstellungen, die das Sprechen, Atmen, Kauen oder Beißen erheblich beeinträchtigen. "Es gibt fünf Indikationsgruppen", erläutert Dietmar Knappe vom Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) in Siegburg. Fallen Patienten in die Indikationsgruppen eins oder zwei, dann müssen sie die Behandlung aus der eigenen Tasche bezahlen.

Geht die Behandlung zu Lasten der Kasse, übernimmt sie zunächst nur einen Teil der Kosten: 80 Prozent beim ersten Kind, ab dem zweiten Kind 90 Prozent. Die verbleibenden 10 oder 20 Prozent müssen die Eltern vorschießen, sagt Knappe. Diesen Betrag bekommen sie erst nach erfolgreichem Abschluss der Behandlung von der Kasse erstattet.

Viele Leistungen der Kieferorthopäden wie durchsichtige Keramik-Brackets stehen nicht in den Leistungskatalogen. "Die Kassen zahlen nur, was zweckmäßig, ausreichend und wirtschaftlich ist", erklärt Anke Scheiber von der Stiftung Warentest in Berlin. Private Leistungen seien manchmal komfortabler oder sähen besser aus. Doch nur wenige wie die so genannten Straight-Wire-Brackets böten echte medizinische Vorteile.

"Die Kassenleistung ist im Ergebnis genauso gut wie eine Leistung, bei der die Patienten zuzahlen", bestätigt Mindermann. Ob das allerdings in jedem Beratungsgespräch so bei den Eltern ankommt, bezweifelt Dietmar Knappe vom VdAK: "Bei der Beratung wird nicht immer nur die medizinische Komponente betrachtet." Es komme vor, dass behandelnde Ärzte ihren Informationsvorsprung dazu nutzen, "einen möglichst großen Betrag zu erwirtschaften".

Informationen: Einen Überblick über die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsmethoden bietet die Stiftung Warentest in der Ausgabe 7/2006 der Zeitschrift "test". Das Heft kann telefonisch unter 01805/00 24 67 oder im Internet unter www.test.de für 3,90 Euro zuzüglich Versandkosten nachbestellt werden. Der Artikel kann einzeln ebenfalls unter www.test.de für zwei Euro als Download bezogen werden.

Quelle: ntv.de

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