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Neues CO2-Siegel Beim Einkauf das Klima retten

Es sieht düster aus auf der Insel. Besucht man die Seite "carbon-label.com", sieht man ein dunkles, trostloses Großbritannien. Riesige schwarze Fußspuren ziehen sich über das Land. Die Spuren stehen für die knapp elf Tonnen Kohlendioxid, die ein einzelner Brite im Durchschnitt jedes Jahr verursacht. Und dieser persönliche CO2-Fußabdruck wird nicht unerheblich durch den täglichen Einkauf bestimmt. Denn für jedes Produkt, das im Supermarkt-Regal landet, wurde CO2 freigesetzt. In Großbritannien läuft daher gerade ein Pilotprojekt mit dem Namen "Carbon-Labeling". Die von der Regierung finanzierte Firma "Carbon Trust" hat für drei Artikel Kartoffelchips der Marke "Walkers", Shampoo von "Boots" und Saft von "innocent" ausgerechnet, wie viel CO2 bei der Produktion und beim Vertrieb ausgestoßen wird. Ein kleiner Sticker auf den Packungen zeigt nun den Kunden, dass ihre Chipstüte zum Beispiel für 75 Gramm des Treibhausgases verantwortlich ist.

Das Pilotprojekt hat in Großbritannien große Diskussionen ausgelöst, vor allem weil die Supermarkt-Kette "Tesco" angekündigt hat, bis zu 70.000 Produkte mit einem CO2-Label zu versehen. Strittig ist aber, wie verlässlich die Zahlen der "Carbon Trust" sind. In einem Internet-Dossier gibt die Firma zwar Einblick in ihre Methoden, lässt zentrale Punkte aber offen. So bleibt unklar, ob sie die in einem Produktionsprozess entstehenden Schadstoffe selber misst oder auf die Angaben der Nahrungsmittelindustrie vertraut.

Einen CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln hat auch das Bayerische Verbraucherministerium erstellt. Schenkt man den Daten Glauben, verursacht ein Kilogramm Rindfleisch 6,5 Kilogramm Kohlendioxid. Dieselbe Menge Gemüse ist gerade einmal für 150 Gramm verantwortlich. Große Unterschiede zeigen sich auch bei Apfelsorten. Wird das Kilo aus Neuseeland eingeflogen, kommt der CO2-Rechner auf 500 Gramm Ausstoß. Ein Kilogramm deutscher Äpfel verursacht nach den Berechnungen weniger als 100 Gramm Kohlendioxid. "Der Transport ist der entscheidende Faktor ", sagt Holger Krawinkel vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Mit einem CO2-Siegel könnten die Verbraucher laut Krawinkel dazu angeregt werden, mehr heimische Lebensmittel zu kaufen. "Spargel gibt es dann halt nur im Sommer", sagt er.

Die deutschen Einzelhändler zögern aber noch, dem britischen Beispiel zu folgen. "Ein verlässliches CO2-Label zu erstellen ist sehr aufwendig", sagt Jürgen Homeyer von der Metro Group. Metro beobachtet aber laut Homeyer die Entwicklungen und führt Gespräche. Bis jetzt hat der Einzelhandel gute Erfahrungen mit Plaketten auf Lebensmitteln gemacht. So steigerte zum Beispiel das Bio-Siegel den Verkauf von entsprechend gekennzeichneten Produkten. Sogar Discounter wie Aldi führten eigene Bio-Marken ein und bauen ihr Öko-Sortiment immer weiter aus. Mit einem CO2-Label könnten die Unternehmen daher nicht nur ihr Image als Vorreiter im Klima-Kampf aufpolieren, sondern gleichzeitig auch den Verkauf ankurbeln.

"Wir wollen den Kunden aber auch nicht mit Plaketten überfrachten", sagt Homeyer. Neben dem Bio-Siegel gibt es nämlich schon den "Grünen Punkt", den "Blauen Umweltengel" und das PET-Logo für Pfandflaschen. Auch andere Produktgruppen haben bereits ein eigenes Öko-Siegel. Wer einen neuen Kühlschrank kauft, kann anhand der Energieeffizienzklasse sehen, wie viel Strom das Gerät verbraucht. Über die Umweltfreundlichkeit der Produktion sagt die Energieeffizienzklasse allerdings nichts aus. Für Autos gibt es demnächst einen Klimapass. Der zeigt dem Autokäufer, wie viel Schadstoffe der neue Wagen in die Luft pusten wird.

Von Malte Buhse

Quelle: ntv.de

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