Durch Verklumpung der Eiweiße Bleichmittel tötet Bakterien
17.11.2008, 10:16 UhrNach ihrer jahrzehntelangen Nutzung als Desinfektionsmittel haben Forscher aus München und den USA geklärt, wie Bleiche Bakterien den Garaus macht. Ihr aktiver Inhaltsstoff, die Hypochlorige Säure (HOCL), zerstört demnach zunächst die Struktur bestimmter Eiweiße der Bakterien. Anschließend sorgt sie dafür, dass die Eiweißreste in den Zellen zu unauflöslichen Haufen verklumpen. Dies berichten die Wissenschaftler um Ursula Jakob von der University of Michigan (Ann Arbor/US-Staat Michigan) im Journal "Cell".
Bakterielle Gegenwehr 
Allerdings seien die Bakterien der Substanz nicht völlig schutzlos ausgeliefert: In Form des sogenannten Hitzeschockproteins Hsp33 verfügten sie über einen recht wirkungsvollen Schutzmechanismus. Hsp33 verhindere das Zusammenklumpen der Bakterieneiweiße und erhöhe so deren Widerstandsfähigkeit gegenüber den Bleichmitteln. Hsp33 muss dabei zunächst selber aktiviert werden. Passenderweise übernimmt diese Aufgabe die Hypochlorige Säure. Sie sorgt für die Entfaltung eines bestimmten Abschnitts des Hsp33-Proteins, verändert also seine dreidimensionale Struktur.
Und erst in dieser Form kann das Hitzeschockprotein die Verklumpung der Bakterieneiweiße verhindern. Dass Bakterien einen Schutzmechanismus gegen HOCL entwickelt haben, liege daran, dass die Chemikalie nicht nur in Bleichmitteln vorkommt, sondern auch von Zellen des Immunsystems freigesetzt wird. Dies geschieht, sobald bakterielle Krankheitserreger in den Körper eindringen. Der Körper desinfiziert sich also quasi durch sein "hauseigenes" Bleichmittel selbst. Der Wirkmechanismus der Bleiche sei ähnlich dem, den hohe Temperaturen hervorriefen, etwa bei Fieber. Es sorgt ebenfalls dafür, dass die Eiweiße der Bakterien verklumpen – und die Krankheitserreger sterben.
Quelle: ntv.de