"Verfluchte Geschöpfe" Chopin litt an Halluzinationen
25.01.2011, 10:57 Uhr
Frédéric Chopin 1849. Das Bild gilt als einzige Fotografie des Musikers.
(Foto: wikipedia)
Der Komponist Frédéric Chopin wurde nur 39 Jahre alt. Auf der Suche nach der Todesursache stoßen Forscher auf Augenzeugenberichte, die auf eine Epilepsie mit Halluzinationen bei Chopin hinweisen.
Der im Jahre 1849 mit nur 39 Jahren verstorbene Komponist und Pianist Frédéric Chopin hat möglicherweise an Epilepsie-Anfällen gelitten, die Halluzinationen auslösten. Zu diesem Schluss kommen zwei spanische Neurologen in einer Studie, die in ihrer Zeitschrift "Medical Humanities" der britischen Mediengruppe British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurde.
Manuel Vazquez Caruncho und Francisco Brañas Fernandez vom Krankenhaus im nordwestspanischen Lugo durchforsteten in der Literatur Aussagen von Augenzeugen zu den Halluzinationen des Musikers. Demnach fühlte sich Chopin nach Angaben seiner langjährigen Gefährtin, der französischen Schriftstellerin George Sand, beispielsweise bei Aufenthalten auf Mallorca mehrfach von "gespenstischen Kreaturen" umgeben, die ihm Angst einflößten. Ein anderes Mal habe er bei starkem Regen das Gefühl gehabt, in einem See zu ertrinken.
Detaillierte Darstellungen
Einer seiner Biographen, Bernard Gavoty, berichtete, wie Chopin im August 1848 im britischen Manchester ein Konzert abbrach und regelrecht floh, weil er um sich "verfluchte Geschöpfe" sah. Die Halluzinationen seien ihm meistens am Abend gekommen, oft begleitet von Infektionen oder Fieber, schreiben die Ärzte. Auch habe er sich detailliert an sie erinnert. Dies läßt nach ihren Angaben auf Epilepsie-Anfälle schließen, die optische, sehr komplexe, meist kurze und oft furchtauslösende Sinnestäuschungen hervorrufen könnten.
Wie die meisten Mitglieder seiner Familie war der aus Polen stammende Komponist nicht bei guter Gesundheit. Er hustete viel und litt häufig unter Erkrankungen der Atemwege, Fieber und Kopfweh. Bisher wurde sein früher Tod entweder auf Tuberkulose oder Mucoviscidose zurückgeführt - eine Erbkrankheit, die zur Verschleimung der Lunge führt. Diese Hypothese konnte bisher nie erhärtet werden, weil die polnische Regierung Gentests an dem in Warschau konservierten Herz des Musikers ablehnt.
Quelle: ntv.de, AFP