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Landwirtschaft neu überdenken Bio-Äcker sind nicht immer besser

Artenschutz geht auch ohne Bio – und manchmal sogar besser. Das folgern britische Forscher aus einer Feldstudie.

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(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Wissenschaftler der Universitäten York und Leeds wollten herausfinden, wie sich Artenschutz und Ackerbau am besten vereinbaren lassen. Dafür testeten sie zwei Szenarien. Szenario eins: Bio-Anbau. Szenario zwei: Konventioneller Anbau mit angrenzendem Schutzgebiet. Und so lautet das Ergebnis: Manchmal sind konventionelle Felder mit angrenzenden Naturschutzgebieten besser für die Artenvielfalt. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass das angrenzende Land nicht einfach nur brach liegt. Vielmehr muss es auch wie ein Naturschutzgebiet gepflegt werden, damit wildlebende Tiere sich dort gut ausbreiten können, schreiben die Forscher um Jenny Hodgson von der Universität York in den "EcologyLetters”.

Ursache für den überraschenden Zusammenhang sei, dass der konventionelle Anbau weniger Platz in Anspruch nehme als Bio-Anbau. Auf einem konventionellen Feld kann also mehr erwirtschaftet werden als auf einem gleichgroßen Bio-Feld.

Schmetterling als Indikator für die Artenvielfalt

Für die Studie beobachteten die Wissenschaftler Schmetterlinge in 16 englischen Schutzgebieten sowie Getreidefeldern und Weiden – konventionell und bio. Dort untersuchten sie Anzahl und Artenvielfalt der Tiere. Sie stellten fest, dass auf Bio-Äckern wie erwartet mehr Schmetterlinge leben als auf konventionellen Feldern. Aber: Ein kleinerer konventioneller Acker mit angrenzendem Schutzgebiet bietet auf derselben Fläche insgesamt Lebensraum für noch mehr Schmetterlinge – während dort dieselbe Menge Lebensmittel erwirtschaftet werden kann wie auf einem Bio-Acker.

Der konventionelle Anbau in Kombination mit einer Naturschutzfläche ist demnach immer dann besser für Schmetterlinge, sobald der Ertrag pro Hektar aus dem Bio-Anbau unter 87 Prozent desjenigen aus dem konventionellen Anbau fällt. Nach Angaben der Forscher bewegt sich der relative Ertrag aus dem Bio-Anbau meist zwischen 35 und 87 Prozent des konventionellen. Allerdings gilt diese Beobachtung zunächst nur für Schmetterlinge, die oft als Indikator für die Artenvielfalt benutzt werden. Gleichwohl räumen die Forscher ein, dass Untersuchungen mit anderen Tier- und Pflanzenarten zu einem anderen Ergebnis kommen könnten.

Die Studie gebe aber Anlass, die Landwirtschaft neu zu überdenken, meinen die Autoren: "Es könnte etwa bedeuten, dass benachbarte Landwirte zusammenzuarbeiten, um einen verbesserten Lebensraum zu schaffen. Oder sie bauen Partnerschaften mit Organisationen aus dem Naturschutz auf”, schreibt Hodgson.

Quelle: ntv.de, dpa

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