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Fortbestand durch Klone Bramley-Apfel wird 200

Ohne Mary Ann Brailsford würde es die beliebte Apfelsorte Bramley in Großbritannien wohl nicht geben. Das kleine Mädchen pflanzte 1809 einige Samen in die Erde, sie wuchsen und gediehen. 200 Jahre später feiert der Bramley seinen Geburtstag, wie die Universität von Nottingham mitteilt. Ein Sturm knickte den Ursprungsbaum Anfang des 20. Jahrhunderts zwar um, konnte ihn aber nicht vollends zerstören. Anfang der 1990er Jahre begannen Wissenschaftler der Universität damit, das Klonen des Apfelbaums vorzubereiten, um seinen Fortbestand zu sichern. Das Experiment gelang: Mittlerweile wachsen zwölf identische Nachkommen des Baums auf dem Campus. Die Früchte gelten als besonders wohlschmeckend, außerdem enthalten die Äpfel weit mehr Vitamin C als die nur veredelten Bramley-Varianten. Die Forscher in Nottingham halten den Bramley für den berühmtesten Küchenapfel der Welt, in Großbritannien kursieren ungezählte Rezepte für wohlschmeckende Kuchen damit.

"Das erfolgreiche Klonen des Originals ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie die Biotechnologie uns und nachfolgenden Generationen dabei helfen kann, die Geschenke der Natur – wie den ursprünglichen Bramley-Apfel – zu bewahren", sagte der Biologe Ted Cocking laut der Mitteilung. 1991 sah die Lage allerdings eher bedrohlich aus. Das Alter und ein Pilz bedrohten den Original-Baum in Southwell, Nottinghamshire. Die Forscher bewahrten die Pflanze vor dem Pilz, noch heute trägt sie Früchte. Durch das Klonen des Baumes stellten die Experten zudem sicher, dass die Eigenschaften des Bramley auch künftig in identischen Bäumen weiterleben.

Vom Schnipsel zum Baum

Die Biologen bedienten sich dazu der Zellkultur und zerschnitten zunächst einige Sproßspitzen in winzige Schnipsel. Diese wurden von allen anhängenden Pilzen und Bakterien befreit und immer wieder in neues, frisches Nährmedium übertragen. Die Zellen teilten sich und bildeten schließlich die Anlagen aller Pflanzenteile. Die fein bewurzelten Klone – sie haben alle dieselbe genetische Ausstattung wie das Original – wurden in immer größeren Behältern herangezogen und schließlich ausgepflanzt.

Auch Desmond O'Grady, an der Uni für die Grünanlagen zuständig, zeigte sich begeistert. "Die Kultivierung dieser einzigartigen Klon-Sammlung vom Original ist sehr interessant. Unsere Bäume hier unterscheiden sich von den Bramley-Bäumen, die Menschen normalerweise kennen. Sie sind kompakter und haben viele Äste für zahlreiche Früchte", sagte O'Grady. Die meisten der heutigen Bramley-Bäume haben mit dem Original nur noch wenig zu tun. "Die Kerne, die vor 200 Jahren in Southwell gepflanzt wurden, haben uns eine Auswahl an Äpfeln beschert, die weltweit für Qualität steht. Die Bäume in unserem Garten sind ein wunderbares Beispiel für lebendige Geschichte und eine Genbank der Zukunft."

Klon und Original

Der Name des Baumes geht auf Matthew Bramley zurück, der 1846 das Gartengrundstück kaufte, auf dem die junge Mary Ann die Kerne in die Erde gedrückt hatte. Der Gärtner Henry Merryweather veredelte die mittlerweile tragenden Bäume und versprach, die Früchte Bramley-Apfel zu nennen, falls er sie auf den Markt bringen würde. Ende 1876 wurden die Äpfel des veredelten Baumes zum ersten Mal bei der Königlichen Gesellschaft für Gartenbau vorgestellt und empfohlen. Auch in London und Birmingham wurde der Apfel gefeiert und erhielt ein Spitzenzeugnis. Eines der ersten geklonten Exemplare wächst nun neben dem Original, dessen Geschichte vor 200 Jahren mit Mary Ann Brailsford und einigen Kernen in der Erde begann.

Quelle: ntv.de

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