Zeugung durch Gefriersperma Besonderes Nashorn geboren
24.10.2008, 19:39 UhrSchöner Erfolg im Kampf um die Erhaltung einer extrem gefährdeten Art: Zum ersten Mal weltweit ist im Zoo von Budapest ein mit Gefriersperma gezeugtes Breitmaulnashorn geboren worden.
Drei Jahre bei minus 196 Grad
Eigentlich hatten die Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung die Geburt des "Nashorns aus dem Eis" erst für November erwartet. Doch Mutter Lulu hatte es eiliger und brachte ihr 45 Kilo schweres "Nashörnchen" schon am vergangenen Mittwoch kurz vor 5.00 Uhr morgens auf die Welt. Den Erfolg gab das Berliner Team nun bekannt.
Im Juni 2007 war es den Experten gelungen, die Tiermutter mit Sperma zu befruchten, das drei Jahre lang bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff gelagert worden war. Das geglückte Experiment hat größte Bedeutung: Die Art ist unmittelbar vom Aussterben bedroht und die Technik der Besamung sehr kompliziert. Der Genitaltrakt weiblicher Nashörner ist mit eineinhalb Metern extrem lang, der Gebärmutterhals stark gefaltet. Das Berliner Team hatte deshalb in jahrelanger Arbeit eine spezielle Befruchtungstechnik entwickeln müssen.
Spermien von guter Qualität
Auf Nashorndame Lulu ruhen schon länger große Hoffnungen: Bereits im Januar 2007 hatte das Tier Kalb Layla im Zoo der ungarischen Hauptstadt zur Welt gebracht, damals ebenfalls mit Hilfe der Berliner Wissenschaftler - aber mit nicht gefrorenem Bullensamen. Layla gedeiht nach wie vor prächtig. Auch jetzt kommt Lulu ihren Mutterpflichten bestens nach. Sie nahm das neugeborene Männchen problemlos an. "Die Geburt ist ein wichtiger Erfolg für den Artenschutz und den Erhalt der Biodiversität", sagte der beteiligte Berliner Spezialist Robert Hermes.
Vater des "Nashörnchens" ist der bereits 38-jährige und damit in der Welt der Nashörner hochbetagte Simba im Zoo des britischen Colchester. Trotz zweier junger Artgenossinnen hatte er bisher auf natürlichem Weg keine Vermehrung geschafft. Das Berliner Forscherteam hatte herausgefunden, dass dies nicht an den Spermien des Bullen lag, die von guter Qualität sind.
Bedrohte Tierarten konservieren
Mit gefrorenem Sperma könne nun neues Erbmaterial in die weltweite Nashornzucht eingebracht werden, hieß es beim Leibniz-Institut weiter. Besonders für das Nördliche Breitmaulnashorn, von dem es weltweit nur noch acht Exemplare in Zoologischen Gärten gibt, könnte dies das Überleben bedeuten. Forscher Hermes sagte: "Auf dieser Grundlage können Experten künftig frei lebende Bullen betäuben, ihnen Sperma entnehmen und den gefrorenen Samen für Nachzuchten nutzen. So könnten bedrohte Tierarten nachhaltig konserviert "und bei Bedarf aus dem Eis geholt werden".
Quelle: ntv.de