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Umgerechnet fast 1900 Hamburger Blauwale schnappen kräftig zu

Antarktischer Krill ist reich an Nährstoffen.

Antarktischer Krill ist reich an Nährstoffen.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Sie sind die größten Tiere, die auf der Erde leben. Blauwale haben mit einer Körpermasse von bis zu 200 Tonnen auch einen enormen Energiebedarf. Mit einem Happs verschlingen Sie winzige Meeresorganismen mit einem Brennwert von umgerechnet 1880 Hamburgern. Dieses Ergebnis könnte klären, weshalb die Meeressäuger nicht länger als 15 Minuten tauchen.

Wenn Blauwale ihr Maul aufreißen, verschlingen sie Krill mit einem Brennwert von bis zu 1880 Hamburgern. Zu diesem Schluss kommt eine Team um Bob Shadwick von der University of British Columbia (Kanada) im "Journal of Experimental Biology". Die Forscher gründen ihre Analyse nicht allein auf direkte Beobachtungen und Messungen, sondern auf viele Kalkulationen und Hinweise aus der Literatur.

Am Beginn der Untersuchung, so teilt das Team mit, stand die Frage, warum das größte Tier der Welt nicht länger als 15 Minuten taucht. Theoretisch müssten Blauwale länger unter Wasser bleiben können, Blut und Muskeln jedenfalls hätten eine entsprechende Speicherkapazität für Sauerstoff. Die bisherige Theorie dazu: Das Maul-Aufreißen unter Wasser bremst die Wale stark ab. Zudem passen ins fallschirmartig aufgeweitete Maul riesige Wassermengen: Die Menge entspricht dem Körpergewicht des Wals. Fürs erneute Beuteschnappen müssen die Säuger nach dem Fressen also wieder beschleunigen, was viel Kraft und Sauerstoff kostet – die Tauchzeit mithin also stark verkürzen sollte.

Effiziente Art des Fressens

Durch die Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftler, die allerlei Sensoren (Hydrophone, Beschleunigungs- und Druckmesser) an den Riesen der Meere angebracht hatten, klärte sich die Sache nach und nach. Aus den Daten, dem Wasserdruck und der Hydrodynamik der Walkörper ließ sich berechnen, dass die Wale eine Energie von etwa 3200 Kilojoule (kJ) aufbringen müssen, um ein Maulvoll Krill zu bekommen. Pro Tauchgang sind bis zu sechs solcher Fressattacken auf die Krebsschwärme möglich.

Ein gestrandeter und verendeter Blauwal an der Küste Mexikos.

Ein gestrandeter und verendeter Blauwal an der Küste Mexikos.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Und weil andere Wissenschaftler die Zahl von Individuen darin gezählt und veröffentlicht hatten, und sich zudem der Wasserinhalt eines Blauwalmauls abschätzen lässt, waren weitere Rechnungen möglich. Demnach können Wale zwischen rund 35.000 und fast 1,9 Millionen kJ mit einem Maulvoll Krill zu sich nehmen. Das wiederum ist dann bis zu 240 Mal mehr Energie als für einmal Maulaufreißen und Fressen unter Wasser nötig ist. So könne jeder Tauchgang etwa 90 Mal mehr Energie liefern als er selbst benötige, heißt es bei den Forschern.

Angesichts dieses Zahlenwerks war Shadwick nach eigenem Bekunden sehr überrascht über die sehr effiziente Energienutzen der Riesen. Ein Krillschwarm mit dem Energiegehalt von rund 1,9 Millionen kJ lässt sich – zum Vergleich für den menschlichen Verzehr – in etwa 1800 Hamburger à 106 Gramm einer großen Fast-Food-Kette umrechnen. Das wäre ein 180-Kilogramm-Berg aus Weizenbrötchen, Hackfleisch, Zwiebeln, Gurkenscheiben, Ketchup und Senf.

Quelle: ntv.de, dpa

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