Entdeckung erleichtert Diagnosen Deutscher erhält Medizin-Nobelpreis
07.10.2013, 11:57 Uhr
Mit der Medizin beginnt der Reigen der diesjährigen Nobelpreis-Bekanntgabe.
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Ohne ein ausgefeiltes Transportsystem würde die Welt im Chaos versinken. Auch der Körper hat Packstationen, Wegweiser und Aufnahmestellen. Diese haben die diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger erforscht - unter ihnen der Deutsche Thomas Südhof.
Der Deutsche Thomas Südhof zählt zu den diesjährigen Trägern des Medizin-Nobelpreises. Mit seinen beiden US-Kollegen James Rothman und Randy Schekman werde er für grundlegende Erkenntnisse über die Transportsysteme der Zellen ausgezeichnet, teilte das Nobelpreis-Komitee in Stockholm am Montag mit. Die drei Wissenschaftler hätten "das Rätsel gelöst, wie die Zelle ihr Transportsystem organisiert". Südhof freute sich riesig über die Anerkennung, wie der Telefonanruf eines Nobelpreis-Mitarbeiters zeigt.
Alle drei Wissenschaftler forschen an US-Universitäten. Sie bekommen den Nobelpreis für "ihre Entdeckungen der Mechanismen, die den Vesikeltransport regulieren, ein wichtiges Transportsystem in unseren Zellen", heißt es in der Begründung des Nobelpreis-Komitees. Vesikel sind kleine Bläschen, die unter anderem Neurotransmitter, wichtige Botenstoffe im Körper, transportieren. Die Forschungsergebnisse seien von Bedeutung für das Verständnis einer Reihe von Krankheiten, so etwa neurologische Leiden sowie Diabetes, so das Komitee.
Zusammenspiel der Wissenschaftler
Schekman entdeckte eine Reihe von Genen, die für den Vesikeltransport notwendig sind. Rothman entschlüsselte, wie die Vesikel in die richtige Zelle eindringen, um dort ihre Fracht abzuladen. Südhof entdeckte, welche Signale die Vesikel dazu bringen, die von ihnen transportierten Stoffe zur richtigen Zeit am richtigen Ort freizusetzen.
"Ohne diese wunderbar präzise Organisation würde die Zelle im Chaos versinken", schreibt das Nobel-Komitee. Das Transportsystem spielt zum Beispiel im Hormonsystem oder bei Immunkrankheiten eine Rolle. "Tetanus etwa ist eine Krankheit, die diesen Vesikel-Transport beeinflusst", so Jan-Inge Henter von der Nobel-Jury. Sein Kollege Göran Hansson ergänzt: "Sie (die Entdeckung) hat bislang nicht zu Medikamenten geführt, aber zu Diagnosen."
Der nun prämierte Biochemiker Südhof, der an der US-Eliteuniversität Stanford forscht, wurde 1955 in Göttingen geboren und studierte in Aachen, Göttingen und in den USA. Zurzeit arbeitet er vorrangig an der Erforschung von Synapsen, den zentralen Schaltstellen des Nervensystems.
Schekman, Jahrgang 1948, forscht seit 1976 an der kalifornischen Elite-Universität Berkeley. Der 1950 geborene Rothman arbeitet seit 2008 an der US-Universität Yale.
Es bleibt bei acht Millionen Kronen
Die feierliche Preisverleihung findet am 10. Dezember in Stockholm statt. Das Preisgeld wird zu drei gleichen Teilen an die drei Wissenschaftler ausgezahlt. Es fällt in diesem Jahr mit insgesamt acht Millionen Kronen (925.000 Euro) ebenso hoch beziehungsweise niedrig aus wie 2012. Seit 2001 war der Nobelpreis mit zehn Millionen Kronen dotiert, wegen der Wirtschaftskrise wurde die Summe vergangenes Jahr jedoch reduziert.
Mit der Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises hat der diesjährige Reigen der Nobelpreise begonnen. Am Dienstag wird die Auszeichnung im Bereich Physik vergeben, am Mittwoch der Preis für Chemie. Am Donnerstag folgt die Bekanntgabe des Trägers des Literaturnobelpreises. Am Freitag wird der mit besonderer Spannung erwartete Träger des Friedensnobelpreises verkündet. Am Montag kommender Woche wird der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften gekürt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa