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Tierschützer entsetzt China darf Elfenbein importieren

Nach jahrelangem Ringen darf nun auch China Elfenbein aus Afrika importieren. Das hat der Ständige Ausschuss des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) in Genf mit neun zu drei Stimmen genehmigt. Bislang besaß nur Japan die Lizenz für die Einfuhr von Elfenbein, weil es ein strenges Kontrollsystem gegen den illegalen Handel entwickelt hatte. Kein weiterer Staat hat eine Importgenehmigung beantragt. Die südafrikanischen Länder Südafrika, Namibia, Botsuana und Simbabwe dürfen nun zusammen 108 Tonnen Elfenbein verkaufen, die sie bis 31. Januar 2007 in Lagern angesammelt hatten.

Sandra Altherr von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife äußerte sich bestürzt. "Diese Entscheidung ist katastrophal. Wir befürchten, dass nun noch mehr Elefanten gewildert werden und der Elfenbeinschmuggel nach China völlig außer Kontrolle gerät", sagte Altherr. "Allein die Aussicht auf eine baldige Lockerung des Handelsverbotes ließ die Schwarzmarktpreise in Asien in jüngster Zeit explodieren".

Bundesregierung mitverantwortlich

"China ist der weltgrößte Schwarzmarkt für Elfenbein", ergänzte Altherr. Der werde nun durch den legalen Verkauf befeuert. Sie machte die Bundesregierung für die Lockerung des Elfenbeinhandels mitverantwortlich. Das Umweltministerium habe in einem "Gefälligkeitsgutachten" viel Sympathie für die chinesische Elfenbeinschnitzerei geäußert und auf den Verlust von Arbeitsplätzen hingewiesen, wenn der Elfenbein-Nachschub ausbleibe. "Der massive illegale Handel wird dagegen ausgeblendet."

Das Bundesumweltministerium hatte den Verkauf von Elfenbein an China befürwortet. Nach einer Inspektionsreise nach China habe das CITES-Sekretariat empfohlen, das Land als Handelspartner zuzulassen, da es alle von den Vertragsstaaten aufgestellten Bedingungen erfülle, betonte das Ministerium. "Das ganze ist ein Experiment", sagte Pressesprecher Jürgen Maaß. "Wir schauen mal, ob wir den illegalen Handel austrocknen können." Nach Ansicht von Pro Wildlife ist die legale Menge an Elfenbein jedoch viel zu gering, um dies zu bewirken.

Millionen-Einnahmen für Simbabwe

Altherr kritisierte zudem den Umgang der EU mit Simbabwe: "Die EU, die nächste Woche Sanktionen gegen Simbabwe verabschieden will, machte heute der korrupten Mugabe-Regierung ein Geldgeschenk: Es darf 3,7 Tonnen Elfenbein verkaufen, mit einem Marktwert von bis zu 1,9 Millionen US-Dollar (1,2 Millionen Euro)."

Der Exporterlaubnis für die vier südafrikanischen Länder war schon auf der CITES-Konferenz in vergangenen Sommer vereinbart worden, jedoch ohne genaue Mengenangabe. Das Elfenbein stammt von natürlich gestorbenen Elefanten sowie aus legalen Abschüssen. Die Einnahmen aus dem Verkauf müssen laut Umweltministerium in Naturschutzprojekte investiert werden. Ansonsten verhängte die Konferenz 2007 für neun Jahre ein Verkaufsverbot von Elfenbein.

Quelle: ntv.de

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