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Höheres Risiko für Übergewichtige Cholesterin-Abbauprodukt fördert Brustkrebs

Etwa 72.000 Frauen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Brustkrebs.

Etwa 72.000 Frauen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Brustkrebs.

Ein hoher Cholesterinwert im Blut steigert die Gefahr, an Brustkrebs zu erkranken. Lange Zeit stellt dieser Zusammenhang ein Rätsel für die Krebsforschung dar. Wie hängen Cholesterin und Brustkrebsrisiko zusammen? Eine Studie bringt nun Licht ins Dunkel.

Ein Abbauprodukt von Cholesterin fördert möglicherweise die Entstehung und das Fortschreiten von Brustkrebs. Versuche mit Mäusen und menschlichen Brustkrebszellen deuten darauf hin, dass hohe Blutfettwerte das Risiko für diese Tumorart erhöhen und die Prognose verschlechtern. Verantwortlich dafür sei der Stoff 27-Hydroxy-Cholesterol (27HC), schreiben die Forscher um Donald McDonnell von der Duke University Medical School in Durham im US-Bundesstaat North Carolina in der Zeitschrift "Science".

"Viele Studien zeigen eine Verbindung zwischen Fettleibigkeit und Brustkrebs und insbesondere darauf, dass erhöhte Cholesterinwerte mit dem Brustkrebsrisiko zusammenhängen, aber bisher wurde kein Mechanismus entdeckt", sagt McDonnell laut einer Mitteilung seines Instituts. "Wir haben nun ein Molekül gefunden - nicht Cholesterin selbst, sondern ein gängiges Abbauprodukt namens 27HC - das das Hormon Östrogen nachahmt und das Wachstum von Brustkrebs antreibt." Etwa drei Viertel aller Brusttumoren reagieren sensibel auf das Sexualhormon.

27HC macht Krebszellen agressiver

In verschiedenen Versuchen an Mäusen zeigten die Forscher, dass 27HC Brustkrebs fördern und zudem auch die Bildung von Metastasen begünstigen kann. Antiöstrogene hemmten dagegen die Aktivität des Stoffes. Studien an menschlichen Brustkrebszellen bestätigten diese Resultate. Sie zeigten außerdem, dass das Enzym CYP27A1, das Cholesterin zu 27HC abbaut, die Tumoren tendenziell aggressiver macht. Das könnte erklären, warum Östrogenhemmer bei hormonempfindlichem Brustkrebs manchmal versagen.

"Das ist ein sehr wichtiger Befund", sagt McDonnell. "Weil menschliche Brusttumoren dieses Enzym zur Herstellung von 27HC bilden, stellen sie ein östrogenartiges Molekül her, das das Tumorwachstum fördern kann. Damit haben die Tumoren einen Mechanismus entwickelt, mit dem sie eine andere Treibstoffquelle nutzen können."

Die Forscher vermuten, dass eine gute Kontrolle der Cholesterinwerte - durch Ernährung oder Medikamente - das Brustkrebsrisiko senken kann. Zudem könnte dies im Falle einer Erkrankung möglicherweise die Wirksamkeit von Therapien mit Tamoxifen oder Aromatase-Hemmern erhöhen.

Prof. Klaus Parhofer vom Klinikum der Universität München Großhadern geht davon aus, dass die an Mäusen und Zellkulturen gewonnenen Erkenntnisse prinzipiell auf den Menschen übertragbar sind. "Bisher hat man zwar gewusst, dass es eine Verbindung zwischen hohen Cholesterinwerten und Brustkrebsrisiko gibt", sagt das Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). "Man hat den Zusammenhang aber nicht verstanden. Diese Studie belegt die Kausalität und zeigt auch die Mechanismen auf." Allerdings könne man anhand der Untersuchung nicht die Größenordnung dieses Effekts abschätzen. Dafür bedürfe es weiterer Studien.

Quelle: ntv.de

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