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Der Mensch will es wissen Blick in die Zukunft gefällig?

Seherinnen haben manchmal Glaskugeln als Hilfsmittel.

Seherinnen haben manchmal Glaskugeln als Hilfsmittel.

(Foto: imago/Ikon Images)

Karten oder Glaskugel: Den Blick in die Zukunft lassen sich selbst ernannte Hellseher bis heute gut bezahlen. Ob Menschen wirklich wissen wollen, was ihnen die kommenden Jahre bringen, finden Forscher heraus und kollidieren dabei mit einem alten Prinzip.

"Du wirst einen liebevollen Menschen treffen, mit ihm zwei wunderbare Kinder haben und bis ans Ende deiner Tage glücklich mit ihm sein." So oder ähnlich könnte die Antwort auf die Frage nach der Zukunft lauten. Ob Menschen wirklich wissen wollen, was zukünftig in ihrem Leben passiert, haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und der Universität Granada untersucht.

Dafür wurden die Meinungen von mehr als 2000 Erwachsenen in Deutschland und Spanien eingeholt. Es zeigte sich, dass 86 bis 90 Prozent der Befragten nichts von bevorstehenden negativen Ereignissen erfahren wollten. 40 bis 77 Prozent wollten auch von positiven Ereignissen in der Zukunft nichts wissen. Die Wissenschaftler bezeichnen diese Einstellung als willentliche Ignoranz. Nur 1 Prozent aller Befragten wüsste gern alles, was ihre Zukunft betrifft.

Den Studienteilnehmern wurden eine Reihe verschiedener – positiver wie negativer - Fragen gestellt. Zum Beispiel, ob sie vorher wissen wollten, wie ein Fußballspiel endet, was sie zu Weihnachten geschenkt bekommen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ob ihre Ehe in einer Scheidung enden wird. Lediglich beim Geschlecht des ungeborenen Kindes war die Mehrzahl dafür, vorab Bescheid zu bekommen. Nur 37 Prozent wollten sich lieber überraschen lassen.

Mehr Versicherungsabschlüsse

Menschen, die nichts über ihre Zukunft wissen wollten, seien insgesamt risikoscheuer und schlössen öfter Lebens- und Rechtsschutzversicherungen ab als diejenigen, die gern Zukünftiges erfahren. Ein weiterer Aspekt ist der Zeitpunkt, an dem das Ereignis in der Zukunft eintreten würde. Je zeitiger das wäre, umso seltener wollten die Befragten etwas darüber wissen. Ältere beispielsweise wollten seltener als Jüngere wissen, wann und woran ihr Partner sterben wird.

"In unserer Studie haben wir herausgefunden, dass Menschen … auf Wissen über ihre persönliche Zukunft verzichten würden. Dahinter steht das Bestreben, mögliches Leid und Bedauern zu umgehen, welches das Wissen über die Zukunft mit sich bringen könnte. Gleichzeitig möchten sie sich aber auch die freudige Spannung von schönen Erlebnissen erhalten", erläutert Gerd Gigerenzer vom Max-Planck-Institut die Ergebnisse der Untersuchung.

Die Probanden in Deutschland und Spanien unterschieden sich zwar in Alter, Bildung und anderen wichtigen Aspekten, dennoch war das Muster der willentlichen Ignoranz in beiden Ländern gleichermaßen verteilt. Obwohl das Prinzip "wissen zu wollen" als Normalzustand der Menschheit angesehen wird, steht die willentliche Ignoranz, die in der Untersuchung als weitverbreitete Haltung gezeigt werden konnte, im direkten Gegensatz dazu.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Journal "Psychological Review".

Quelle: ntv.de, jaz

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