Leuchtende Bakterien Biosensoren spüren Öl auf
30.09.2008, 11:42 UhrLecks in Öl-Pipelines und andere Ölverschmutzungen schädigen die Umwelt und sind teuer. Bakterien sollen deshalb dabei helfen, das ausgelaufene Öl schneller zu entdecken. Forscher der Universität Lausanne haben verschiedene Mikroorganismen gentechnisch so verändert, dass sie bunt aufleuchten, wenn sie mit bestimmten Inhaltsstoffen des Öls in Berührung kommen.
Bei einer künstlichen Mini-Ölpest in der Nordsee haben sich die biologischen Ölsensoren bereits in der Praxis bewährt. Das Team um den Mikrobiologen Jan van der Meer veränderte mehrere Bakterienstämme, die sich von im Öl enthalten Chemikalien ernähren können. Die Colibakterien sowie Organismen der Arten Pseudomonas putida und Burkholderia sartisoli produzieren spezielle Enzyme, wenn sie die Ölzutaten "schmecken".
Eine Farbe pro Bakterienstamm
Die Schweizer Mikrobiologen schalteten der bakteriellen Enzymfabrik das Erbgut für bestimmte Leuchtproteine zu, sogenannte Luciferasen. Die Enzyme wurden dadurch zu einer Art Lichtschalter: Sobald die Bakterien in Kontakt mit den Ölsubstanzen kommen, leuchten sie auf – und zwar jeder Stamm in einer anderen Farbe, je nachdem, welche Chemikalie er bevorzugt.
Derartige Biosensoren bevölkerten seit langem die Petrischalen zahlreicher Labore, schreibt das US-Magazin "Technology Review" in seinem Internetauftritt. Erst seit kurzem würden sie auch praktisch getestet. Für ihren Feldversuch in der Nordsee hatten die Wissenschaftler von der niederländischen Regierung die Genehmigung bekommen, künstlich eine kleine Ölpest anzurichten. Anhand der Beobachtung, welche Farben wie stark aufleuchteten, konnten die Forscher die Auswirkungen ihrer Testölpest verfolgen.
Die Organismen könnten bereits geringe Mengen Öl entdecken, berichtete van der Meer kürzlich auf der 163. Tagung der Gesellschaft für allgemeine Mikrobiologie in Dublin. Dadurch könnten sie auch Lecks in Öl-Pipelines frühzeitig aufspüren und Hinweise darauf geben, welche Giftstoffe auslaufen. Bakterielle Biosensoren gelten als schneller und billiger als herkömmliche Überwachungsverfahren. Eine chemische Analyse können die Bakterien allerdings nicht ersetzen.
Quelle: ntv.de