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Fehlerhafte Viroiden Die Kleinsten sind die Schnellsten

Einer der kleinsten bekannten Krankheitserreger hat die höchste bekannte Mutationsrate. Das haben Forscher um Selma Gago an der polytechnischen Universität von Valencia (Spanien) herausgefunden. Ihr Untersuchungsobjekt ist ein Exot: Es handelt sich um eine Art Virus, das aber nur aus der Erbsubstanz RNA besteht – keine Hülle, keine Proteine, nichts sonst kommt hinzu. Biologen sprechen von Viroiden. Diese sind zu ihrer Vermehrung auf die Hilfe von Zellen angewiesen und vielfach aus nur rund 400 genetischen Bausteinen zusammengesetzt. Sie haben nur ein Ziel: sich in den Zellen von Gefäßpflanzen vervielfältigen zu lassen.

Gago und ihre Kollegen berichten nun, dass bei der Vermehrung des Chrysanthemum chloroticmottle viroid – nur 399 Bausteine lang – etwa einer von 400 Bausteinen falsch in die Kette eingefügt wird. Das sei der höchste in der Biologie bekannte Wert. Bislang nahmen diesen Rang RNA-Viren ein – bei ihnen ist die Erbsubstanz von einer Hülle umgeben. Auch Viren können sich nur in einem Wirt vermehren. Sie werden, ebenso wie die noch kleineren Viroide, meist nicht zur belebten Welt gezählt.

Das nun untersuchte Viroid befällt Chrysanthemen, die oft keine Symptome zeigen. In einigen Fällen jedoch werden die Pflanzen dadurch nur noch halb so groß. Landwirte kennen andere von Viroiden ausgelöste Pflanzenkrankheiten, die bei Tomaten und Kartoffeln große Schäden anrichten. Für einige Wissenschaftler sind Viroide aus anderen Gründen interessant: Sie könnten Hinweise aus der Ur- und Entstehungszeit des Lebens geben, als sich einzelne chemische Bausteine vermutlich nach und nach zu längeren Einheiten zusammenfügten und irgendwann begannen, sich selbst zu vervielfältigen.

Quelle: ntv.de

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