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Klimawandel und Küstenschutz CO2 könnte Marschland retten

Der Klimawandel lässt einerseits den Meeresspiegel steigen und bedroht damit die Sicherheit der Küstengebiete. Andererseits kann das Treibhausgas Kohlendioxid in der Luft zu verstärktem Wachstum der Pflanzen des Marschlandes führen, was diese Küstengebiete schneller höher werden lässt. Damit könnten womöglich einige Folgen des Klimawandels in einigen Küstenbereichen gelindert werden. Das berichtet eine Gruppe um Patrick Megonigal vom Simthonian Environmental Research Center in Edgewater im US-Staat Maryland. Ihre Studie erscheint in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.

Das Marschland ist eine Besonderheit sehr flacher Küstenregionen, etwa der Nordsee. Das Meer und die Flüsse spülen Sedimente und Nährstoffe heran, die im Grenzbereich zwischen Land und Meer unter anderem salztolerante Pflanzen gedeihen lassen. Diese stabilisieren den Boden, der mit der Zeit durch abgestorbene Gewächse, Humus und Erde an Höhe gewinnt. Dieser Landgewinn, wenn er nicht durch starke Fluten zunichte gemacht wird, trägt sich auch in der Kirkpatrick Marsh der Chesapeake Bay zu. Die Küste dieser tief ins Land geschnittenen Atlantikbucht teilen sich die US-Staaten Virginia und Maryland.

CO2-Konzentration künstlich erhöht

Megonigal und seine Kollegen erhöhten in den Jahren 2006 und 2007 über einigen ausgewählten Versuchsflächen die CO2-Konzentration (plus 340 parts per million, ppm, Teile CO2 auf eine Million Teile Luft). Zum Vergleich: Derzeit liegt die CO2-Konzentration der Atmosphäre bei 388 ppm. Vor dem Beginn der Industrialisierung erreichte dieser Wert nur 240 ppm. Die Zunahme der vergangenen 200 Jahre um rund 40 Prozent ließ vielerorts die Produktivität der Pflanzen steigen. Um Pflanzen mehr CO2 zu verabreichen, können Zelte oder Gewächshäuser über die Flächen gestülpt werden - als Vergleich dienen die Pflanzen des umliegenden Geländes, auf die nur die CO2-Konzentration der Atmosphäre wirkt. Die US-Forscher beobachteten auf diese Weise über zwei Jahre den Einfluss des CO2.

Eines der Resultate: Die Produktivität der Pflanzen mit mehr als doppelt so viel CO2 steigt um fast ein Drittel (30 Prozent). Weiteres Ergebnis: Mehr CO2 führte zu einer Verdickung der Bodenschicht um drei Millimeter im Jahr. Zum Vergleich: Ohne zusätzliches CO2 verringerte sich die Dicke des Bodens in dem zweijährigen Beobachtungszeitraum um 0,9 Millimeter im Jahr. Den größten Zuwachs in der Produktivität gab es in der Dicke der Wurzelzone: Mit CO2 plus 4,9 Millimeter, ohne CO2 plus 0,7 Millimeter. Das mehr an Produktivität ging demnach auf die Wurzeln zurück.

"Wir schlagen vor, dass ein erhöhter CO2-Gehalt das Wachstum der Wurzeln und die biologische Bodenerhöhung stärkt", heißt es in PNAS. Dies könnte die Widerstandskraft des Marschlandes gegen den höher werdenden Meeresspiegel steigern.

Quelle: ntv.de

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